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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Atherton
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Häufchen Elend.
    Sie sah aus, als ob sie seit Wochen nicht mehr geschlafen noch eine vernünftige Mahlzeit gegessen hatte. Der Grund, warum sie mich umrannte, war, dass sie wie benommen herumlief und ihre Umgebung gar nicht richtig wahrnahm. Ich begleitete sie in ihre Wohnung, wo ich sie dazu brachte, etwas Toast zu essen und Tee zu trinken. Schließlich blieb ich bei ihr, bis sie eingeschlafen war. Ich habe mich an diesem Abend fast heiser geredet und an den nächsten Abenden auch, aber ganz allmählich gelang es mir, sie aus ihrer Reserve zu locken. Danach sprach sie über viele Dinge, aber sie hat mir nie erzählt, was sie damals so aus der Fassung gebracht hatte.
    Als wir uns besser kannten, fragte ich sie einmal danach. Es war, als ob ich ihr eine Ohrfeige gegeben hätte. Sie wurde ganz blass und sagte, dass es einige Dinge gebe, über die sie mit niemandem sprechen könne, nicht einmal mit mir. Ich musste ihr versprechen, dass ich sie nie wieder danach fragen würde. Du weißt ja, wie ich es mit Versprechen halte. Ich habe sie nie wieder gefragt, aber die Sache hat mich nie ganz losgelassen.
    Einmal nahm Dimity mich mit zu ihrem Haus, sie wollte mir zeigen, wo sie aufgewachsen war. Während wir dort waren, lernte ich zwei ihrer Nachbarn kennen, die mich eines Tages zur Seite nahmen. Was sie mir erzählten, war etwas wirr, aber ich entnahm ihren Worten, dass Dimity eine Art Nervenzusammenbruch gehabt haben musste, als sie das letzte Mal zu Hause war. Eines Tages hatten sie sie im Haus vorgefunden, inmitten von Fotoalben, die überall verstreut auf dem Boden lagen; dabei sprach sie zu sich selbst und hielt dieses Foto in der Hand. Sie waren überzeugt, dass ihr Zustand irgendetwas mit der Aufnahme zu tun hatte, deshalb nahmen sie es mit, wussten aber nicht, was sie damit machen sollten. Sie hatten Angst, es ihr wie-derzugeben, wollten es aber auch nicht vernichten.
    Also beschlossen sie, es mir zur Aufbewahrung an-zuvertrauen. Sie sagten, es sei etwas, »das Dimity braucht«, und gingen wohl davon aus, dass ich schon den richtigen Zeitpunkt wissen würde, an dem man ihr das Bild zurückgeben könne. Ich versuchte, ihnen klar zu machen, welches Versprechen ich Dimity gegeben hatte, aber sie bestanden dennoch darauf, dass ich das Bild mitnahm.
    Und nun sitze ich hier, so viele Jahre später, und denke noch immer darüber nach, wie ein so unschuldig aussehendes Foto eine Frau wie Dimity derartig aus der Bahn werfen kann. Und warum jemand wie sie, die die ganze Welt umarmen konnte, einen Teil ihres Lebens so wegschließen musste.
    Ich möchte, dass du es für mich herausfindest. Wie, das weiß ich nicht. Ich weiß weder, wo das Bild gemacht wurde, noch von wem. Die Nachbarn, die es mir gaben, sind wahrscheinlich längst tot und werden dir nicht helfen können. Vielleicht sind die Antworten mit Dimity gestorben, aber wenn nicht, dann weiß ich, dass mein entschlossenes kleines Mädchen sie finden wird.
    Warum mir das so wichtig ist? Ich weiß es nicht genau. Es ist natürlich viel zu spät, um das, was damals passiert sein mag, wieder gutzumachen.
    Aber ich glaube, was immer es war, es muss ans Licht gebracht werden. Meiner Freundin kann die Wahrheit nicht mehr schaden, und ich werde sanfter ruhen, wenn ich weiß, dass du die Antwort auf Fragen finden wirst, die ich nie stellen durfte. Und wenn wir uns das nächste Mal sehen, kannst du mir alles erzählen.
    Und das wäre eigentlich alles, außer dass ich dich bitte, Reginald von mir die Ohren zu kraulen. Au ßerdem möchte ich dir sagen, dass ich dich sehr lieb habe. Du wirst immer mein einziges Lieblingskind sein.
    Mome

    Bei dem letzten Absatz verlor ich fast die Fassung – es gibt wohl nichts, was die Tränendrüsen stärker strapaziert als tote Eltern, die einem sagen, dass sie einen lieben. Und bei der Stelle mit Reginald hätte ich gleich eine ganze Palette Taschentücher brauchen können. Aber die Geschichte mit dem Foto sorgte dafür, dass ich mich schnell fasste. Ich nahm es in die Hand und betrachtete es wieder, dann warf ich einen Blick auf die Briefe, die dort auf dem Sofa beieinander lagen. Diese vielen Jahre der Freundschaft, und nicht ein Wort … davon.
    Was war auf dieser Lichtung passiert? Ich sah mir den Baum an und versuchte mir vorzustellen, wie er heute wohl aussehen mochte, falls er nicht vom Blitz getroffen, vom Sturm umgeworfen oder abge-holzt worden war … Nein, daran durfte ich jetzt nicht denken. Diese Art von Spekulation brachte mich

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