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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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hast du ihm schließlich einen Grund gegeben innezuhalten. Was du durchgemacht hast, ist keine Tragödie, nur ein Schluckauf. Ihr werdet das beide schon überleben, und es wird noch zwei, drei kleine Maximilians geben und jede Menge Schulabschlüsse, Hochzeiten und Enkelkinder. Du bist eine Kämpferin, genau wie Nicholas. Ich würde sogar behaupten wollen, dass du ihm in dieser Hinsicht in nichts nachstehst.« Sie stellt die Kaffeetasse ab und nimmt mir auch meine weg. »Imelda bereitet gerade ein Zimmer für dich vor«, sagt sie. »Sollen wir es uns mal anschauen?«
    Astrid steht auf, doch ich bleibe sitzen. Ich verschränke die Hände im Schoß und frage mich, ob das wirklich ist, was ich will. Nicholas wird außer sich sein vor Wut. Das Ganze könnte sich als Bumerang für mich erweisen.
    Max macht ein lautes, schlürfendes Geräusch. Er kaut an irgendetwas, das wie eine Spielkarte aussieht. »Hey«, sage ich und nehme es ihm aus der Hand. »Darfst du das denn haben?« Ich wische den Speichel ab und gebe Max ein anderes Spielzeug. Dann bemerke ich, was ich da in der Hand halte. Es ist ein Schlüsselring mit drei laminierten Fotografien. Es ist Astrids Arbeit. Das erste Bild zeigt Nicholas mit einem leichten Lächeln, aber in Gedanken völlig woanders. Das zweite ist ein Bild von Max, aufgenommen vor ungefähr zwei Monaten. Gierig starre ich es an und sauge all die subtilen Veränderungen auf, die ich versäumt habe. Dann blättere ich zu dem letzten Bild. Es zeigt mich und ist verhältnismäßig aktuell, auch wenn ich nicht weiß, wann und wo Astrid es aufgenommen haben könnte. Ich sitze draußen vor einem Café in Faneuil Hall. Ich könnte sogar schon schwanger gewesen sein. Ich scheine in eine unbestimmte Ferne zu schauen, und ich weiß, dass ich schon damals meine Flucht geplant habe.
    »Mama«, sagt Max und greift nach der Fotokarte. Auf der Rückseite steht in Astrids Handschrift das Wort, das er gerade gesagt hat.
    Imelda streicht gerade die Tagesdecke glatt, als Astrid mich in mein neues Zimmer führt. »Señora Paige«, sagt Imelda und lächelt erst mich und dann Max an, als er sich eine ihrer schwarzen Locken schnappt. »Der hier hat schon einen kleinen Teufel im Leib«, sagt sie.
    »Ich weiß«, erwidere ich. »Das ist die väterliche Linie.«
    Astrid lacht und öffnet den Schrank. »Du kannst deine Sachen hier reintun«, sagt sie, und ich nicke und schaue mich um. Für Prescott-Verhältnisse ist das Zimmer schlicht. Es gibt ein pfirsichfarbenes Sofa und ein Himmelbett, und die Laken sind von der Farbe eines verregneten Sonnenuntergangs in Arizona. Die bodenlangen Vorhänge bestehen aus Alencon-Spitze und werden von Granatäpfeln aus Messing zurückgehalten. Der Spiegel ist antik und passt perfekt zum Schrank. »Ist das in Ordnung so?«, fragt Astrid.
    Ich lasse mich aufs Bett sinken, setze Max neben mich und reibe ihm den Bauch. Ich werde das feuchte Gras und die Büsche vermissen, aber das hier ist auch ganz nett. Ich nicke Astrid zu. Dann stehe ich schüchtern auf und gebe ihr das Baby. »Wenn ich mich recht entsinne, waren das deine Bedingungen«, sage ich. »Ich komme später wieder zurück.«
    »Komm zum Abendessen«, sagt Astrid. »Ich weiß, dass Robert dich auch sehen will.«
    Sie folgt mir die Treppe hinunter und bringt mich zur Tür. Max wimmert und greift nach mir, als ich gehen will, und Astrid gibt ihn mir kurz. Sanft streichele ich ihm über den Kopf und zwicke ihn zärtlich in den Arm. »Warum bist du nur auf meiner Seite?«, frage ich ihn.
    Astrid lächelt. Im schwächer werdenden Licht und nur in diesem einen Augenblick erinnert sie mich an meine Mutter. Dann nimmt Astrid das Baby wieder zurück. »Warum sollte er das nicht sein?«, entgegnet sie.
*
    »Robert«, sagt Astrid Prescott, als wir ins Speisezimmer gehen, »du erinnerst dich doch noch an Paige, oder?«
    Robert Prescott faltet seine Zeitung zusammen, zieht seine Lesebrille aus und steht auf. Ich strecke die Hand aus, doch er ignoriert sie und umarmt mich stattdessen nach kurzem Zögern. »Danke«, sagt er.
    »Für was?«, flüstere ich. Was habe ich jetzt schon wieder gemacht?
    »Für dieses Kind«, antwortet er, und er lächelt. Da wird mir klar, dass Nicholas das in all der Zeit nie zu mir gesagt hat.
    Ich setze mich, aber ich bin zu nervös, um die Suppe und den Salat zu essen, die Imelda aus der Küche bringt. Robert sitzt an einem Ende des riesigen Tisches, Astrid am anderen und ich irgendwo dazwischen. Mir gegenüber ist

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