Und dennoch ist es Liebe
einmal machen.« Er warf sich die Wickeltasche über die Schulter und ging zur Tür. ALISTAIR FOGERTY stand dort zu lesen, CHEFARZT, KARDIOLOGISCHE CHIRURGIE. Vielleicht würde Nicholas’ Name nie auf dieser Tür stehen, aber das änderte seine Meinung auch nicht. Man konnte den Wagen einfach nicht vor das Pferd spannen. »Ich sehe dich dann in einer Woche«, sagte er leise.
*
Nicholas saß im Park, umgeben von Müttern. Er war nun den dritten Tag hier, und er triumphierte. Er hatte nicht nur herausgefunden, wie er mit dem Kinderwagen umgehen musste, nein, er hatte auch einen Weg gefunden, sich die Wickeltasche so über die Schulter zu hängen, dass sie nicht mehr herunterrutschte, wenn er Max hochnahm. Max war noch zu klein, um mit den anderen Kindern im Sandkasten zu spielen, aber er schien die Kleinkindschaukeln zu mögen. Nikki, eine hübsche blonde Frau mit ewig langen Beinen, lächelte Nicholas an. »Und wie geht es unserem kleinen Max heute?«, erkundigte sie sich.
Nicholas verstand nicht, warum Paige nicht wie diese drei Frauen war. Sie trafen sich täglich zur gleichen Zeit im Park und sprachen angeregt über Schwangerschaftsstreifen, Windelsonderangebote und die neuesten Magen-Darm-Viren, die gerade die Runde machten. Zwei von ihnen hatten Mutterschaftsurlaub, und eine würde bei den Kindern daheim bleiben, bis die in die Schule kämen. Nicholas war fasziniert von ihnen. Sie hatten offenbar Augen im Hinterkopf. Instinktiv wussten sie, wenn ein Kind einem anderen ins Gesicht geschlagen hatte. Sie konnten das Schreien ihres eigenen Kindes mühelos aus dem allgemeinen Lärm heraushören, und sie jonglierten mit Fläschchen, Jacken und Schnullern, die nie zu Boden fielen. Das waren Fähigkeiten, so meinte Nicholas, die er in einer Million Jahren nicht erlernen würde.
Am ersten Tag, als er Max hierhergebracht hatte, hatte er allein auf einer alten grünen Bank gesessen und zugeschaut, wie die Frauen auf der anderen Seite des Wegs Sand auf die Beinchen ihrer Kinder geschaufelt hatten. Judy hatte ihn als Erste angesprochen. »Es kommen nicht viele Väter hierher«, hatte sie gesagt. »Vor allem nicht an Werktagen.«
»Ich habe Urlaub«, hatte Nicholas peinlich berührt erwidert. Dann hatte Max einen Rülpser ausgestoßen, der seinen ganzen Körper hatte erbeben lassen, und alle hatten gelacht.
An jenem ersten Tag hatten Judy, Nikki und Fay Nicholas alles erklärt, was er über Tagesmütter und Kindermädchenagenturen wissen musste. »Heutzutage kann man einfach keine gute Hilfe mehr kaufen«, hatte Fay gesagt. »Eine britische Nanny – und so eine wollen Sie – bekommen sie frühestens in sechs Monaten. Ein Jahr Wartezeit ist aber wahrscheinlicher. Aber wie man im Fernsehen ja immer wieder sieht, lassen selbst die Teuersten das Kind auf den Kopf fallen, misshandeln es oder machen Gott weiß was mit ihm.«
Judy, die in einem Monat wieder arbeiten gehen würde, hatte sich schon eine Kindertagesstätte gesucht, als sie im sechsten Monat schwanger gewesen war. »Und selbst da«, hatte sie gesagt, »bin ich nur auf die Warteliste gekommen.«
Und so war Nicholas’ Woche fast vergangen, und er wusste noch immer nicht, was er am Montag mit Max tun sollte. Aber das Ganze hatte sich gelohnt. Diese Frauen hatten ihm in nur drei Tagen mehr über seinen eigenen Sohn beigebracht, als er je zu hoffen gewagt hätte. Wenn er dann aus dem Park nach Hause ging, hatte er fast das Gefühl, die Kontrolle wiedererlangt zu haben.
Nicholas ließ Max immer höher schaukeln, doch sein Sohn wimmerte. Seit drei Tagen war er nun schon schlecht drauf. »Ich habe Ihren Babysitter angerufen«, sagte Nicholas zu Nikki, »aber sie hat einen Sommerjob in einem Ferienlager. Vor August habe sie keine Zeit für mich, hat sie gesagt.«
»Nun ja, ich werde mich weiter für Sie umhören«, erwiderte Nikki. »Ich wette, Sie werden schon jemanden finden.« Ihr kleines, dreizehn Monate altes Mädchen mit strohblondem Pony fiel im Sandkasten aufs Gesicht und fing an zu weinen. »Oh, Jessica.« Nikki seufzte. »Lass dir Zeit mit dem Laufenlernen.«
Nicholas mochte Nikki besonders gern. Sie war lustig und klug, und Muttersein wirkte bei ihr so leicht wie Kaugummikauen. Nicholas hob Max von der Schaukel, setzte ihn auf den Sandkastenrand und ließ ihn mit den Zehen im Sand spielen. Max schaute Judy an und begann zu schreien. Sie streckte die Hände aus. »Lassen Sie mich mal«, sagte sie.
Nicholas nickte. Es erstaunte ihn immer wieder, wenn Leute
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