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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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aufsprangen und mir quer über den Tisch einen braunen DIN-A4-Umschlag zuschoben.
    Das Kinn in die Hände gestützt, sah mich Tante Mags mit starrem Blick an. »Bist du bereit?«
    »Ja.« Ich hob den Umschlag auf und merkte, wie meine Hände zitterten. Meinen flatternden Puls bewusst ignorierend, atmete ich tief durch, ehe ich den Umschlag umdrehte und das Siegel aufbrach.
    Bitte, lass es ihn sein!
    Nervös legte Onkel Dudley den Arm um meine Tante. In dem Lächeln der beiden lagen so viel Hoffnung und Liebe, dass ich einen Moment die Augen schließen musste, um nicht von der Rührseligkeit überrollt zu werden.
    Ungeduldig öffnete ich den Umschlag, wobei mir der typische Salz-und-Essig-Geruch von braunem Papier in die Nase stieg. Ich fühlte die kühle Glätte von Fotopapier und zog langsam das Bild heraus, dessen weißer Rand als Erstes zum Vorschein kam.
    Der große Moment …
    Mit wild pochendem Herzen beugte ich mich über das leicht unscharfe Schwarz-Weiß-Foto. Ich erblickte die vertrauten Umrisse der Weihnachtsmarktbuden, wo wir uns begegnet waren, die verschwommenen Gesich ter der Weihnachtsmarktbesucher, die sich um uns scharten. Und inmitten dieser ganzen Szene befanden sich zwei Personen, von denen ich eine sofort wiedererkannte …
    »Und?«
    »Es ist … ein wunderbares Foto …« Ich blickte zu meinem gebannten Publikum auf und hob mit Tränen in den Augen das Foto in die Höhe. »… von mir .«
    Die Stille in Our Pol war ohrenbetäubend.

10
    Gimme! Gimme! Gimme! (a man after midnight)
    »Es ist sein Hinterkopf.«
    »Ja, das weiß ich, Wren.«
    »Sein Hinterkopf , Rom! Mehr hast du nicht?«
    »Hey, bei Fat Face ist gerade Ausverkauf. Wollen wir da nicht hingehen?« Fat Face war ein Modedesigner, den wir beide mochten.
    Wren ignorierte meine geistvolle Anspielung und betrachtete das Foto in ihren Händen, während wir in The Mailbox in einem knallrosa erleuchteten Lift nach unten fuhren. »Nun ja, immerhin kannst du den Hinterkopf dieses Typen mit dem Hinterkopf des Kerls vergleichen, den du am Valentinstag gesehen hast.« Sie brach in schallendes Gelächter aus, ohne sich um die missbilligenden Blicke der beiden aufgedonnerten Frauen zu kümmern, die auf High Heels aus Harvey Nic’s herausgestöckelt kamen. »Du musst zugeben, dass das ziemlich komisch ist.«
    »Ich lach mich schlapp. In welches Café willst du gehen?«
    Mühsam kriegte sie sich wieder so weit ein, dass sie mir eine vernünftige Antwort geben konnte. »Lass uns einfach durch die New Street bummeln und nach einem netten Plätzchen Ausschau halten.« Nach einem Blick auf meine Miene wurde sie schlagartig wieder ernst. »Ach, Rom, bist du sehr traurig? Entschuldige, ich hätte nicht lachen dürfen.« Sie hakte sich bei mir unter und drückte tröstend meinen Arm. »Wir werden uns jetzt einen richtig schönen Mädelsnachmittag machen, okay?«
    Seit ich das Foto erstmals in den Händen gehalten hatte, war eine Woche vergangen, und inzwischen sah ich die ganze Sache deutlich gelassener. Ich hatte sogar mit Jack und Sophie darüber gelacht, als ich ihnen das Foto am Vorabend gezeigt hatte. Ja, ich war enttäuscht, aber entscheidend für mich war, dass er tatsächlich auf dem Foto abgebildet war. Kurzum: Er war real, und ich hatte mir das Ganze nicht nur eingebildet. Und das war durchaus etwas Positives.
    »Es ist einfach ein weiteres Puzzlestück«, erklärte ich Wren, als wir zehn Minuten später in einem Café saßen. Draußen strömten Passanten vorbei, und ein Straßenkünstler spielte auf seinem Tenorsaxophon.
    Wren rührte die Schlagsahne unter ihren Kakao. »Du bist unglaublich, Rom. Ich hätte schon vor Monaten aufgegeben. Also, was hast du als Nächstes vor?«
    »Wir suchen einfach weiter. Onkel Dudley ist überzeugt, dass mein Blog bald den Erfolg bringt, zumal meine Leserschar immer größer wird.«
    »Wie viele sind es denn mittlerweile?«
    »Fast vierzig. Keine Ahnung, wie sie unter den zahllosen Blogs ausgerechnet auf meinen gestoßen sind, aber sie sind ungeheuer enthusiastisch. Würden meine Erfolgschancen in direktem Verhältnis zu der Begeisterung meiner Anhänger stehen, wäre ich auf der sicheren Seite.«
    »Hmm …« Wren blätterte in einer alten Lokalzeitung, die auf unserem Tisch liegen gelassen worden war. »Das Problem ist, dass deine Anhänger dich eigentlich bloß anfeuern. Was du brauchst, ist …« Sie brach ab und blickte stirnrunzelnd in die Zeitung.
    Wren verfügt über jene Art von kreativem Verstand, der

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