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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Ledertuch heraus. »In England hätte man ihn einen Exzentriker genannt«, sagte er, indem er mit dem Tuch über die glänzende Oberfläche des Teleskops wischte, »aber hier hielt man ihn für völlig überge-schnappt. Die Familie fiel von einer Ohnmacht in die andere, weil er das ganze schwerverdiente Geld für seine Sternenguckerei ausgab, aber ich zumindest bin dem alten Kauz sehr dankbar. Es stimmt schon, als Observatorium ist es heute nicht mehr zu gebrauchen, es stehen zu viele Gebäude in der Nä-
    he, und die Stadt ist jetzt viel zu hell. Aber als er es baute, war dieses Haus das höchste im Umkreis, und nachts war die Stadt kaum beleuchtet. Die einzigen Lichtquellen waren eher von dieser Art.« Er deutete auf die Öllampe. »Das sanftere Licht eines sanfteren Zeitalters.
    Es ist zu meinem Versteck geworden«, fuhr er fort. »Ich entdeckte es, als ich ein Junge war, und hier bin ich immer hergekommen, wenn ich das Bedürfnis hatte, allein zu sein. Nur die Sterne und ich. Und jetzt Sie.«
    Da war sie wieder, diese Wärme in seiner Stimme, und wieder wurde mir unbehaglich. »Danke, dass Sie es mir gezeigt haben«, sagte ich. Und um die eingetretene Stille zu unterbrechen, fügte ich hinzu: »Eigentlich verdiene ich es nicht, nachdem ich Sie bei Ihrem Vater in ein schlechtes Licht ge-rückt habe.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Nun, als er gestern Abend meinte, dass Sie mir etwas hätten zu essen geben sollen. Sie hatten es ja versucht, und ich hätte es ihm sagen müssen.«

    »Ach das.« Er faltete das Ledertuch zusammen und legte es in den Schrank zurück. »Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen.«
    »Nein, wirklich, es tut mir Leid, dass ich ihn in dem Glauben ließ, Sie hätten mir nichts angebo-ten.«
    »Es ist schon in Ordnung.«
    »Nein, es ist nicht in Ordnung. Ich hätte …«
    »Ich verstehe ja, aber es war wirklich nicht nötig …«
    »Bill!« Dachte er etwa, er allein hätte die guten Manieren gepachtet? Einerseits zeigte er mir hier alle diese wunderschönen Dinge, und andererseits ließ er es nicht einmal zu, dass ich etwas so Selbstverständliches wie eine Entschuldigung für mein schlechtes Benehmen loswurde.
    »Wenn ich sagen will, dass es mir Leid tut, dann werde ich es sagen, okay? Ich verstehe nicht, warum Sie das nicht …«
    »Angenommen«, sagte er.
    »Was?«
    »Ich nehme Ihre Entschuldigung an.«
    »Also … dann ist es ja in Ordnung«, murmelte ich. Er hatte mir völlig den Wind aus den Segeln genommen.
    »Gut.« Er rieb sich die Hände. »Wenn das also geklärt ist, können wir ja jetzt in unsere Zimmer zurückgehen. Es gibt da noch etwas, das ich Ihnen zeigen möchte.« Er nahm mir die Laterne ab, löschte sie und öffnete die Tür.

    Ich hatte gehofft, noch mehr von dem Haus zu sehen, deshalb war ich enttäuscht, als wir denselben Rückweg nahmen. Bill musste das geahnt haben, denn als wir uns der Tür zu meiner Suite näherten, sagte er: »Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen später das Haus. Es ist wirklich sehr schön. Sie haben bisher nur den alten Teil gesehen, aber wir haben auch einen Flügel, in dem IBM vor Neid erblassen wür-de. Das ist nämlich einer der Gründe unseres Erfolgs, dass wir in der Lage sind, beiden Seiten das Beste abzugewinnen: das Traditionelle und Gediegene mit dem Neuen und Effizienten zu kombinie-ren. Ah, gut, sie sind da.«
    Er hatte die Wohnzimmertür geöffnet, und ich sah sofort, worauf sich seine Bemerkung bezog.
    Während unserer Abwesenheit war eine Vase auf den niedrigen Tisch gestellt worden, eine schlanke Kristallvase voller tiefblauer Schwertlilien. Ein kleiner Laut der Freude entfuhr mir, als ich sie sah.
    »Gefallen sie Ihnen?«, fragte Bill. »Das hatte ich gehofft. Ich hatte bemerkt, wie Sie gestern die Schwertlilien unten ansahen, und da hatte ich gedacht …«
    »Es sind meine Lieblingsblumen. Aber wo finden Sie die um diese Jahreszeit? Ist es nicht ein bisschen früh für Lilien?«

    »Wo ein Willis ist, da ist auch …«, rezitierte er, aber als er mein Gesicht sah, verstummte er. »Aus dem Gewächshaus. Es ist hinter dem Haus. Ich muss daran denken, dass ich es Ihnen bei meiner Führung zeige.« Mit einer Kopfbewegung deutete er auf die einzige Tür in der Suite, die ich bisher noch nicht geöffnet hatte. »Haben Sie dort schon reingeschaut?« Als ich den Kopf schüttelte, runzelte er die Stirn. »Aber das ist ja der Hauptgrund, warum ich Ihnen dieses Zimmer gegeben habe! Kommen Sie.« Er öffnete die Tür, knipste das

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