Und dann kusste er mich
ist.« Er hielt inne, und ich nahm eine subtile Veränderung in der Atmosphäre wahr. »Hör zu, Rom, ich habe mich am Mittwochabend ziemlich blöd benommen. Aber ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dich dort zu sehen. Offen gestanden dachte ich, du hättest ein Date. Verstehst du jetzt, warum ich etwas zugeknöpft war?«
Nein, eigentlich verstand ich das nicht. Da Charlie mir deutlich zu verstehen gegeben hatte, dass ihm an einer Beziehung mit mir nicht gelegen war, ging es ihn nichts an, ob und mit wem ich mich verabredete. Von mir aus konnte er denken, was er wollte, solange er mir nicht in mein Leben reinredete. Doch seine Aufrichtigkeit rührte mich, und so schluckte ich meine Einwände hinunter und lächelte ihm stattdessen zu.
»Danke für deine offenen Worte. Ich weiß das zu schätzen.«
Diese höfliche Antwort schien ihm zu genügen, und er entspannte sich merklich.
»Allerdings glaube ich nicht, dass du in The Garter jemanden finden könntest«, fügte er hinzu.
»Nun, Wren hat jemanden gefunden. Sie hat die Telefonnummer des Barkeepers gekriegt. Wie auch immer – der gute Wille zählt. Wren ist fest entschlossen, mir zu helfen, meinen Fremden zu finden.«
Sein Grummeln war nicht zu überhören. »Du hältst das also immer noch für möglich?«
»Ja, sicher. Immerhin habe ich ihn bei diesem Auftritt am Valentinstag wiedergesehen.«
»Tja, dann.«
Um dieses heikle Thema nicht noch weiter zu vertiefen, begann ich, über andere Dinge zu reden.
Charlie schien das nur recht zu sein, denn auf der Weiterfahrt nach Beauforden Manor beschränkten wir uns ausschließlich auf unverfängliche Themen. Während wir über dies und das plauderten, erwachte plötzlich wieder die alte Magie. Die Scherze flogen zwischen uns hin und her und beflügelten uns zu einem geistigen Schlagabtausch. Es war fast so, als hätte es dieses Gespräch an Weihnachten niemals gegeben. Fast …
Das mittelalterliche Herrenhaus war von düsterer Schönheit. Das alte Gemäuer ragte inmitten eines wild romantischen Parks mit Zedern, Weiden, Eichen und einem silbrig schimmernden Fluss hoch, der sich um den Hügel wand, auf dem das Gebäude thronte. Wir bauten unsere Ausrüstung in der zentralen Halle auf, die von seinen Besitzern während der viktorianischen Ära mit gotischen Stilelementen deutlich verschönert worden war. Kerzen brannten in jedem Fenster und entlang der drei fünfundzwanzig Meter langen Tafeln, die sich an die obere Haupttafel anschlossen. Auf den Tischen standen golden bemalte Platten und Tonkrüge mit Pfingstrosen, Efeu und Rosen. Es war ein unglaublicher Anblick, obwohl Wren, Jack und Tom Mühe hatten, ernst zu bleiben, sobald sie die Angestellten entdeckten, die mit ver drossenen Mienen in ihren mittelalterlichen Gewändern herumliefen.
»Man kann nur hoffen, dass sie anständig bezahlt werden für diese Schmach, sich in der Öffentlichkeit in einer derart peinlichen Verkleidung zeigen zu müssen«, meinte Jack und wischte sich die Lachtränen aus den Augen. »Kein Wunder, dass sie alle so mürrisch dreinschauen.«
»In manchen Momenten wird mir bewusst, wie glücklich ich mich schätzen kann, bei der Arbeit keine Uniform tragen zu müssen«, stimmte Tom mit gesenkter Stimme zu, da gerade ein besonders missmutig wirkender älterer Herr in einem weiten Kittel und erbsengrünen Strumpfhosen mit einem Stapel Stühle vorbeiging. »Und dies ist so ein Moment.«
»Guten Tag, meine Damen und Herren.« Ein brummig aussehender Mann in einem Edelmann-Outfit kam auf uns zu. Mit einem sehr unmittelalterlichen Klemmbrett in den Händen betrachtete er den halbfertigen Bühnenaufbau. »Mein Name ist Gary. Ich bin der Veranstaltungsleiter in Beauforden. Der Aufbau sieht ja ganz gut aus. Haben Sie alles, was Sie brauchen?«
Jack schüttelte ihm die Hand. »Ja, alles bestens. Ich bin Jack Williams. Wir haben, glaube ich, miteinander telefoniert, richtig?«
Ein breites Lächeln erhellte Garys Züge: »Ah, der Keyboardspieler mit dem unzuverlässigen Navi! Keine Bange, Sie sind nicht der Erste, der von so einem Teil in die Irre geführt wurde.«
Verlegen gestand Jack: »Ich bin auf einem Feld gelandet! Da blieb mir nichts anderes übrig, als hier anzurufen und mich von Ihnen lotsen zu lassen. Nochmal vielen Dank.«
»Keine Ursache. Das Zimmer hinter der Tür dort hinten können Sie als Garderobe benutzen. Ihre Kostüme habe ich schon bereitgelegt. Wenn irgendwelche Probleme auftauchen, rufen Sie mich einfach!« Mit
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