Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
Grund hatte zu der Annahme, dass meine Mutter noch am Leben war, irgendwo da draußen. Vielleicht hat sie versucht, sie zu finden, ohne Erfolg. Was auch immer sie fand, es war genug.«
»Wir werden es niemals wissen«, unterbrach ich, »aber ich denke, sie hat Edna gefunden. Das heißt, sie fand heraus, dass Edna als Stadtstreicherin auf den Londoner Straßen lebte. Ich denke, die alte Respektabilität kam wieder zum Tragen. Sie konnte weder mit Ihnen, Lottie, noch mit Ihrem Vater, Lilians Sohn, über diese schockierenden Umstände reden. Doch sie hat versucht, die Dinge in Ordnung zu bringen, genauso, wie sie es schon einmal gemacht hatten, vor all den Jahren. Edna jedoch hat bittere Erfahrungen gemacht mit Menschen, die irgendwelche Dinge für sie in Ordnung bringen wollen oder Entscheidungen in ihrem Namen treffen, das hat sie mir selbst einmal gesagt. Wenn Lilian sich ihr gezeigt hat, hat Edna sie in die Wüste geschickt. Lilian zog sich zurück, und später starb sie, doch ihre Schwester Edna wusste nichts davon. Wie hätte sie auch? Sie wusste nur, dass Lilian sie einmal gefunden hatte und es wohl wieder tun würde.
Als Edna also herausfand, dass sie beschattet wurde – von Duane –, dachte sie, es wäre erneut Lilian, die mit ihr Kontakt aufnehmen wollte. Doch es war nicht Lilian. Es war ihr ehemaliger Geliebter, der Mann, der, auch wenn es ungewollt war, ihr Leben zerstört hatte.«
Wir alle saßen eine Weile schweigend da. Schließlich sagte ich: »Ich hatte von Anfang an den Verdacht, dass Edna eine Ahnung hatte, wer sie verfolgte. Sie hat sich geirrt, wie es der Zufall will. Der Mann, den sie erspäht hatte und vor dem sie sich fürchtete, war zwar der Freund des Enkels ihrer Schwester, doch er war vom Enkel ihres früheren Geliebten auf ihre Spur gesetzt worden.«
»Unsinn!«, murmelte Adam, doch es klang wenig überzeugend.
Lottie blickte unsicher von einem zum anderen, als sie versuchte, in unseren Mienen zu lesen. Dann meldete sie sich zu Wort.
»Es war nur ein Auftrag, weiter nichts«, sagte sie. »Ich hatte keinerlei persönliches Interesse an der Sache. Adam sagte, sein Großvater wollte, dass wir die alte Frau aufspüren, und wir nahmen den Auftrag an. Wir sind professionelle Privatermittler. Wir machen alles, was nicht ungesetzlich ist. Duane meinte, es wäre ein guter Job, gut bezahlt. Wir mussten nicht mal Resultate bringen, um unser Honorar zu erhalten. Wir wurden täglich bezahlt, plus Spesen. Was scherte mich da die alte Irre oder wer sie war? Ich habe sie nicht gekannt.«
»Oh doch, Lottie«, widersprach Jessica ihr. »Ich denke, du hast sie sehr gut gekannt, und ich denke auch, ich weiß den Grund dafür.«
KAPITEL 18
»Henry und ich …« Jessica zögerte und grinste ironisch, bevor sie fortfuhr. »Ich habe nie ›Vater‹ zu ihm gesagt, und es jetzt zu tun wäre sinnlos und verwirrend. Also Henry und ich sind der gleichen Meinung wie Sie, Fran. Am Ende ihres Lebens litt Lilian unter Gewissensbissen, was ihre Schwester anging. Sie machte sich auf die Suche nach Edna und fand sie. Hätte sie herausgefunden, dass Edna glücklich und zufrieden irgendwo lebt, wäre ihr Gewissen beruhigt gewesen. Doch Edna war eine Obdachlose, eine Stadtstreicherin. Lilian wollte die Jahre der Missachtung und Vernachlässigung wiedergutmachen, auch die Art und Weise, wie Edna entsprechend dem Testament des alten Colonel Walters um ihr Erbe betrogen worden war, eines Erbes, auf das sie ein Anrecht hatte. Hätte Edna zum entsprechenden Zeitpunkt dieses Testament angefochten, dann hätte ihr ein Gericht so gut wie sicher einen Teil der Vermögenswerte zugesprochen, oder Lilian wäre verpflichtet worden, eine Vereinbarung zu treffen, um einen öffentlichen Streit zu vermeiden. Der Skandal wieder einmal, versteht ihr?
Lilian hatte ihre kleine Schwester Edna schon einmal im Stich gelassen. Wenn sie ihr eigenes Testament machte und Edna nicht bedachte, würde sie zum zweiten Mal um ihr Recht betrogen werden, und Lilian hätte sie ein zweites Mal verraten. Sie hat dir das Haus vermacht, Lottie, weil das ohne Fußangeln möglich war und weil es Steuervorteile gab. Darüber hinaus hat dein Vater ein beträchtliches Erbe erhalten, nicht war? Ich war übrigens beim Nachlassgericht und habe mir eine Kopie des Testaments besorgt. Sie hat den Großteil ihres beträchtlichen Vermögens ihrer Schwester Edna Walters hinterlassen. Sie war nicht der Ansicht, dass es ihren eigenen Nachkommen gegenüber unfair wäre.
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