und das Pergament des Todes
dass es etwas bedeutete, ein Smedry zu sein. Je mehr Zeit ich damit verbrachte, dieser Rolle zu entsprechen, desto wichtiger wurde es mir, es möglichst gut anzustellen. Meinem Namen gerecht zu werden und die Erwartungen meines Großvaters und der anderen zu erfüllen.
Vielleicht seht ihr darin eine gewisse Ironie. Damals saß ich da und fasste tapfer den Entschluss, dass ich es auf mich nehmen wollte, den Mantel zu tragen, der mir so zufällig umgehängt worden war. Und nun sitze ich hier und versuche so gut wie möglich, genau diesen Mantel wieder loszuwerden.
Ich wollte berühmt werden. Das allein sollte schon ausreichen, um euch Sorge zu bereiten. Traut niemals einem Mann, der ein Held sein möchte.
»W ir sind schon ein tolles Paar, was?«, fragte Bastille, und auf ihrem Gesicht breitete sich zum ersten Mal, seit wir in dieses Loch gefallen waren, ein Grinsen aus.
Ich erwiderte das Lächeln. »S timmt. Wie kommt es nur, dass ich meine besten Seelendurchleuchtungsmomente immer dann habe, wenn ich irgendwo gefangen bin?«
»S cheint so, als solltest du öfter irgendwo eingesperrt werden.«
Ich nickte. Anschließend zuckte ich heftig zusammen, da plötzlich direkt neben mir etwas durch die Wand geschwebt kam. »G rmpf!«, keuchte ich, bevor mir klar wurde, dass es nur ein Kurator war.
»H ier«, sagte er und warf mir ein Blatt Papier vor die Füße.
»W as ist das?«, wollte ich wissen und hob es auf.
»D ein Buch.«
Es war der Text, den ich in dem Grab kopiert hatte, die Inschrift über das Dunkle Talent. Das bedeutete, dass wir schon seit fast einer Stunde hier festsaßen. Bastille hatte recht. Kaz war wahrscheinlich bereits am Mittelpunkt der Bibliothek eingetroffen.
Der Kurator schwebte davon.
Ich entfaltete das Papier und wandte mich wieder an Bastille: »D eine Mutter… wenn sie dieses Kristallding zurückkriegt, wird es ihr doch wieder gut gehen, oder?«
Bastille nickte.
»D a wir hier sowieso ohne die geringste Hoffnung auf Rettung festsitzen– würde es dir etwas ausmachen, mir zu sagen, was dieser Kristall eigentlich ist? Einfach nur, um uns die Zeit zu vertreiben.«
Bastille schnaubte, doch dann stand sie auf und schob sich das silbrige Haar aus dem Nacken. Sie drehte sich um, sodass ich den funkelnden blauen Kristall sehen konnte, der hinten an ihrem Hals in die Haut implantiert war. Er war gut zu erkennen, da sie nach wie vor nur ihr schwarzes T-Shirt trug, das sie in die Hose ihrer militaristischen Uniform gesteckt hatte.
»W ow«, bemerkte ich.
»I n Crystallia wachsen drei Arten von Kristallen«, erklärte sie, während sie ihr Haar losließ. »A us dem ersten stellen wir die Schwerter und Dolche her. Aus dem zweiten werden die Körpersteine gemacht, durch die wir erst wirklich zu einem Crystin werden.«
»W as bewirken sie?«
Bastille zögerte. »V erschiedenes«, lautete schließlich ihre Antwort.
»W ie wundervoll detailreich.«
Sie errötete. »D as ist ziemlich persönlich, Alcatraz. Ich kann zum Beispiel wegen des Körpersteins so schnell laufen. Solche Sachen eben.«
»O kay«, gab ich mich zufrieden. »U nd die dritte Kristallart?«
»A uch sehr persönlich.«
Na toll, dachte ich.
»D as ist nicht so wichtig«, winkte sie ab. Als sie sich anschickte, sich wieder hinzusetzen, fiel mir etwas auf. Die Haut an ihrer Hand– der, in der sie den Dolch gehalten und den Strahl der Frostspenderlinse abgefangen hatte– war rot und rissig.
»G eht es dir gut?«, fragte ich und deutete mit dem Kopf auf die Hand.
»D as wird schon wieder«, entgegnete sie. »U nsere Dolche werden aus unreifen Schwertsteinen geschmiedet– gegen so mächtige Linsen können sie nicht lange bestehen. Ein Teil des Eises hat es an der Klinge vorbeigeschafft und meine Finger getroffen. Aber das ist nichts, das verheilt schon wieder.«
Das klang nicht sehr überzeugend. »V ielleicht solltest du…«
»R uhe!«, befahl Bastille plötzlich und stand auf.
Stirnrunzelnd gehorchte ich. Dann folgte ich Bastilles Blick zu der Öffnung über uns.
»W as denn?«, fragte ich schließlich.
»I ch dachte, ich hätte etwas gehört.«
Angespannt warteten wir. Wenig später sahen wir Schatten, die sich oben hin und her bewegten. Ganz langsam zog Bastille ihren Dolch aus der Scheide, und sogar in der Dunkelheit hier unten konnte ich erkennen, dass er von vielen kleinen Sprüngen durchzogen war. Was sie auf diese Entfernung überhaupt damit anfangen wollte, war mir schleierhaft.
Schließlich lehnte sich
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