und das Goldene Dreieck
vernarbt waren, die Alpträume aufgehört hatten und sie sicher gewesen war, daß der schreckliche Vorfall in Hongkong keineswegs ihren Unternehmungsgeist beeinträchtigt hatte.
Das hatte er doch auch nicht, oder? Nur ein kleiner Gefallen, sagte sie sich. Wenn jemand vom Pferd gefallen ist...
Richtig! bestätigte sie sich rasch und holte tief Luft. Dann stand sie auf und machte sich daran, das Frühstücksgeschirr abzuräumen. Trotzdem spürte sie, daß ihr plötzlicher Anfall von Besorgnis ihr noch zu schaffen machte. Wenn Cyrus in die Küche zurückkam, würde er genau wissen wollen, wie sie gefühlsmäßig zu Bishops kleinem Auftrag stand, und sie wollte auf keinen Fall, daß er ihre unerwartete Unsicherheit spürte. Während sie das Geschirr in die Spülmaschine stellte, überlegte sie, mit welchem Thema sie ihn ablenken könne. Als er in die Küche kam, blickte sie ihm lächelnd entge gen und sagte: »Ich hatte keine Ahnung, daß du mit einem zukünftigen Diplomaten aufgewachsen bist, wenn auch mit einem, der schließlich ermordet wurde. Erzähl mir doch von ihm.«
Erleichtert sah sie, wie ein Schmunzeln seine ernste Miene verdrängte. »Na ja, damals war er für uns nicht John Lloyd Matthews, sondern Joker Matthews. Sehr diplomatisch war er auch nicht gerade, was glaubst du, wie nahe wir oft daran waren, uns zu prügeln, weil wir geteilter Meinung waren, ob nun Charley Wexler oder Bud Hastings der HighSchool-Champion im Boxen hätte werden sollen. Joker war starrsinnig wie ein Maultier.«
»Aber du hast ihn gemocht?« fragte sie lächelnd. Es langweilte sie nie, wenn Cyrus über einen seiner vielen Bekannten erzählte. Sie hatte jetzt jedoch das Gefühl, daß Joker Matthews nicht an Langfinger-Frank oder Angstmacher-Ed herankam, die Cyrus mehrmals vor Gericht verteidigt hatte, ehe er Richter wurde.
»Sehr sogar«, versicherte er ihr und erzählte ihr von John Lloyd Matthews, genannt Joker. Während sie zuhörte, wurde ihr bewußt, daß sie, indem sie Cyrus ablenkte, sich selbst von ihren Zweifeln befreit hatte. Nun war sie wieder bereit für Thailand.
Bishop stieg in seinen Wagen, stellte sein Köfferchen auf den Beifahrersitz und fuhr zur Route Two. Er griff nicht sofort zum Autotelefon, um Carstairs zu berichten, sondern wartete, bis er zu einem Rastplatz kam. Dort rief er das Büro an und, als er zu Carstairs durchgestellt war, sagte er: »Alles okay, sie haben sich einverstanden erklärt.«
»Großartig! Keine Probleme?«
»Cyrus war zunächst dagegen, weil er sich Sorgen um Emily machte - ein neuer Auftrag, so bald nach Hongkong -, aber glücklicherweise sagte Mrs. Pollifax, daß man gleich wieder auf ein Pferd steigen soll, wenn man abgeworfen worden ist... Wie ist es weitergegangen, nachdem Sie mich mitten in unserer mitternächtlichen Besprechung davongeschickt haben? Was Neues?«
Nach kurzem Schweigen sagte Carstairs tonlos: »Nachdem Sie weg waren, haben die von oben beschlossen, daß wir herausfinden müssen, wer und was Ruamsak ist, und...«
»Was?« schrie Bishop.
»... und deshalb wird er observiert, sobald Emily und Cyrus Kontakt mit ihm aufgenommen haben.«
»Ich kann es nicht glauben!« krächzte Bishop. »Das ist doch genau das, was Sie vermeiden wollten!«
»Beschattet durch jemand, der von oben empfohlen wurde«, fuhr Carstairs auch jetzt ausdruckslos fort. »Und zwar durch einen jungen Mann von der Bangkoker Abteilung. McAndrews heißt er.«
»Aber das ist doch ihr Computerfachmann!« rief Bishop erstaunt.
»Man hat mir versichert, daß er auch im Überwachen ausgebildet ist.«
»Glauben Sie das? Wer in aller Welt kam auf diesen brillanten Einfall? Wer hat ihn vorgeschlagen?«
»Mornajay.«
»Mornajay!« explodierte Bishop. »Mit welchem Recht?«
Carstairs antwortete kühl: »Da Lance Mornajay einer meiner Vorgesetzten ist, hat er wohl das Recht dazu. Und da er während des ersten Vietnamkriegs zehn Jahre in Thailand zugebracht hat, kann ich nur hoffen, daß er auch weiß, was, zum Teufel, er tut.«
Aha, freute sich Bishop, unter seiner scheinbaren Ruhe ist Carstairs verdammt wütend.
»McAndrews soll Emily und Cyrus von dem Augenblick an auf den Fersen bleiben, da sie am Flughafen Chiang Mai ankommen«, fuhr er fort, »und natürlich soll er ihnen am Donnerstag zu der Hütte folgen.«
»Das ist doch idiotisch!« machte sich Bishop Luft. »Kapiert Mornajay denn nicht, wie riskant das ist? Kapiert das überhaupt irgend jemand von denen da oben? Ist ihnen denn nicht klar, daß wir nie wieder
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