und das Pergament des Todes
Stiefel wieder angezogen hatte. Die Art, wie sie das sagte verriet, dass es ihr egal war, wie oder warum die Dinge so funktionierten, solange sie es taten.
Ich hingegen war neugierig. Es war nicht das erste Mal, dass ich etwas von der ›T echnologie‹ der Freien Königreiche hörte. Die Unterscheidung erschien mir simpel. Magie war etwas, das nur bestimmte Leute anwenden konnten, während Technologie– oft auch nur Silimatik genannt– bei jedem funktionierte. Australia hatte die Dragonaught fliegen können, aber Kaz genauso. Das war Technologie.
Doch was ich hier gerade erfahren hatte, wies darauf hin, dass es eine Verbindung zwischen ihrer ›T echnologie‹ und den okulatorischen Fähigkeiten gab. Das Gespräch erinnerte mich jedoch noch an etwas anderes. Ich hatte zwar keine Ahnung, ob wir nun näher an Alexandria waren als vorher, aber es schien mir eine gute Idee, einen weiteren Versuch zu unternehmen, um meinen Großvater zu kontaktieren.
Also setzte ich die Botenlinsen auf und konzentrierte mich. Dummerweise schaffte ich es nicht, ihnen etwas zu entlocken. Für alle Fälle behielt ich sie auf und stopfte die Krallenglasstiefel in einen der Rucksäcke.
Anschließend wollte ich mir den Sack über die Schulter hängen, aber Bastille nahm ihn mir ab. Genervt sah ich sie an.
»T ut mir leid, Befehl von meiner Mutter«, meinte sie.
»S ie müssen nichts tragen, Lord Smedry«, schaltete sich Draulin ein, während sie sich einen weiteren Rucksack schnappte. »Ü berlassen Sie das dem Knappen Bastille.«
»I ch bin durchaus in der Lage, meinen eigenen Rucksack zu tragen, Draulin«, fauchte ich.
»W irklich?«, fragte sie. »S ie müssen also nicht bereit sein und Bewegungsfreiheit haben, wenn wir angegriffen werden, damit Sie uns mit Ihren Linsen verteidigen können?« Sie wandte sich ab. »K nappe Bastille ist sehr gut darin, Sachen zu tragen. Überlassen Sie es ihr– dadurch wird sie sich nützlich vorkommen, und es wird ihr das Gefühl geben, etwas geleistet zu haben.«
Bastille lief feuerrot an. Ich öffnete schon den Mund, um weiter dagegenzuhalten, aber Bastille warf mir einen Blick zu, der mich verstummen ließ.
Auch gut, dachte ich. Bereit zum Aufbruch, wandten wir uns an Kaz. »D ann mal los!«, rief der kleine Mann und stapfte über den Sand auf die Bäume zu.
Kapitel Sechs
Erwachsene sind keine Idioten.
In Büchern wie diesem hat es oft den Anschein, als sei das Gegenteil der Fall. Zwangsläufig werden die Erwachsenen in solchen Geschichten entweder a) in Gefangenschaft geraten, b) auffälligerweise verschwinden, sobald es Ärger gibt, oder c) ihre Mithilfe verweigern.
(Ich weiß nicht genau, was die Autoren gegen Erwachsene haben, aber sie scheinen sie alle zu hassen, und zwar in einem Maße, das normalerweise Hunden und Müttern vorbehalten ist. Warum sonst sollten sie sie als solche Idioten hinstellen? »O h, seht mal, der Dunkle Lord ist gekommen, um das Schloss anzugreifen! Und… richtig, ich habe ja gerade Mittagspause. Dann viel Spaß noch, Kinder, während ihr ganz allein die Welt rettet!«)
In der wirklichen Welt hingegen nehmen die Erwachsenen an allem teil, egal ob ihr das nun wollt oder nicht. Sie werden nicht verschwinden, wenn der Dunkle Lord auftaucht, obwohl sie vielleicht versuchen werden, ihn zu verklagen. Dieser Unterschied beweist mal wieder, dass die meisten Bücher reine Erfindung sind, während diese Geschichte nichts anderes als die Wahrheit ist und dementsprechend unschätzbar wertvoll. Denn seht ihr, in diesem Buch werde ich ein für alle Mal klarstellen, dass nicht alle Erwachsenen Idioten sind.
Sie sind allerdings ziemlich schwierig.
Erwachsene sind wie diese zickigen Kinder, die ständig anderen vorschreiben wollen, was sie zu tun haben. Aber was auch immer in anderen Büchern behauptet wird, sie haben durchaus ihre Vorteile. Zum Beispiel kommen sie an die Sachen heran, die auf den obersten Regalbrettern stehen. (Obwohl Kaz jetzt sagen würde, dass diese hohen Regalbretter gar nicht nötig sein sollten. Argumentationsquerverweis Nummer dreiundsechzig, was an einer anderen Stelle noch erklärt werden wird.)
Wie dem auch sei, ich wünsche mir oft, dass die beiden Gruppen– also Erwachsene und Kinder– einen Weg fänden, um besser miteinander klarzukommen. Irgendeine Art von Abkommen schließen oder so. Wobei allerdings das größte Problem von allen auftaucht, nämlich dass die Erwachsenen eine der besten Rekrutierungsstrategien der Welt haben.
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