Und das ist das Schlafzimmer!
hinunterstiegen. “Du traust deinem Bruder nicht viel zu.”
“So meinte ich das nicht. Ich weiß nur einfach …”
“Was weißt du?”
“Wie Frauen sind.”
Sie hob eine Braue. “Ach ja? Und wie sind wir?”
Er verzog den Mund. “Ich will nur nicht, das man Will wehtut.”
“Du kennst Annette nicht - sie ist ein guter Mensch. Sie würde Will niemals etwas vormachen.”
“Will braucht nicht viel Ermutigung. In gewissen Dingen ist er noch, na ja, ziemlich unschuldig.”
Sie lachte leise, während sie auf den großen Mercedes zugingen. “Was Annette angeht, brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Sie ist eine echte Miss Unschuldig.”
“Und wieso sind dann die Fenster beschlagen?” Er ging schneller.
Lana beeilte sich, um mit ihm Schritt zu halten. “Es ist kalt draußen. Wahrscheinlich haben sie es sich warm gemacht.”
“So kann man es auch ausdrücken.” Er klopfte an das Beifahrerfenster, bevor er die Tür öffnete.
Die Innenbeleuchtung ging an. Will und Annette lösten sich aus ihrer Umarmung und schauten sie verwirrt an. Annettes Lippenstift befand sich auf Wills Gesicht.
“Hallo, Gregory. Hallo, Lana.”
Lana sah zu Greg und hielt sich die Hand vor den Mund, um nicht loszuprusten. Greg hingegen war alles andere als amüsiert.
“Hallo, Will.” Lana ließ sich von Greg beim Einsteigen helfen und zuckte zusammen, als er die Tür zuknallte. Durch die beschlagenen Fenster sah sie ihn zur Fahrerseite gehen. Sie lächelte. Der Mann würde nicht einfach sein, sollte er je eine Tochter haben.
Dieser überraschende Gedanken ließ sie stutzen. Warum, um alles in der Welt, stellte sie ihn sich in einer häuslichen Situation vor? Von allen Männern, die sie kannte, war es bei Greg Healey am unwahrscheinlichsten, dass er je heiraten würde. Sein Singledasein schien ihm geradezu heilig zu sein.
Er öffnete die Fahrertür und schwang sich hinein. Seufzend reichte er Will sein Taschentuch nach hinten. “Wisch dir das Gesicht ab.”
“Ja, Gregory.”
In diesem Moment begriff Lana, wieso Greg stets so ernst war. Seine Verantwortung für Will trieb ihn um, was auch erklärte, weshalb er ein so überzeugter Single war. Nun fand sie seine gleichmütige Art anziehend und seine Absichten nobel. Während er jeden Tag große Immobiliengeschäfte abwickelte, verkaufte sie halb entkoffeinierten fettfreien Mokka mit Sahne extra. Im Großen und Ganzen betrachtet schien ihr gesellschaftlicher Beitrag eher unbedeutend. Darüber hatte sie in der letzten Woche viel nachgedacht. Gregs Sekretärin hatte sie mehrmals angerufen, um einige Fragen zu ihren Notizen zu klären, die sie abtippte. Also hatte er ihre Ideen zu seinen Sanierungsplänen nicht vergessen.
Doch während sie nun durch Hyde Parkland fuhren, sah sie die leer stehenden Gebäude, die überwucherten Grundstücke, die mit Graffiti beschmierte Bushaltestelle mit neuen Augen. Was vor einer Woche noch den Charme vergangener Zeiten ausgestrahlt hatte, wirkte jetzt einfach nur verwahrlost. Möglicherweise hatte Greg Recht. Vielleicht brauchte diese Gegend eine Sanierung dringender als einen Coffeeshop.
Sie betrachtete Greg von der Seite und dachte nach. Seit sie sich kannten, war sie für ihn höchstens ein Ärgernis gewesen, auch wenn sich ihr Verhältnis entspannt hatte, seit er letzten Sonntag mit Will in den Laden gekommen war. Plötzlich begriff sie auch, dass sie trotz allem gern mit ihm zusammen war, selbst wenn sie stritten. Und sie sehnte sich danach, ihn zu berühren. So verrückt ihr Leben in den letzten zwei Wochen auch verlaufen war, sie hatte sich nie lebendiger gefühlt. War es möglich, dass sie sich in jemanden verliebt hatte, den sie kaum kannte?
Vom Rücksitz waren Kussgeräusche zu hören. Bei Will und Annette war es Liebe auf den ersten Blick gewesen - was für eine Ironie, da Greg es gewesen war, der sich auf Annettes Anzeige gemeldet hatte.
Lana schüttelte den Kopf. Sich in Greg Healey verlieben - wie dumm konnte sie sein? Er war nicht nur absolut nicht zu haben, sie verfolgten auch völlig unterschiedliche Ziele. Selbst wenn er eine tiefere Beziehung zwischen ihnen wollte - was nicht der Fall war -, würde es nie funktionieren. Schlug sie etwa ihrer Mutter nach, die sich immer zu den falschen Männern hingezogen fühlte?
Erneut sah sie Greg von der Seite an. Er würde sicher laut lachen, wenn er jetzt ihre Gedanken lesen könnte.
Greg hätte alles gegeben, um Lanas Gedanken zu lesen. Die ganze Fahrt über war sie
Weitere Kostenlose Bücher