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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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…«, fing ich an, doch er hatte schon aufgelegt. Ich schlüpfte in meine Turnschuhe, und ehe ich sie zugebunden hatte, stand Bill schon an der Wohnzimmertür, rosig und etwas atemlos, in einem Parka mit pelzbesetzter Kapuze.
    »Ich hatte gehofft, dass Sie sich vor Sonnenauf-gang melden würden«, sagte er. »Kommen Sie jetzt mit, wir müssen uns beeilen. Ich möchte Ihnen etwas zeigen.«
    »Was denn?«
    »Das werden Sie gleich sehen.« Sein Gesicht strahlte, als er auf dem Absatz kehrtmachte und durch den Flur davonstürmte. Ich hastete hinterher, und bei meinem Versuch, ihn einzuholen, stießen wir an der ersten Ecke fast zusammen, weil ich gleichzeitig auch noch meine Umgebung in Augenschein nehmen wollte. Aber wer hätte es mir ver-
    übeln können?
    Meine Suite ging auf einen getäfelten Korridor, in dem Gemälde mit Jagdszenen hingen. Der Läufer auf dem Boden zeigte ebenfalls eine Jagdszene mit Hunden, die den Gang entlangrasten und einen hochmütig dreinschauenden Fuchs anbellten, der außerhalb ihrer Reichweite im äußersten Winkel saß.
    Als wir um die Ecke bogen, kamen wir in einen weiteren langen Korridor, dessen Wände mit Still-leben bedeckt waren. In den Läufer hier waren vor einem Hintergrund aus gebrannter Umbra Birnen, Pfirsiche und blassgrüne Trauben eingewebt. Es ging um eine weitere Ecke, und wir eilten eine Treppe aus heller Eiche hinauf, um deren Pfosten sich geschnitztes Weinlaub rankte, ebenso wie um die Balustrade. Jeder Treppenabsatz war etwa so groß wie mein Schlafzimmer. Wenn Bill vorgehabt hatte, mich zu beeindrucken, dann war es ihm gelungen.
    »Siehe, das Haus der Willis«, sagte ich leise.
    Bill hatte meine Worte gehört. »Gefällt es Ihnen?«, fragte er. »So was entsteht, wenn man von einem uralten Hamstergeschlecht abstammt. Vor über zweihundert Jahren brachten wir all unsere Habe aus England hierher, und soweit ich weiß, hat seitdem kein Familienmitglied jemals etwas wegge-worfen. Es würde mich gar nicht wundern, wenn sich herausstellte, dass diese Töpfe hier einmal in den Gräbern unserer Vorfahren Verwendung fanden.« Der »Topf«, den er meinte, war eine hellblaue Porzellanschale, die bis an den Rand mit Or-chideen gefüllt war. Die Blumen allein hatten wahrscheinlich mehr gekostet, als ich in einer Woche verdiente.
    Schließlich kamen wir am Fuße einer schmalen Treppe an. Sie hatte ein schlichtes schmiedeeisernes Treppengeländer, und die weißen Wände hier waren ohne jeglichen Schmuck. Bill drehte sich um und flüsterte: »Das ist die Wohnung der Dienstbo-ten. Hier schläft man noch.«
    Leise gingen wir die Treppe hinauf und einen kurzen Korridor entlang, bis wir einen kleinen Raum erreicht hatten. Er war leer bis auf ein paar Garderobenhaken, an denen verschiedene Jacken hingen, und einen Tisch, auf dem mehrere warme Pullover lagen. Eine Wendeltreppe in der Mitte des Raums führte zu einer Falltür in der Decke. Ich lehnte mich gegen die Wand, während Bill den Haufen von Pullovern durchwühlte. Er wählte einen dicht gewebten Norwegerpullover und gab ihn mir. »Größe acht«, sagte er. »Ziehen Sie ihn an.«
    Bill hatte schon den Fuß auf die unterste Stufe der Leiter gesetzt und sah mich aufmerksam an.
    »Geht’s Ihnen gut?«
    »Ja«, sagte ich schnaufend. »Es ist nur … all diese Treppen.«
    »Wir können einen Moment hier ausruhen, wenn Sie möchten …«
    »Nein, ich bin okay.«
    »Ganz bestimmt?«
    »Ja, wirklich «, sagte ich etwas genervt. »Wir können weitergehen.«
    Er stieg die Wendeltreppe hoch und kletterte durch die Falltür, und als ich ebenfalls in der Mor-genkälte auf dem dunklen Dach stand, schloss er die Tür. Der Mond war nicht zu sehen, aber der Sturm hatte sich ausgetobt und die Wolken vertrie-ben, sodass der Himmel von Sternen übersät war.
    Vage konnte ich die Umrisse von Schornsteinen und Abzugsschächten ausmachen. Und dann war da noch etwas … Ich glaubte zu erkennen, was es war, aber ich konnte mir nicht vorstellen, was es hier oben machte.

    »Kommen Sie.« Bill führte mich ohne Umschweife auf das seltsame Ding zu, das wie ein Zahnarztstuhl aussah, aber unmöglich einer sein konnte.
    Aber es war einer. Daneben lag etwas, das wie ein wasserdichter Überzug aussah.
    »Den habe ich schon seit meiner Collegezeit«, sagte Bill und klopfte liebevoll auf die Kopfstütze.
    »Hab ihn in einer Versteigerung ergattert. Ich wusste genau, wo ich ihn hinstellen würde. Nehmen Sie Platz.«
    Ich sah Bill an, dann den Stuhl, und einen

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