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Und das Leben geht doch weiter

Und das Leben geht doch weiter

Titel: Und das Leben geht doch weiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schon.«

4
    Unter den Hotelgästen befand sich ein neunundzwanzigjähriger Südtiroler, der von Beruf Weinvertreter war. In dieser Woche und an diesem Ort interessierten ihn allerdings nicht die Geschäfte, sondern er hatte nur ein paar schöne Tage im Sinn. Ein bißchen ausspannen wollte er, nachdem er in der Woche zuvor München abgegrast und glänzende Abschlüsse erzielt hatte, die es ihm erlaubten, auch wieder einmal ein bißchen zu bummeln. Er hieß Trenker, und um das Maß vollzumachen, lautete sein Vorname Alois. Fast niemand, der ihn kennenlernte, ersparte es ihm, den ›Alois‹ in ›Luis‹ umzuändern. Schon am zweiten Abend war ihm das in der Bar auch von Jens Kosten angetan worden, mit dem er an der Theke zusammengetroffen war. Kosten hatte einen Whisky vor sich, Trenker einen Obstler. An diesem unterschiedlichen Getränk entzündete sich ihre Diskussion. Zuvor hatten sie in entgegengesetzten Ecken der Bar an Tischen gesessen und Wein getrunken, der Südtiroler natürlich roten, Kosten weißen. In Kostens Gesellschaft hatte sich Carola Burghardt befunden, der es dann aber zu spät geworden war, so daß sie sich von Jens verabschiedet hatte, um schlafen zu gehen. Gelegenheit für Jens, den ›Abend an der Theke ausklingen zu lassen‹.
    Dieselbe Idee hatte Alois Trenker, der solo war.
    Stumm kletterten die beiden nebeneinander auf ihre Barhocker, stumm trank jeder sein erstes Glas, wobei der Südtiroler dem Hamburger etwas vorauseilte. Ersterer setzte also sein Glas ein, zwei Sekunden früher wieder ab. Als dies dann auch letzterer tat, wobei ihm der Südtiroler zusah, sagte dieser kopfschüttelnd: »Pfui Teufel!«
    »Was?« entrüstete sich der Hamburger, nachdem ihm aufgegangen war, daß diese Bemerkung ihm gegolten hatte.
    »Wie kann man nur einen solchen Dreck trinken?« sagte der Südtiroler, auf das Whiskyglas seines Nachbarn zeigend.
    »Das gleiche frage ich mich bei Ihrem Obstler«, entgegnete Kosten, sich Trenkers Fingerzeig und Kopfschütteln zu eigen machend.
    Der Einstieg in die Diskussion war also geschafft, dem Blödsinn Tür und Tor geöffnet. Die notwendige Voraussetzung, nicht mehr nüchtern zu sein, erfüllten beide.
    »Ihr perverser Geschmack ist mir schon den ganzen Abend aufgefallen«, fuhr der Südtiroler fort. »Sie haben nur Weißwein getrunken.«
    »Und Sie nur roten.«
    »Ich kann das nicht verstehen.«
    »Genau wie ich, Sie sprechen mir aus der Seele.«
    »Darf ich Sie hier an dieser Stelle zu einem Obstler einladen?« fragte der Südtiroler.
    »Und ich Sie zu einem Whisky?«
    Die beiden nickten einander zu, der Austausch fand statt. Diesen quittierend, setzte der Südtiroler sein Glas mit einem abermaligen »Pfui Teufel!« ab.
    Ins gleiche Horn stieß der Hamburger: »Zum Kotzen!«
    Um aber gegeneinander nicht unhöflich zu sein, beantworteten beide die Frage des Barkeepers, ob er die alte Regel wieder herstellen sollte, mit einem klaren »Nein«.
    Kosten fuhr also fort, Obstler zu trinken, Trenker Whisky. Die beiderseitigen Ausrufe des Abscheus mehrten sich.
    Der Entschluß der beiden, sich gegenseitig zu duzen, ließ dann auch nicht mehr lange auf sich warten.
    »Wie heißt du?« fragte der Südtiroler.
    »Jens Kosten. Und du?«
    »Alois Trenker.«
    »Alois? Was ist denn das? Ein Vorname? Ich kenne keinen Hamburger, der Alois heißt.«
    »Und ich kenne keinen Südtiroler, der Jens heißt.«
    »Stammst du aus Südtirol?«
    »So wie du aus Hamburg.«
    »Sag mal, welche Sprache ist das eigentlich, die ihr sprecht?«
    »Dasselbe wollte ich dich auch schon fragen.«
    »Wie war dein Nachname? Sagtest du Trenker?«
    »Ja.«
    »Dann verstehe ich dich nicht. Warum schreckst du die Leute mit deinem ›Alois‹? Nenn dich doch Luis. So kennt euch doch die Welt.«
    Wieder einmal war es also soweit.
    Der solchermaßen oft geprüfte Weinvertreter aus Kaltem erklärte darauf, daß er kein Sakrileg begehen wolle. Jener andere Trenker sei etwas viel zu Einmaliges, als daß er ein Double vertragen würde.
    »Jeder Mensch verträgt ein Double«, behauptete Kosten eigensinnig.
    Das bot dem Südtiroler Gelegenheit, die Kurve, auf die er schon lange gewartet hatte, zu nehmen.
    »Nein, das stimmt nicht«, sagte er. »Gerade in deiner Umgebung befindet sich ein Beispiel, das dich widerlegt.«
    »Welches?«
    »Deine Schwester.«
    »Meine Schwester?«
    »Die ist auch etwas absolut Einmaliges.«
    »Ich habe keine Schwester. Von wem sprichst du, Luis?«
    »Von dem Mädchen, das den ganzen Abend bei

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