und das Pergament des Todes
erstaunlich, dass niemand ernsthaft verletzt worden war. Vielleicht findet ihr das ja sogar ärgerlich. Es wäre eine bessere Geschichte gewesen, wenn jetzt jemand gestorben wäre. Eine Katastrophe zu Beginn der Handlung kann ein Buch wesentlich spannender machen, da es den Lesern vor Augen führt, wie gefährlich das Leben sein kann.
Aber ihr solltet immer daran denken, dass das hier keine Fiktion ist, sondern eine wahre Geschichte. Ich kann es nun einmal nicht ändern, dass meine Freunde alle so egoistisch waren und sich geweigert haben, erzähltechnisch angemessen zu handeln und zu sterben, damit meine Memoiren spannender werden.
Ich habe ihnen diesbezüglich auch schon eine Standpauke gehalten. Aber wenn ihr euch dadurch besser fühlt, verrate ich euch, dass Bastille am Ende dieses Buches sterben wird.
Oh, ihr wolltet das gar nicht wissen? Tut mir leid. Ihr werdet eben einfach vergessen müssen, dass ich das geschrieben habe. Es gibt einige leicht umzusetzende Möglichkeiten, um das zu erreichen. Ich habe mir sagen lassen, dass es sehr effektiv sei, sich mit einem stumpfen Gegenstand kräftig auf den Kopf zu schlagen. Versucht es mal mit einem Fantasyroman von Brandon Sanderson. Die sind schwer genug, und bei Gott, das ist wirklich das einzig Sinnvolle, was man damit tun kann.
Bastille– völlig unwissend, dass sie verdammt war– musterte den Kopf des Drachen, der halb im Sand vergraben war. Seine zerstörten Augen starrten auf den Dschungel, sein Maul öffnete sich leicht, und seine Zähne knirschten. »D as ist doch ein trauriges Ende für die Dragonaught«, meinte sie. »S o viel kraftvolles Glas einfach verschwendet.«
»G ibt es denn keine Möglichkeit, sie zu… ich weiß auch nicht, sie zu reparieren?«
Sie zuckte mit den Schultern. »D er silimatische Antrieb ist hin, und dadurch hat das Glas seine Fähigkeiten bekommen. Wenn man einen neuen Antrieb findet, würde sie wohl wieder funktionieren. Aber so zersplittert wie das Ganze ist, würde es wahrscheinlich mehr Sinn machen, das Ding einfach einzuschmelzen.«
Die anderen fanden schließlich ein paar Rucksäcke mit Nahrungsmitteln und Ausrüstungsgegenständen. Kaz stieß einen kleinen Freudenschrei aus, als er einen Hut ausgrub, der aussah wie eine klassische Melone, und ihn sich aufsetzte. Es folgte eine Weste, die er unter seiner Jacke anlegte. Die Kombination wirkte etwas seltsam, da seine Jacke, genau wie die Hose, aus schwerem, vor allem auf Robustheit ausgelegten Stoff geschneidert war. Am Ende sah er aus wie eine Mischung aus Indiana Jones und einem englischen Gentleman.
»A lle fertig?«, fragte er.
»S o gut wie«, meinte ich und zog endlich die Krallenglasstiefel aus. »K ann man die Dinger irgendwie ausschalten?«
Ich hob einen Stiefel hoch und musterte prüfend die Sohle, an der nun Glasscherben und– wenig überraschend– Sandkörner klebten.
»F ür die meisten Benutzer nicht«, verneinte Draulin, setzte sich auf ein Trümmerteil und zog ihre verstärkten Stiefel aus. Dann kramte sie ein paar speziell geformte Glasstücke hervor und befestigte sie. »W ir decken sie einfach mit solchen Platten ab, dann haften die Stiefel stattdessen daran.«
Ich nickte verstehend. Die Platten waren wie Sohlen geformt, sogar mit flachen Absätzen, und fühlten sich wohl an wie normale Schuhe.
»A ber Sie sind ein Okulator«, fuhr Draulin fort.
»U nd was hat das damit zu tun?«
»O kulatoren sind nicht wie andere Menschen, Alcatraz«, sagte Australia lächelnd. Die Wunde an ihrem Kopf blutete nicht mehr, und sie hatte sich einen Verband angelegt. Einen pinkfarbenen. Ich hatte keine Ahnung, wo sie den her hatte.
»A llerdings, Lord Smedry«, nickte Draulin. »S ie können Linsen einsetzen, aber Sie haben auch begrenzten Einfluss auf silimatisches Glas, was wir ›T echnologie‹ nennen.«
»S ie meinen, so wie der Antrieb?«, fragte ich, während ich mir die Okulatorenlinsen aufsetzte.
Draulin nickte. »V ersuchen Sie einmal, die Stiefel zu deaktivieren, so wie Sie es mit Ihren Linsen tun würden.«
Also berührte ich sie, und zu meinem Erstaunen fielen der Sand und die Scherben ab, und die Stiefel schalteten sich aus.
»D ie Stiefel wurden silimatisch aufgeladen«, erklärte Australia. »W ie eine Batterie, nur eben in der Art der Freien Königreiche. Irgendwann werden sie keinen Saft mehr haben. Aber ein Okulator kann sie an- und abschalten.«
»E s ist eines der großen Mysterien unserer Zeit«, sagte Draulin, nachdem sie ihre
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