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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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nachdenken kann. Und ich werde den ganzen Weg nach Hause um Gnade beten.
    Damit setze ich alles auf eine Karte, das weiß ich. Aber ich sehe keinen anderen Ausweg mehr. Deshalb schleiche ich auch ins Schlafzimmer, und ich sehe Nicholas halbnackt und in die blaue Tagesdecke gewickelt auf dem Bett liegen. Ich setze mich jedoch nicht auf die Bettkante. Ich kann nicht. Wenn es nicht so ausgehen sollte wie geplant, werde ich wenigstens wissen, wie es in seinem Herzen aussieht.
    Ich knie mich neben das Bett und greife in Nicholas’ dickes Haar. Dann lege ich ihm die andere Hand auf die Schulter und staune, wie warm sich seine Haut anfühlt. Meine Hand wandert zu seiner Brust. Nicholas stöhnt und streckt sich und rollt sich auf die Seite. Sein Arm fällt auf meinen.
    Sehr, sehr vorsichtig berühre ich mit den Fingerspitzen seine Augenbrauen, seine Wangen und seinen Mund. Ich beuge mich vor, bis ich seinen Atem auf meinen Augenlidern spüre. Dann beuge ich mich vor, bis meine Lippen seine streifen. Ich küsse ihn, bis er beginnt, meinen Kuss zu erwidern, und bevor ich zurückweichen kann, schlingt er die Arme um mich und zieht mich zu sich. Er reißt die Augen auf, doch es scheint ihn nicht zu überraschen, mich hier zu finden. »Du hast das Haus geputzt«, flüstert er.
    » Unser Haus«, sage ich. Seine Hände liegen heiß auf meinen. Ich ziehe mich zurück und setze mich auf meine Fersen.
    »Ist schon okay«, murmelt Nicholas und setzt sich in den Kissen auf. »Wir sind bereits verheiratet.« Er schaut mich von der Seite an und lächelt träge. »Ich könnte mich daran gewöhnen«, sagt er. »Dass du dich in mein Bett schleichst, meine ich.«
    Ich stehe auf und sehe mich im Spiegel. Dann reibe ich mir die Hände an der Jeans und setze mich zögernd auf die Bettkante. Ich schlinge die Arme um die Brust. Nicholas setzt sich neben mich und legt den Arm um meine Hüfte. »Was ist los?«, flüstert er. »Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    Ich schüttele seine Hand ab. »Fass mich nicht an«, sage ich. »Du willst mich sicher nicht anfassen.« Ich drehe mich um und setze mich im Schneidersitz ihm gegenüber. Über seine Schulter hinweg beobachte ich mich im Spiegel. »Nicholas«, sage ich und sehe meine Lippen Worte formen, die ich nie hören wollte. »Ich hatte eine Abtreibung.«
    Nicholas versteift sich. Er ist wie erstarrt, und es dauert eine Weile, bis er wieder atmen kann. »Du hattest was? «, sagt er. Er rückt näher an mich heran, und die Wut in seinem Gesicht macht mir Angst. Ob er mich wohl gleich an der Kehle packen wird? »Ist das der Grund, warum du drei Monate lang weg warst? Um mein Kind loszuwerden?«
    Ich schüttele den Kopf. »Das war, bevor ich dich kennengelernt habe«, sage ich. »Es war nicht dein Kind.«
    Ich sehe die Gedanken und Erinnerungen über sein Gesicht huschen, und schließlich schüttelt er den Kopf. »Du warst Jungfrau«, sagt er. »Das hast du mir zumindest erzählt.«
    »Ich habe dir überhaupt nichts erzählt«, erwidere ich ruhig. »Du wolltest das nur glauben.« Ich halte die Luft an und sage mir selbst, dass es vielleicht keinen Unterschied machen wird. Immerhin hat Nicholas vor mir ja mit einer anderen Freundin zusammengelebt, und wie viele Frauen gehen heute schon unberührt in die Ehe. Doch andererseits sind all diese Frauen auch nicht mit Nicholas verheiratet.
    »Du bist katholisch«, sagt er und versucht, die Einzelteile zusammenzufügen. Ich nicke. »Das war also der Grund, warum du Chicago verlassen hast.«
    »Und das war auch der Grund«, füge ich leise hinzu, »warum ich Max verlassen habe. An dem Tag, an dem ich gegangen bin – dem Tag, als er von der Couch gefallen ist –, da hielt ich mich für die schlechteste Mutter der Welt. Ich hatte mein erstes Kind getötet und mein zweites verletzt. Ich habe gedacht, keine Mutter zu haben sei immer noch besser, als jemanden wie mich ertragen zu müssen.«
    Nicholas steht auf, und ich sehe etwas in seinen Augen, das ich noch nie gesehen habe. »Was das betrifft, hast du vielleicht recht«, sagt er so laut, dass ich schon Angst habe, Max wacht davon auf. Dann packt er mich an den Schultern und schüttelt mich so heftig, dass mir schwindelig wird. »Mach, dass du aus meinem Haus kommst«, sagt er, »und komm nie wieder zurück. Was willst du dir sonst noch von der Seele reden? Wirst du vielleicht wegen Mordes gesucht? Versteckst du einen Liebhaber im Schrank?« Er lässt meine Arme wieder los, und selbst im

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