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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Darum ging es in einer Ehe nicht.
    Doch andererseits konnte Nicholas auch nicht einfach so verdrängen, dass die Ehe etwas von Menschen Geschaffenes war, eine von der Gesellschaft erschaffene Institution. Zwei Seelen, die füreinander bestimmt waren – und Nicholas hätte nie von sich behauptet, dass er zu diesen Menschen gehörte, er war einfach zu sehr Wissenschaftler, um so romantisch sein zu können –, zwei Menschen, die füreinander bestimmt waren, brauchten sicherlich keine Urkunde, um den Rest ihres Lebens miteinander zu verbringen. Bei der Ehe schien es eigentlich gar nicht um die Liebe zu gehen, sondern um die Fähigkeit, längere Zeit zusammenzuleben, und das war etwas vollkommen anderes. Und das war etwas, dessen er sich nicht vollkommen sicher war, soweit es ihn und Paige betraf.
    Nicholas betrachtete ihr Profil, als er an einer roten Ampel hielt. Winzige Nase, glänzende Augen und ein klassischer Mund. Plötzlich drehte sie sich zu ihm um und lächelte. »Woran denkst du?«, fragte sie.
    »Ich denke«, antwortete Nicholas, »dass ich mir die Taylor Street gerne von dir zeigen lassen würde.«

K APITEL 29
    P AIGE
    Meine Mutter hatte sieben Wallache, und mit Ausnahme von Donegal waren sie alle nach Männern benannt, die sie abgewiesen hatte. »Ich gehe auf kein Date«, hatte sie zu mir gesagt. »Nur wenige Männer halten einen Stallrundgang für den gelungenen Abschluss eines verführerischen Abends.« Eddy und Andy waren braune Vollblutpferde. Tony war ein Mischlingspony, das Mom vor dem Verhungern gerettet hatte. Burt war ein uraltes Quarter Horse, und Jean-Claude und Elmo waren zwei Dreijährige, die schon Rennen gelaufen waren und fast daran zugrunde gegangen wären.
    Während meine Mutter Jean-Claude und Elmo auf den Reitplatz brachte, um sie dort zu longieren, misteten Josh und ich die Boxen aus, verteilten frisches Stroh und schrubbten die Wassereimer. Es war harte Arbeit, die ich in den Knochen spürte, doch wie ich feststellte, konnte ich einen ganzen Stall ausmisten, ohne einmal an Nicholas oder Max zu denken. Tatsächlich lenkte die Arbeit mit den Pferden mich von allem ab, was mit der Familie zu tun hatte, die ich zurückgelassen hatte, und allmählich verstand ich, warum meine Mutter so fasziniert von den Tieren war. Ich füllte die schwarze Futterkrippe in Auroras Box, und wie immer versuchte sie, mich jedes Mal in den Rücken zu beißen, wenn ich mich umdrehte. Aurora war das achte Pferd, das meine Mutter besaß, die weiße Märchenstute. Meine Mutter hatte gesagt, sie habe Aurora aus einem Impuls heraus gekauft, weil sie geglaubt hatte, der Märchenprinz sei Teil des Deals, doch seitdem hatte sie den Kauf nur bereut. Aurora war hinterlistig, übellaunig und stur. »Ich habe Aurora Wasser gegeben«, rief ich Josh zu, der gerade in einer anderen Box beschäftigt war. Ich mochte Josh. Er war ein wenig seltsam, aber er brachte mich zum Lächeln. Er aß kein Fleisch, ›weil Kühe irgendwo heilig sind‹. Und er hatte mich schon am zweiten Tag wissen lassen, dass er bereits die Hälfte des achtfaltigen Wegs zum Nirwana hinter sich hatte.
    Ich nahm die Schubkarre, die Josh gefüllt hatte, und schob sie nach draußen zum Misthaufen, der unter der heißen Südstaatensonne vor sich hin gärte. Ich hob das Gesicht und spürte den Dreck und den Schweiß in meinem Rücken, obwohl es erst 08:30 Uhr war.
    »Paige!«, rief Josh. »Komm, schnell! Und bring ein Halfter mit!«
    Ich ließ die Schubkarre stehen, rannte zurück und schnappte mir das Halfter, das neben Andys Box an der Wand hing. Vom anderen Ende des Stalls hörte ich Josh in beruhigendem Ton flüstern: »Komm näher. Und geh langsam.«
    Als ich aus dem Stalltor hinausschaute, hielt Josh Aurora an der Mähne. »Eigentlich ist es bei uns üblich, die Box wieder zuzumachen, wenn man fertig ist«, sagte er und grinste.
    »Das habe ich«, erklärte ich, schaute zur Box und sah, dass der Riegel locker war. Das hatte ich übersehen. »Tut mir leid«, sagte ich und zog Aurora vorsichtig das Halfter an. »Vielleicht hättest du sie einfach laufen lassen sollen«, bemerkte ich.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Josh. »Ich schulde Lily diesen Monat keinen Gefallen mehr.«
    Wir beschlossen, eine Pause zu machen, und gingen zur Reitbahn, um meiner Mutter dabei zuzuschauen, wie sie Jean-Claude longierte. Sie stand in der Mitte der Bahn und ließ das Pferd im Kreis buckeln und galoppieren. Diesmal trug er einen Sattel, um sich an das Gefühl zu gewöhnen.

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