und das Geheimnis der Saerge
gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. »Toll hier«, hörte er Peter. Plötzlich war ein Scheinwerferkegel zu sehen. Der Zweite Detektiv zielte mit seiner Taschenlampe auf einen engen Durchgang. Etwa in Schulterhöhe waren auf der linken Seite Pfeile ins Innere und auf der rechten Pfeile in Richtung Ausgang gemalt.
Justus und Bob holten ebenfalls ihre Taschenlampen aus den Rucksäcken. Es war deutlich kälter als im Freien. Sie schlüpften schnell in ihre Jacken. Peter übernahm die Führung und zwängte sich zwischen zwei bauchigen Felsen tiefer in die Höhle.
Als sie in die nächste Halle kamen, war deutlich das rhythmische Tropfen von Wasser zu hören. Der Lichtstrahl aus Peters Taschenlampe kletterte die Wand hoch. Mal schlank, mal baumdick hingen Tropfsteine von der Decke.
»Das sind doch …« Bob suchte nach dem Fachausdruck.
»… Stalagmiten«, meinte Peter.
»Falsch. Stalaktiten«, verbesserte der Erste Detektiv. Er hatte sich mit seinem Computergedächtnis die beiden unterschiedlichen Bezeichnungen für Tropfsteine eingeprägt. Die eine galt denen oben an der Decke und die andere den Figuren, die sich in Zigtausenden von Jahren unten am Boden gebildet hatten.
»Hätte mich ja gewundert«, konterte Peter trocken. »M steht auf seinem Bein, T hängt in die Höhle hinein«, reimte Justus aus dem Stegreif und grinste.
Sie bewunderten die vielfältigen Formen, die im Fels entstanden waren. Manche erinnerten an Flaschen, andere an antike Vasen, wieder andere an fantasievolle Hüte. »Wie ein turnendes Baby!« Bob kicherte und deutete auf einen der lehmgelben Steine. Er zögerte kurz. Einerseits hätte er gerne mehr darüber gewusst, wie sich diese Steine bildeten. Andererseits konnte einem dieses Superhirn Justus Jonas mit seinem geballten Wissen manchmal ganz schön auf die Nerven gehen. Bob berührte die Felswand mit der Hand. Sie fühlte sich feucht und pelzig an, aber nicht so kalt, wie er gedacht hatte.
»Unser Superhirn weiß doch sicher, wie diese Dinger entstehen.« Peter hatte dieselbe Idee wie Bob. Seine Worte hallten unheimlich wider.
Während sie weiter in das Innere der Höhle eindrangen, klärte Justus die Freunde darüber auf, dass Tropfsteine durch Druck- und Temperaturwechsel gebildet werden. »Kalk, Kohlendioxid und Wasser reagieren so miteinander, dass sich Kalk löst«, sagte er. Sie kamen in einen düsteren Raum, der trocken war und keine Tropfsteine beherbergte.
»Wie schnell wachsen die Dinger?«, wollte Peter wissen.
»Weniger als einen Millimeter pro Jahr.«
»In dem Video, das wir in Geographie gesehen haben, waren diese Stalakdingsbums aber viel dunkler«, erinnerte sich Bob.
»Das kommt von den Oxid-Beimengungen«, fuhr Justus ungerührt fort. »Eisen färbt gelb oder braun und Mangan sogar richtig blutrot.« Er lächelte etwas schief. »Jedenfalls, wenn ich mich richtig erinnere.«
Kopfschüttelnd sah Peter ihn an. »Das alles weißt du doch nicht aus der Schule.«
Justus murmelte etwas von Bildung und wie wichtig Lesen sei. Kurz vor Abflug nach Europa hatte er auf dem Schrottplatz von Onkel Titus einen alten Schrank entdeckt, der seit Jahren unter dem Vordach des Zauns gestanden haben musste. In ihm hatte er etliche Bildbände über Tiere, Pflanzen und Steine gefunden. Aber so genau wollten es die beiden anderen ja bestimmt nicht wissen.
»Eine Gabelung«, riss ihn Bob aus seinen Gedanken. »Und was machen wir jetzt?«
Justus leuchtete mit der Taschenlampe auf seine Armbanduhr. »Wie wär’s mit Umkehren?«
»Wir haben doch noch Zeit«, widersprach Peter. »Lasst uns den linken Gang nehmen.« Er leuchtete auf einen Richtungspfeil. »Wenn die aufhören, gehen wir wieder zurück.«
»Ich bin für rechts«, schlug Bob vor. »Da gibt’s keine Pfeile.« Er leuchtete auf etwas Weißes, das er in seiner Hand hielt.
»Was ist das?«
»Hat mir Alexandra zugesteckt, für alle Fälle.« Bob tat einen Schritt zur Felswand und malte mit knirschenden Strichen einen Pfeil darauf. »Kreide«, sagte er zufrieden. »Nehmen wir den rechten Weg?«
Justus und Peter waren einverstanden, und Bob malte übermütig drei ??? neben den Pfeil. »Damit die Nachwelt auch weiß, dass wir hier waren.«
Die Höhle machte eigentlich keinen gefährlichen Eindruck, bot dafür aber immer neue fantastische Gesteinsformen. Der Weg war mal schmaler und mal breiter. Immer führte er leicht abwärts. An einer kleinen Biegung blieb Justus stehen, und Peter stieß mit ihm zusammen.
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