Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
die Walter-Schwestern reden, falls überhaupt. Ich möchte wissen, wie du mich zu überzeugen gedenkst, dass du die Tochter von Edna und meinem Großvater bist! Ich kannte meine Großmutter. Sie und Henry hatten eine gute Ehe. Es gab nie Gerede darüber, dass er fremdgegangen wäre. Ich kenne ihn mein ganzes Leben, und er war immer ein sehr korrekter und aufrechter Mensch! Er hat sein Geld mit Kirchengewändern verdient, Herrgott noch mal! Er hat sie in die ganze Welt verkauft! Für jede Religion und jede Glaubensrichtung. Er hat alles geliefert, angefangen bei Soutanen über Birette und Scheitelkäppchen bis hin zu Bischofsmitren, maßangefertigt auf Bestellung! Und du willst mir erzählen, dass er eine heimliche Geliebte hatte? Ich glaube es einfach nicht!« Er schob trotzig das Kinn vor und starrte sie an.
»Dann lass es mich erklären«, sagte Jessica, ungerührt von seinem Ausbruch. »Meine Mutter und Henry lernten sich Ende der fünfziger Jahre kennen. Edna war erst sechzehn und unglaublich schön. Man erkennt es heute nicht mehr, aber ich habe Fotos von ihr gesehen.«
»Wo?«, rasselte Adam.
»Henry besitzt mehrere. Er hat sie all die Jahre versteckt, während seiner Ehe. Er brachte es nicht über sich, sie zu vernichten.«
Adam sah aus wie vom Donner gerührt. Jessica hingegen wirkte traurig. Wir standen im Begriff, die tragische Geschichte zweier unglücklich Liebender zu hören – nicht, dass es auf Lottie Forester oder Adam Ferrier auch nur den geringsten Eindruck gemacht hätte.
»Henry war siebzehn Jahre älter als Edna, als sie sich begegneten, doch er verfiel ihr in einer einzigen Sekunde. Er war bereits verheiratet, glücklich verheiratet in jeder Hinsicht, wie du ganz richtig sagst, Adam. Doch die Leidenschaft überwindet manchmal alle Schranken, nicht wahr? Sie schlägt sämtliche Regeln in den Wind und gehorcht keiner Vernunft. Henry und Edna verliebten sich unsterblich ineinander. Er hat mir erzählt, sie hätte ihm das Gefühl gegeben, genauso jung zu sein wie sie, und sie wäre die erste richtig große Liebe für ihn gewesen, genau wie er für sie. Und doch hatte er keine schlechte Ehe. Es war, was die Franzosen einen Coup de Foudre nennen. Liebe auf den ersten Blick. Ich glaube, Henry weiß bis heute nicht, wie alles geschah. Er bat seine Frau um die Scheidung, doch sie weigerte sich. Es muss ein furchtbarer Schock für sie gewesen sein.
Sie kämpfte um ihn. Sie sagte, sie würde sich mit allen Kräften gegen jeden Versuch einer Scheidung wehren, und sie würde einen gewaltigen Skandal verursachen. Wie dem auch sei, sie war die verletzte Partei, und in jenen Tagen konnte Henry nur wenig unternehmen, wenn sie die Scheidung nicht wollte. Seine Frau stellte sich auf den Standpunkt, dass Henry vorübergehend betört worden war und mit der Zeit darüber hinwegkommen würde. Ihre Lösung bestand darin, dass sie gemeinsam einen langen Urlaub im Ausland machten, den Riss in ihrer Ehe reparierten und nach Hause zurückkehrten, als wäre niemals etwas gewesen.
Was Arnold Walters angeht, Ednas Vater, nun, seine Reaktion war noch schlimmer! Er war ein Zuchtmeister der alten Schule.«
Jessica zuckte mit den Schultern und fuhr beinahe entschuldigend fort: »Arnolds Frau war gestorben, als die Mädchen noch klein gewesen waren, und vielleicht glaubte er, besonders streng sein zu müssen, weil die Kinder keine Mutter hatten, die über sie wachte. Vielleicht, wäre ihre Mutter noch am Leben gewesen, hätte alles einen ganz anderen Verlauf genommen, aber das werden wir niemals erfahren, denke ich.
Wie vorauszusehen ging der alte Mann durch die Decke und weigerte sich strikt, die Möglichkeit einer Heirat mit Edna auch nur zu erwägen. Damals lag das gesetzliche Alter der Volljährigkeit noch bei einundzwanzig Jahren. Selbst wenn Henry seine Scheidung durchgesetzt hätte, er und Edna hätten Arnolds Erlaubnis für die Hochzeit einholen müssen. Es wäre unwahrscheinlich gewesen, dass sie vor Gericht auf mitfühlende Ohren gestoßen wären angesichts des Altersunterschieds und sämtlicher anderer Umstände. Viel wahrscheinlicher wäre meine Mutter ein Mündel des Staates geworden.
Henrys Geschäftspartner schritt ein und beendete die ganze Angelegenheit ziemlich derb. Gerüchte kursierten, und sie schadeten der Firma. Sie handelte mit Kirchengewändern, genau wie du gesagt hast, Adam. Der Skandal hätte Einbußen in großem Maßstab nach sich gezogen, stornierte Bestellungen und so weiter. Henry musste
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