und das Pergament des Todes
auf mich zu.
Mit einem Schrei ließ ich mich in die Hütte zurückfallen. Das kleine Gebäude wackelte, als es von dem kalten Impuls getroffen wurde, und eine der Wände überzog sich mit Frost.
Bastille schlitterte eine Sekunde später in die Hütte. »A lcatraz«, schnaufte sie, »d as gefällt mir überhaupt nicht.«
»W as?«, fragte ich. »D eine Mutter da draußen zurückzulassen?«
»N ein, die kann auf sich aufpassen. Es gefällt mir nicht, einfach so in die Bibliothek hinunterzurennen, ohne einen Plan.«
Irgendetwas prallte gegen die gefrorene Wand, die daraufhin zerplatzte. Bastille fluchte, ich schrie auf und fiel auf den Rücken.
Durch die neu entstandene Öffnung beobachteten wir, wie der Jäger weiter auf mich zu rannte. Er hatte einen Stein auf die Hütte geschleudert, um die Wand zum Einsturz zu bringen, nachdem er sie eingefroren hatte.
Draulin kam durch die halb kaputte Tür hereingeplatzt. »R unter!«, schrie sie und zeigte mit ihrem Schwert auf die Stufen, nur um es dann wieder hochzureißen und einen weiteren Eisstrahl der Frostspenderlinse abzublocken.
Verunsichert sah ich zu Bastille hinüber.
»I ch habe seltsame Dinge über diesen Ort gehört, Alcatraz«, sagte sie eindringlich.
»D afür haben wir jetzt keine Zeit«, entschied ich und rappelte mich auf. Mein Puls raste. Zähneknirschend betrat ich die Treppe und hastete die Stufen hinunter, in die undurchdringliche Dunkelheit hinein, Bastille und Draulin dicht hinter mir.
Alles um mich herum wurde schwarz. Es war, als hätte ich ein Tor durchschritten, das jeglichem Licht den Zugang verwehrte. Plötzlich wurde mir schwindelig, und ich fiel auf die Knie.
»B astille?«, rief ich in die Dunkelheit.
Keine Antwort.
»K az! Australia! Draulin!«
Es gab nicht einmal ein Echo, das meine Stimme verstärkt hätte.
Ich nehme einen Schokoriegel und eine Handvoll Reißzwecken, bitte. Hat irgendjemand vielleicht Ketchup?
Kapitel Neun
Ich würde gern ein Experiment mit euch machen. Holt euch ein Stück Papier und schreibt eine 0 darauf. Geht dann in einer geraden Linie nach unten und schreibt da auch eine 0 hin. Wisst ihr, 0 ist die magische Zahl, denn es ist schließlich– na ja– eben 0 . Besser geht ’ s nicht! An der nächsten Stelle ist 0 allerdings nicht mehr genug. 7 ist die Zahl, die hier hingehört. Warum die 0 hier nicht mehr gut genug ist? Jetzt ist die 0 nicht mehr magisch. Einst von wahrer Größe, wurde die 0 auf etwas vollkommen Sinnloses reduziert. Jetzt nehmt euer Blatt Papier und werft es weg. Dann nehmt ihr dieses Buch und dreht es um neunzig Grad.
Seht euch den Absatz über diesem hier ganz genau an. (Beziehungsweise, ähm, da ihr das Buch ja gedreht habt, ist es jetzt wohl der Absatz neben diesem hier.) Wie dem auch sei, ihr solltet jetzt dazu in der Lage sein, in den Ziffern dieses Absatzes ein Gesicht zu erkennen– zwei Nullen bilden die Augen, die Sieben ist eine Nase, und eine Reihe von Nullen ergeben den Mund. Es grinst euch an, weil ihr euer Buch seitlich haltet und das– wie jeder weiß– der falsche Weg ist, wenn man ein Buch lesen will. Wie schafft ihr es überhaupt, diesen Abschnitt zu lesen? Dreht das Buch wieder um. Ihr seht lächerlich aus.
O ja, sehr clever. Jetzt haltet ihr es genau falsch rum.
So, jetzt ist es besser. Auf jeden Fall meine ich mich zu erinnern, dass ich in meinem letzten Buch festgestellt habe, wie sehr der erste Eindruck täuschen kann. Vielleicht hattet ihr den Eindruck, dass ich so mit dem Thema Eindrücke abgeschlossen hätte. Ihr habt euch getäuscht. Stellt euch das mal vor.
Es gibt noch so viel Wissenswertes zu diesem Thema. Es sind nämlich nicht nur die ersten Eindrücke, bei denen Menschen sich oft täuschen. Viele Ideen und Dinge, an die wir über lange, lange Zeit glauben, sind eigentlich vollkommen falsch. Ich zum Beispiel habe viele Jahre lang geglaubt, dass Bibliothekare meine Freunde seien. Manche Leute glauben, dass Spargel schmackhaft wäre. Andere weigern sich, dieses Buch zu kaufen, weil sie glauben, es sei uninteressant.
Falsch, falsch und wieder falsch. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, sich kein Urteil über das zu machen, was ich zu sehen glaube, bis ich ausreichend Gelegenheit hatte, es zu untersuchen und etwas darüber zu erfahren. Manches, das auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn zu ergeben scheint, ist in Wahrheit brillant. (Wie etwa mein künstlerisches Konzept im ersten Absatz.)
Behaltet das gut im Gedächtnis. Es
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