und das Pergament des Todes
Tasche. Zum Glück hatte ich sie in dem ganzen Chaos nicht verloren.
Im Cockpit fand ich Bastille; sie stand über Australia gebeugt, die sehr angegriffen aussah. Meine Cousine hatte eine blutende Wunde am Kopf– später erfuhr ich, dass sie seitlich gegen die Wand geschleudert worden war, als das Schiff plötzlich an Höhe verloren hatte.
Ich wusste genau, wie sich das anfühlt.
Bastille schaffte es schließlich, die arme Australia mit einer Art Gurtgeschirr zu sichern. Kaz konzentrierte sich immer noch völlig darauf, uns in der Luft zu halten. »V erfluchtes Ding«, presste er zähneknirschend hervor. »W arum müsst ihr großen Leute auch so verdammt hoch fliegen?«
In der Ferne erkannte ich einen Streifen Land, der langsam näher kam, und schöpfte neue Hoffnung. In diesem Moment brach die hintere Hälfte des Drachen ab und nahm zwei der verbliebenen Flügel mit. Wieder taumelten wir durch die Luft, das Schiff drehte sich, und die Wand neben mir explodierte unter dem Druck.
Australia schrie, Kaz fluchte. Ich fiel auf den Rücken, und meine Knie knickten ein, da meine Füße noch immer auf dem Boden hafteten.
Und Bastille wurde durch die Öffnung in der Wand nach draußen gesogen.
Nun ja, ich habe euch immer und immer wieder gesagt, dass ich kein Held bin. Aber manchmal bin ich immerhin einigermaßen geistesgegenwärtig. Als ich sah, wie Bastille an mir vorbeiflog, war mir sofort klar, dass ich sie niemals rechtzeitig würde packen können.
Ich konnte sie nicht festhalten, aber treten konnte ich sie. Also tat ich es.
Ich rammte ihr einen Fuß in die Seite, als sie an mir vorbeiglitt, so als wollte ich sie aus dem Loch schubsen. Glücklicherweise blieb sie an meinem Fuß kleben, denn– wie ihr vielleicht noch wisst– sie trug ja eine Jacke aus Glasfasern.
Bastille rutschte aus der Dragonaught, hing aber mit ihrer Jacke an dem Krallenglas an meiner Sohle. Sie drehte und wand sich überrascht und packte dann meinen Knöchel, um mich zu stabilisieren. Natürlich wurde ich dadurch in ihre Richtung gezogen– aber mein anderer Fuß haftete ja nach wie vor am Boden des Cockpits.
Bastille klammerte sich an den einen Fuß, der andere klebte am Schiff. Das wir nicht gerade ein angenehmes Gefühl.
Als es Kaz gelang, das kaputte Gefährt auf den Strand zuzusteuern, schrie ich vor Schmerzen. Wir schlugen im Sand auf, noch mehr Glas zerbrach, und alles verwandelte sich in ein wirres Chaos aus Körpern und Schrott.
*
Ein paar Minuten nach dem Aufprall kam ich blinzelnd wieder zu Bewusstsein. Ich lag auf dem Rücken und starrte durch das große Loch, das einmal die Decke gewesen war. Zwischen den Wolken tat sich ein Spalt auf, und ich konnte die Sterne sehen.
»Ä h…«, hörte ich eine Stimme. »G eht es allen so weit gut?«
Ich wälzte mich herum und wischte mir Glasscherben aus dem Gesicht– zum Glück schien das Cockpit aus so etwas wie der Freien Königreich-Version von Sicherheitsglas bestanden zu haben. Obwohl es in Scherben zerlegt worden war, waren diese erstaunlich stumpf, und ich hatte keinen einzigen Kratzer abbekommen.
Australia– sie hatte gesprochen– saß aufrecht und hielt sich den noch immer blutenden Kopf. Anscheinend noch etwas benommen, blickte sie sich um. Die traurigen Überreste der Dragonaught waren um uns herum verteilt wie das uralte Gerippe eines Fabelwesens. Beide Augen waren zerbrochen, und ich saß in dem hohlen Schädel. In einiger Entfernung ragte ein Flügel auf und zeigte steil in die Höhe.
Neben mir regte sich stöhnend Bastille, deren Jacke nun mit einem feinen Netz von Rissen überzogen war. Sie hatte einen Teil des Aufpralls abgefangen, als Bastille auf dem Boden aufschlug. Dummerweise hatten meine Beine kein Glas zur Unterstützung gehabt, weshalb sie von dem ganzen Hin-und-her-Gezerre höllisch schmerzten.
Ein kleines Stück entfernt, wo der Strand in Wald überging, raschelte etwas. Plötzlich kam Kaz aus dem Wald spaziert, allem Anschein nach völlig unverletzt. Er hatte nicht einmal einen blauen Fleck.
»T ja«, begann er und sah sich auf dem Strand um. »D as war doch mal interessant. Irgendjemand tot? Hebt die Hand, falls ja.«
»G ilt es auch, wenn man sich so fühlt, als sei man tot?«, fragte Bastille, während sie sich die Jacke abstreifte.
»D ann nur einen Finger heben«, erwiderte Kaz und kam über den Strand auf uns zu.
Ich verrate jetzt besser nicht, welchen sie gehoben hat.
»M oment mal«, sagte ich und stand schwankend auf. »D u bist so
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