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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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nicht weiter.
    Ich würde das Haus aufsuchen. Ich würde Dimitys Aufgabe lösen, und anschließend würde ich, wenn nötig, das Unterste nach oben drehen, um einen Hinweis zu finden. Ich könnte im Dorf he-rumfragen, jedem das Foto zeigen, und wenn das nichts brachte, würde ich … nun, mir würde schon etwas einfallen.
    Ich würde herausbringen, was damals mit Dimity passiert war, und wenn ich jeden Baum der Britischen Inseln persönlich befragen müsste. Ich würde die Antwort auf die Fragen meiner Mutter finden.
    Es war meine letzte Chance, endlich etwas richtig zu machen.

6
    Ich ging zum Telefon, das am Ende des Tisches stand, und rief Willis senior an; er bat mich, in einer halben Stunde in sein Büro zu kommen. Ich stand an einem der hohen Fenster im Wohnzimmer der Suite und sah zu, wie der Gärtner die Schäden reparierte, die der unerwartete Schneesturm tags zuvor verursacht hatte. Gleichzeitig behielt ich die Uhr im Auge und ließ mir den Inhalt der beiden Briefe noch einmal durch den Kopf gehen.
    Ohne es mir eingestehen zu wollen, glaube ich, dass ich doch ein bisschen enttäuscht war. Bei dem Luxus, der mich hier im Haus der Familie Willis umgab, war es nicht weiter verwunderlich, dass ich gehofft hatte, Mutters wohlhabende Freundin habe mir einen kleinen Teil ihres Vermögens vermacht.
    Ich hätte es wahrhaftig gebrauchen können. Es war normalerweise nicht so, dass ich von anderen Leu-ten etwas haben wollte – als Meg Thomson einmal anbot, mir Geld zu leihen, wäre ich ihr fast an die Gurgel gesprungen –, aber eine kleine Hinterlassenschaft für die Tochter einer so lieben Freundin? Die hätte ich annehmen können.
    Diese kleine Enttäuschung wurde jedoch von den Empfindungen verdrängt, die mir beim Nachdenken über die Briefe kamen. Das war ein Schatz, den man nicht beziffern konnte. Einen Platz zu finden, der sicher genug war, um all die »langen Briefe, kurze Nachrichten und Postkarten« dieser beiden fleißigen Korrespondentinnen aufzubewahren, stellte sich mir als Problem dar, das ich später lösen müsste. Im Moment genügte es mir zu wissen, was immer auch kommen würde, die Briefe meiner Mutter gehörten mir.
    Apropos Sarah Bernhardt! Meine Mutter, die ei-ne sehr ausgeglichene Persönlichkeit war, hatte mich oft damit geneckt, wie überempfindlich ich sei. Ich gebe auch ehrlich zu, dass meine Gefühle manchmal mit mir durchgehen. Aber bis jetzt hatte ich mich ganz gut im Griff, obwohl die Situation doch wirklich verzwickt war. Ich hoffte, dass sie stolz auf mich war, wo immer sie auch sein mochte.
    Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was für ein Gefallen das sein mochte, um den Dimity Westwood mich bat. Eine Wohltäterin musste schließlich reich sein, und wenn sie sich die langjährigen Dienste einer Kanzlei wie Willis & Willis leisten konnte, dann war sie sicher auch reich genug, um Leute für alles andere zu bezahlen, was getan werden musste. Ich verfügte über keine besonderen Begabungen. Gut, ich kannte mich mit alten Büchern aus, aber es gab viele Menschen, die wesentlich mehr davon verstanden als ich, und erst recht in England. Was also konnte es sein? Nun, Willis senior würde es mir schon sagen.
    Auch hoffte ich, dass er mir erklären würde, wie ich zu dem Haus in England kommen sollte. Nach meinen letzten Erkundigungen gab es nicht übermäßig viele transatlantische Busverbindungen, und der Preis für ein Flugticket überstieg mein Einkommen als Zeitarbeiterin. Aber Dimity würde sicher nichts von mir verlangen, was außerhalb meiner Möglichkeiten lag.
    Ich wusste nicht, ob ich Willis senior etwas von dem Foto sagen sollte. Er würde vielleicht etwas dagegen haben, wenn ich durch eine andere Sache abgelenkt sein würde, statt mich ganz und gar Dimitys Aufgabe zu widmen. Aber andererseits konnte es auch sein, dass er etwas darüber wusste. Ich beschloss abzuwarten. Inzwischen wollte ich mir das Gesicht waschen, mir das Haar bürsten und mich auf unser Gespräch vorbereiten. Ich sah an meinen Jeans hinunter und seufzte. Ganz bestimmt war ich ein einmaliger Fall unter der wohlhabenden Klientel von Willis senior, und es war nett von ihm, dass er es mich nicht merken ließ.
    Ich wollte ins Badezimmer gehen und war gerade bis zum Ankleidezimmer gekommen, als ich wie vom Donner gerührt stehen blieb. Auf den unteren Borden, die am Morgen noch leer gewesen waren, standen jetzt Damenschuhe. Fünf oder sechs Paar, die meisten mit hohem Absatz, aber auch ein Paar

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