und das Goldene Dreieck
und, wie Sie wissen, zu einer wahren Flüchtlingsflut.
Also ist Thailand quasi umzingelt. Vermutlich hat die Regierung befürchtet, daß sie sich nicht auf unseren Schutz verlassen kann, trotz unserer zahlreichen Verträge mit ihr, und sie entschied sich für die ASEAN und ihre eigenen Mittel.« Er seufzte. »Ich sollte vielleicht hinzufügen, daß Thailand sich um ein demokratisches System bemüht, das es noch nicht schaffen kann - das Militär hat die Macht über die Regierung -, deshalb kam es auch laufend zu Staatsstreichen. Die Regierungen kommen und gehen... nur der König und der Buddhismus halten das Ganze zusammen... noch, jedenfalls. Unter diesen Umständen«, fügte er mit schwachem Lächeln hinzu, »bemühen wir uns um private Informationsquellen, um uns auf dem laufenden zu halten, was hinter den Kulissen vorgeht. Völlig inoffiziell natürlich.«
»Natürlich«, bestätigte Mrs. Pollifax trocken. »Aber - weshalb wir, Bishop?«
»Nun, um ganz ehrlich zu sein...«
»Darum möchten wir bitten«, forderte sie ihn freundlich auf.
»Wir möchten, daß niemand, weder Thai noch Amerikaner, von dieser - äh, Quelle erfahren. Ruamsak ist neu und erweist sich offenbar als sehr wertvoller Informant. Deshalb wollen wir nicht riskieren, daß jemand von ihm erfährt, sowohl zu seiner wie zu unserer Sicherheit.«
»Ah, ein Informant.« Mrs. Pollifax nickte. »Cyrus, was meinst du?«
»Das mußt du entscheiden, meine Liebe«, antwortete er fest. »Hört sich einfach an. Wie üblich«, fügte er ironisch hinzu.
»Und Cyrus wäre bei Ihnen.« Neue Hoffnung schwang in Bishops Stimme.
Nach einem Blick auf den Gesichtsausdruck seiner Frau erkundigte sich Cyrus: »Was ist es genau, was wir da abholen würden?«
»Information, gut getarnt - wie, wissen wir nicht. Uns wurde nur mitgeteilt, daß es sich um ein belastendes Dokument handelt und es zu gefährlich wäre, es mit der Post zu schicken. Deshalb soll es als Souvenir kaschiert übergeben werden. Ruamsak kann sich lediglich ein paar Stunden in Chiang Mai aufhalten - es muß folglich Donnerstagvormittag sein.«
Mrs. Pollifax ließ sich das durch den Kopf gehen. Sie spürte nichts von der üblichen Nervosität Bishops - die vermutlich nur ihr auffiel -, wenn er ihr einen Auftrag übermittelte, der möglicherweise mit Gefahr verbunden war. So glaubte sie ihm, daß es sich tatsächlich bloß um eine ungefährliche Kleinigkeit handelte. Und daß er so unangemeldet hereingeschneit war, deutete wahrhaftig auf die Dringlichkeit dieses Auftrags hin. Sie blickte Cyrus an. »Ich glaube, das ließe sic h leicht einschieben. Würde es dir etwas ausmachen, das Vergnügen mit etwas Geschäftlichem zu verknüpfen?«
Cyrus studierte ihre Miene; offenbar beruhigt, antwortete er: »Natürlich nicht, solange du ein gutes Gefühl dabei hast. Also kein Problem, wenn wir uns an den Vergleich mit dem Sturz vom Pferd halten.«
Bishop stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. »Großartig!« Er öffnete sein Köfferchen. »Ich habe einen Stadtplan von Chiang Mai für Sie...«
Cyrus runzelte die Stirn. »Chiang Mai - das erinnert mich an etwas.« Sein Stirnrunzeln vertiefte sich. »Ist John Lloyd Matthews nicht bei einem Besuch in Chiang Mai verschwunden?«
Bishop blickte ihn überrascht an. »Das war vor zehn Jahren oder zumindest fast zehn Jahren! Welch ein Gedächtnis!«
»Ich kannte ihn gut«, erklärte Cyrus. »Aus unserer HighSchool-Zeit in Connecticut. Haben miteinander Baseball gespielt. Waren auch im selben Boxteam. Er hatte eine gute Linke!«
»Um wen in aller Welt geht es hier?« fragte Mrs. Pollifax.
»Um John Lloyd Matthews«, antwortete Bishop. »U.S.Diplomat in Bangkok. Er verschwand vor einigen Jahren - auf ähnliche Weise wie der alte Richter Crater.«
Da die Umstände seinerzeit so dramatisch gewesen waren, erinnerte sich nun auch Mrs. Pollifax wieder. »Stimmt«, sagte sie eifrig. »Hat er nicht eine brennende Zigarre auf der Terrasse liegenlassen - und ein aufgeschlagenes Buch? Man hatte ihm gerade Kaffee gebracht, und als sein Gastgeber wenige Minuten später zurückkam, war er verschwunden. Richtig?«
»Stimmt alles«, bestätigte Bishop und breitete eine Straßenkarte von Chiang Mai auf dem Tisch aus.
»Man fand nie eine Spur von ihm?« erkundigte sich Cyrus.
Bishop schüttelte den Kopf. »Nicht die geringste. Ich glaube, man nahm schließlich an, daß er wegen Lösegeld von Rebellen oder Droge nhändlern entführt wurde - damals war es im Norden noch ziemlich
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