und das Goldene Dreieck
von Ruamsak hören werden, wenn er entdeckt, daß ihm nachspioniert wird? Daß wir einen verdammt nützlichen Informanten verlieren werden?«
»Zum Schmollen ist keine Zeit, Bishop«, rügte Carstairs. »Wenn Sie mir die Ankunftszeit von Emily und Cyrus in Chiang Mai sagen, kann ich sie diesem - diesem McAndrews telegrafieren.«
Bishop entging die Aversion in Carstairs Stimme nicht, und er freute sich darüber. Er kramte in seinem Koffer nach seinen Notizen, dann gab er den Flugplan durch. Sein Schlafmangel begann sich bemerkbar zu machen, dazu ärgerte er sich über Mornajays Einmischung, was seine Laune nicht hob.
»Gut«, bestätigte Carstairs die Ankunftszeit. »Parken Sie noch an der Straße?«
»Natürlich, und ich lausche aufmerksam jedem Ihrer Worte«, antwortete er gereizt, »doch ich könnte nicht behaupten, daß mir auch bloß eines davon gefällt!«
»Nun, dann schlage ich vor, daß Sie sich sofort in Bewegung setzen, denn im Sudan ist die Hölle los, und Sie werden gebraucht. Sie können im Flugzeug schlafen.«
»Schlafen?« echote Bishop und startete den Wagen wieder. »Das Wort ist mir vage vertraut, aber vielleicht könnten Sie es mir erläutern, während ich fahre, möglichst mit einer zusätzlichen Erklärung, wie ›Schlaf des Grams verworr'n Gespinst entwirrt‹ und dergleichen.« Aber Carstairs hatte bereits aufgelegt. Bishop grinste und begnügte sich mit dem Autoradio und einer sehr lauten Jimmie-Cliff-Aufnahme von »You Can Get It If You Really Want«.
Danach fluchte er leidenschaftlich auf Mornajay, den er nicht ausstehen konnte. Wahrscheinlich mag ihn niemand, dachte er; trotzdem war es ungewöhnlich, daß sich irgend jemand von oben einmischte; auf jeden Fall verstand er Carstairs' Ärger und teilte ihn.
2
Zwei Tage später, dem Kalender nach, aber erst Dienstag in ihrer neuen Zeitzone, saß Mrs. Pollifax auf der Terrasse des Oriental, trank Kaffee und betrachtete erfreut die Gegend. Sie blühte auf bei dieser Pracht von Bo ugainvilleen, Jasmin und Palmen und genoß die Wärme des Januartags an diesem anderen Ende der Welt. Sie waren gestern Abend spät angekommen und jetzt war es Mittag in Bangkok; wie spät es nun zu Hause war, wußte sie nicht, mitten in der Nacht, nahm sie an, Cyrus schlief jedenfalls noch tief und fest in ihrem Hotelzimmer. Sie war gar nicht müde und allein ebenfalls nicht, denn die Tische etwas unterhalb von ihrem füllten sich mit Gästen verschiedener Nationalitäten; sie hatte bereits ein paar französische Worte aufgeschnappt, in einer Ecke saß eine größere Gesellschaft Japaner, und das Paar hinter ihr sprach mit britischem Akzent.
Ja, Mrs. Pollifax spürte, daß sie aufblühte wie eine verdurstete Blume, die frisches Wasser bekommen hat. Das Treiben auf dem Fluß vor der Terrasse interessierte sie ebenfalls. Die Strömung trug lange Hyazinthenranken an der Terrasse vorbei, und drei Kähne mit winzigen Häuschen am Heck fuhren soeben flußabwärts. Als sie außer Sicht kamen, tuckerte ein Touristenboot mit buntem Sonnendach und fächerförmiger Heckverlängerung in Strommitte vorbei, gefolgt von einem Schlepper, der eine lange Reihe von Teakholzstämmen zog. Ein paar Männer, deren farbige Hemden sich leuchtend von dem dunklen Holz abhoben, kauerten auf einigen Stämmen. Das also ist Thailand, dachte sie verträumt, verbesserte sich jedoch, da sie sich erinnerte, daß der größte Teil Thailands ländlich war. Das ist Bangkok, das sie sich ansehen würden, sobald Cyrus ausgeschlafen hatte. Sie hatte bereits das Geisterhäuschen um die Ecke des Hotels bewundert, das verärgerte Geister besänftigen sollte; und sie hatte sich ein riesiges Tuch aus Thaiseide in einem Laden auf der anderen Straßenseite gekauft. Sie trug es um den Kopf geschlungen, würde es jedoch bald gegen den handgeflochtenen, breitkrempigen Strohhut austauschen, den sie mitgebracht hatte, da es immer wärmer und feuchter wurde. Gerade, als sie das dachte, stellten Kellner an jedem Tisch gestreifte Sonnenschirme auf.
Im selben Augenblick, als hätte er sein Stichwort bekommen manchmal, genau wie jetzt, hatte Mrs. Pollifax das Gefühl, daß die Welt wahrhaftig eine große Bühne war -, trat ein junger Mann in pludriger Hose und weißem Hemd aus der Tür, er hielt eine Tafel hoch und ging mit einer Handglocke klingelnd durch die Tische. Auf der Tafel stand in großen Kreidelettern »MRS. REED-POLLIFAX.« Sie winkte dem jungen Mann zu, ließ sich die Nachricht ausrichten, bezahlte ihre
Weitere Kostenlose Bücher