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Und dann kusste er mich

Und dann kusste er mich

Titel: Und dann kusste er mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dickinson Miranda
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mit sprunghafter Geschwindigkeit unentwegt in Bewegung ist. Als Folge davon hielten fremde Leute sie für konfus, weil ihre Sätze oft unbeendet blieben und sie bei Gesprächen vom Hölzchen aufs Stöckchen kam. In Wahrheit war sie wahrscheinlich intelligenter als wir alle zusammen, konnte mühelos verschiedenen Gedankensträngen gleichzeitig folgen und dabei auch noch andere Tätigkeiten verrichten. In einem Schulzeugnis stand einmal, Wren habe das Potenzial, entweder eine »begnadete Künstlerin oder eine despotische Chefin« zu werden – eine Einschätzung, die sie uns regelmäßig voller Stolz unter die Nase rieb.
    »Jedenfalls weiß ich nun, dass mein Fremder real ist. Wren?« Ich wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, doch ihr Blick blieb auf die zerknitterte Zeitung geheftet, die zwischen unseren Tassen ausgebreitet lag. »Hallo? Erde an Wren …«
    »Das ist es!«, rief sie aus und tippte mit ihrem Finger auf Seite zwölf. Mit einem triumphierenden Lächeln blickte sie zu mir auf. »Ich weiß, wie wir ihn finden können! Warum ist mir das nicht schon früher eingefallen?« Sie schlug sich mit der Handfläche gegen die Stirn. »Ich Idiot! Wie konnte ich nur so dusslig sein! Das hier ist perfekt !« Wren sah aus, als würde sie jeden Moment abheben und wie ein heliumgefüllter Ballon an die Decke steigen.
    »Wren, beruhige dich! Wovon redest du?«
    »Darüber!« Sie drehte die Zeitung zu mir herum und deutete auf die Seite.
    »Die Kontaktanzeigen?«
    »Ja! Wir geben eine Anzeige auf, in der steht, wo ihr euch begegnet seid, wie ihr gekleidet wart und was passiert ist. Wenn er es dann liest, wird er sich mit dir in Verbindung setzen, und fertig!«
    »Falls er diese Zeitung überhaupt liest.«
    »Rom, diese Zeitung liest jeder . Außerdem sind das Nebensächlichkeiten. Ich möchte, dass du ihn findest. Du verdienst einen tollen Mann, der dich glücklich macht, erst recht nachdem du so lange auf Charlie gewartet hast.«
    Von allen meinen Freunden hatte Wren die höchste Meinung von mir. Es war unglaublich berührend, wie leidenschaftlich sie mir Glück wünschte.
    »Weißt du was? Wir schreiben die Anzeige sofort, und ich schicke sie dann per E-Mail an die Zeitung.«
    Angesichts ihres Tempos wurde mir etwas mulmig zumute. »Meinst du nicht, wir sollten uns etwas Zeit lassen und alles noch einmal genau überdenken?«
    »Ach, komm schon, Süße, wo bleibt dein berühmter Sinn für Abenteuer? Schnapp dir einen Kuli, und dann überlegen wir uns einen witzigen Text.«
    Obgleich ich einige Bedenken bezüglich Wrens neuestem Plan hatte, musste ich zugeben, dass mir im Moment nichts Besseres einfiel, um irgendwie weiterzukommen. Seit ich Baz’ Foto erhalten hatte, stagnierte die ganze Sache leider. Die Anzeige würde in der übernächsten Wochenendausgabe erscheinen, und Wren hatte darauf bestanden, den ersten Entwurf ungefähr fünf Mal umzuschreiben. Auch Onkel Dudley wusste nichts Neues zu berichten, doch dafür hatte ich von meiner wachsenden Anhängerschar wieder ein paar aufmunternde Nachrichten erhalten.
    Gib nicht auf, Romily – du hast es in der Hand, dein Märchen Wirklichkeit werden zu lassen! xx rosieNYC
    Ich hoffe, du findest ihn. Viel Glück ☺ dave-carter
    Ich geh jedes Wochenende aus, und die Typen sind alle totale Kotzbrocken. Viel Glück bei deiner Suche nach dem einzigen guten Exemplar!:D x chelC
    Eine super Sache! Meine Freundinnen an der Schule drücken dir alle die Daume n ! xoxoxo Jenna96
    Derlei enthusiastische Kommentare waren für mich zunächst etwas befremdlich gewesen, da ich es nicht gewöhnt war, die komplizierten Details meines Liebeslebens mit dem halben Cyberspace zu teilen. Doch wie Onkel Dudley zu sagen pflegte: »Je größer das Netz, desto größer die Chance, dass du den Burschen fängst.«
    Ich musste an diese Möglichkeit glauben, obwohl die Spur inzwischen kalt geworden war – wenn auch nur vorübergehend, wie ich hoffte. Zumindest Wren stand mir unerschütterlich zur Seite, und auch meine anderen Freunde unterstützten mich, obwohl sie mich immer wieder damit aufzogen. Die einzige Person, die noch überzeugt werden musste, war Charlie.
    Seit unserem Gespräch auf dem Weg zu der Mittelalterhochzeit war die Stimmung zwischen uns deutlich entspannter, aber weit entfernt von der alten Vertrautheit und Offenheit. Ich hatte das Bedürfnis, ihm alles zu erzählen – nach fünfzehn Jahren ließ sich das nicht so einfach abschalten –, doch das Thema blieb tabu. Um nicht aus

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