Und das ewige Licht leuchte ihr - Granger, A: Und das ewige Licht leuchte ihr - Rattling the bones
beschwatzte ich ihn.
»Nein!«, antwortete er mit entsetztem Krächzen, das weitere neugierige Blicke seitens der übrigen Stammgäste auf uns lenkte. »Nein, bestimmt nicht!«, wiederholte er leiser, doch genauso vehement wie beim ersten Mal. »Ich habe sie nie jemandem geliehen. Aber ich hab sie, na ja, für vierundzwanzig Stunden verlegt, weißt du? Und stell dir vor, ich hab sie wiedergefunden.«
Ich forderte ihn auf, mir die ganze Geschichte zu erzählen. Ich musste ihm versprechen, Susie nichts zu sagen. Ich denke, er hatte mehr Angst vor Susie als vor der Polizei. Er würde nicht mehr viele Aufträge von Lottie bekommen, und er konnte sich nicht leisten, einen weiteren Arbeitgeber zu vergraulen.
»Wann war das und wo?«, fragte ich.
»Es war nur dummes Pech, nicht meine Schuld oder so. So was passiert, und ich hab’s wieder in Ordnung gebracht. Ich hab sie wiedergefunden.« Er runzelte die Stirn. »Ich hatte sie seit ein paar Tagen nicht mehr benutzt, aber sie waren in meiner Manteltasche, oder wenigstens dachte ich, sie wären dort. Du weißt, dass ich den alten Duane anhand deiner Beschreibung erkannt hab. Du weißt auch, dass Susie keine Arbeit für mich hatte und ich mich umhören musste, ob jemand anders einen Job für mich hat. Ich war auch draußen in Teddington. Ich war nicht im Haus – es war schon spät. Ich wusste, in welchem Pub Duane verkehrt, also bin ich hin, und dort war er. Ich hab ihm erzählt, dass du wegen ihm rumgefragt hast. Er war dankbar, wie bereits gesagt. Er hat mir einen Whisky spendiert.«
An diesem Punkt warf Les einen missbilligenden Blick auf sein Bierglas.
»Und die Schlüssel?«
»Ah, die. Es war heiß im Pub, verstehst du? Also zog ich meinen Mantel aus und hängte ihn über die Rückenlehne von meinem Stuhl. Ich schätze, dabei müssen die Schlüssel aus meiner Manteltasche gefallen und auf dem Boden gelandet sein. Nur dass ich nichts davon bemerkt hab, weißt du? Ich hab sie nicht am Fußboden liegen sehen, weil es ziemlich dunkel war im Pub, und ich hab sie nicht rausfallen hören wegen all dem Lärm der anderen Gäste ringsum und so. Es ist ein angesagter Laden, gedämpftes Licht und schicke Sachen auf der Karte, wenn man was essen möchte. Kein gewöhnlicher Eintopf mit Bohnen und Würstchen, sondern Casssolee .«
»Cassoulet, Les. Das schmeckt sehr gut.«
»Es ist französisch«, sagte Les. »Was ist verkehrt an Bohneneintopf mit Würstchen?«
Es war nicht der richtige Zeitpunkt, um über die internationale Küche zu diskutieren. »Wann hast du die Schlüssel vermisst, Les?«
»Ich hab sie überhaupt nicht vermisst«, sagte er ehrlich. »Nicht direkt, heißt das. Ich hab es erst am nächsten Tag gemerkt, nachdem Duane gestorben war, der arme Kerl. Susie hat mich nach den Schlüsseln gefragt. Ich hab die Hand in die Tasche gesteckt, und sie waren nicht mehr da! Ich hab Susie nichts merken lassen! Ich hab ihr geschworen, dass ich sie nie aus der Hand gegeben hätte! Sie war ziemlich aufgeregt und durcheinander und hat nicht verlangt, sie zu sehen, aber es war verdammt knapp! Ich dachte, jeden Augenblick sagt sie, dass ich ihr die Schlüssel zeigen soll! Normalerweise funktioniert ihr Verstand messerscharf, aber der tote Duane in ihrem Büro hatte sie ziemlich mitgenommen. Die Polizei hat außerdem jede Menge Ärger gemacht.«
»Was hast du denn gedacht? In dieser Situation, nach einem Mord?«, murmelte ich.
Mein Sarkasmus entging ihm völlig. »Sicher, Recht hast du. Sobald man eine Leiche hat, kann man sich vor Uniformierten und Kriminalen nicht mehr bewegen. Diese Typen von der Spurensicherung wimmeln überall rum auf der Suche nach Fingerabdrücken und DNS -Spuren und was weiß ich nicht alles. Sie kratzen Blutflecken zusammen und staubsaugen den Teppich und so weiter, weißt du? Sie haben Susies Büro von oben bis unten umgekrempelt und alles versiegelt! Dieser Tattoo-Typ von oben, dieser Michael, er war außer sich vor Wut, weil er nicht mehr in seinen Laden konnte!«
»Das hat Susie mir erzählt«, sagte ich und unterbrach seinen Redefluss. Les mochte eine Abneigung gegen die Polizei hegen, doch die Art und Weise, wie sie zu Werke ging, faszinierte ihn unüberhörbar. Wahrscheinlich war er bereits mehr als einmal dabei gewesen und hatte sie bei der Arbeit beobachtet.
Ich fand die Erwähnung von Michael dem Tattoo-Künstler interessant und fragte mich, ob Les vielleicht selbst einen weniger erfolgreichen Besuch in seinem Studio hinter sich hatte.
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