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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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und holte die vierhundert Dollar heraus, die ich Eddie für seine Arbeit schuldete, doch er schüttelte den Kopf. »Das ist bereits erledigt«, sagte er. Jake führte mich hinaus und sagte kein Wort, als wir in den Wagen stiegen. Langsam fuhr ich die ausgefahrene Straße hinunter, die zu Eddies Büro führte, und Schotter spritzte auf die Hühner, die rechts und links vor uns wegliefen. Wir waren noch keine hundert Meter entfernt, da fuhr ich rechts ran, legte den Kopf auf den Lenker und brach in Tränen aus.
    Jake nahm mich in die Arme und zog mich um die Mittelkonsole herum zu sich heran. »Was soll ich nur mit dir machen?«, sagte er.
    Er strich über meinen Pferdeschwanz und zupfte ein wenig daran. »Fahr nach Farleyville, North Carolina«, sagte er.
    Das Aufspüren war der leichte Teil gewesen, doch ich hatte schreckliche Angst vor dem Treffen mit meiner Mutter, mit einer Frau, von der ich mir ein ganz eigenes Bild erschaffen hatte. Ich wusste nicht, was schlimmer war: Erinnerungen an Dinge heraufzubeschwören, für die ich sie hassen würde, oder herauszufinden, dass ich genauso war wie sie – dass es mein Schicksal war, immer weiter wegzulaufen, weil ich nicht genug Selbstbewusstsein besaß, um irgendjemandes Mutter zu sein. Das war das Risiko, das ich einging. Trotz allem, was ich mir selbst versprochen oder Nicholas geschworen hatte, würde ich mich vielleicht nie eins genug mit mir selbst fühlen, um wieder nach Hause zurückkehren zu können – nicht, wenn sich herausstellen sollte, dass ich wirklich war wie May O’Toole.
    Ich schaute zu Jake hinüber, und die Botschaft in meinen Augen war eindeutig. Er lächelte sanft. »Von jetzt an bist du auf dich allein gestellt.«
    Ich erinnerte mich an das letzte Mal, als er das zu mir gesagt hatte, leise und in etwas anderen Worten. Entschlossen hob ich das Kinn. »Aber nicht mehr lange«, sagte ich.

K APITEL 24
    N ICHOLAS
    Als ihre Stimme knisternd über die Leitung kam, verlor Nicholas den Boden unter den Füßen. »Hallo, Nicholas«, sagte Paige. »Wie geht es dir?«
    Nicholas hatte Max gerade die Windel gewechselt und ihn mit noch offenen Verschlüssen zum Telefon in der Küche getragen. Er legte das Baby auf den Küchentisch und stützte den Kopf mit einem Stapel Servietten ab. Beim Klang der Stimme seiner Frau wurde plötzlich alles ganz still um ihn herum. Es war, als würde die Luft nicht mehr zirkulieren und als wären Max’ Strampeln und das Rauschen des Blutes in Nicholas’ Ohren die einzigen Bewegungen, die noch existierten. Nicholas klemmte sich den Hörer unters Kinn und legte das Baby mit dem Gesicht nach unten auf den Linoleumboden. Dann zog er die Telefonschnur hinter sich her, so weit sie reichte. »Rufst du an, um dich bei mir zu entschuldigen?«
    Als Paige zunächst nicht darauf antwortete, war Nicholas’ Mund wie ausgetrocknet. Was, wenn sie in Schwierigkeiten steckte? Er hatte ihr immerhin den Geldhahn zugedreht. Was, wenn sie ein Problem mit dem Wagen hatte, wenn sie per Anhalter hatte fahren müssen und wenn sie vor irgendeinem Irren davonlief, der sie mit einem Messer bedrohte? »Ich bin jetzt in Chicago«, sagte Paige. »Ich werde meine Mutter finden.«
    Nicholas fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Fast hätte er laut losgelacht. So etwas passierte echten Menschen nicht. So etwas sah man im Sonntagsfilm, oder man las darüber in irgendeiner Klatschzeitung. Er hatte schon immer gewusst, dass Paige ihre Mutter im Kopf herumspukte. Allein ihre Reaktion, wenn das Gespräch darauf kam, hatte ihm das verraten. Aber warum wollte sie sich ausgerechnet jetzt auf die Suche nach der Frau machen?
    Als sie weiterhin schwieg, starrte Nicholas aus dem Küchenfenster und fragte sich, was sie wohl trug. Er stellte sich ihr Haar vor, wie es ihr Gesicht einrahmte, leuchtend und in allen Herbstfarben. Er sah die abgekauten Fingernägel und das winzige Grübchen in ihrem Nacken. Nicholas öffnete den Kühlschrank, damit die kalte Luft das Bild von ihr vertreiben konnte. Es war ihm egal. Er würde sich nicht davon beeinflussen lassen.
    Als Nicholas hörte, wie Paige ihn nach Max fragte, kochte die Wut wieder in ihm hoch. »Offenbar ist dir das doch scheißegal«, sagte er und ging in der Absicht, den Hörer einfach aufzulegen, wieder zu Max zurück. Sie plapperte irgendetwas davon, wie lange sie schon nicht mehr in Chicago gewesen sei, und plötzlich hielt Nicholas es einfach nicht mehr aus. Er ließ sich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Das war der

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