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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Problem«, sagte sie. »Wenn es sich wirklich um meine Krankengeschichte dreht, warum konzentrierst du dich dann so sehr auf alle anderen in meiner Familie?«
    Nicholas griff nach ihrer Hand. »Erzähl mir von deiner Mutter«, forderte er sie auf.
    Paige sprang auf und schnappte sich ihre Handtasche. »Ich muss jetzt gehen«, sagte sie, doch Nicholas packte sie am Handgelenk, bevor sie sich umdrehen konnte.
    »Warum läufst du immer weg, wenn ich deine Mutter erwähne?«
    »Warum kommst du immer darauf zu sprechen, wenn ich bei dir bin?« Paige starrte auf ihn hinunter und riss sich dann von ihm los. »Das ist kein großes Geheimnis, Nicholas«, sagte sie. »Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass ich da nicht viel zu erzählen habe?«
    Das gedämpfte Licht der grünen Stehlampe warf Nicholas’ und Paiges Schatten an die gegenüberliegende Wand. Und in den Schatten, wo man die Gesichter nicht sehen konnte, sah es fast so aus, als strecke Paige die Hand aus, um Nicholas aufzuhelfen, als wäre sie diejenige, die ihn unterstützte.
    Nicholas nahm Paige wieder an der Hand und zog sie zu sich herunter. Sie wehrte sich nicht. Dann legte er die Hände so aneinander, dass ihr Schatten dem Kopf eines Alligators entsprach, der sich die Wand entlangfraß. »Nicholas!«, flüsterte Paige, und ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. »Zeig mir, wie man das macht!« Nicholas faltete seine Hände über ihre und drehte sanft ihre Finger, bis ein Hase an der Wand erschien. »Das habe ich schon mal gesehen«, sagte sie, »aber mir hat nie jemand erklärt, wie das geht.«
    Nicholas machte eine Schlange, eine Taube, einen Indianer und einen Hund. Und bei jedem neuen Bild klatschte Paige und bettelte darum, dass Nicholas ihr die Handhaltung erklärte. Nicholas konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal jemanden gesehen hatte, der so einen Spaß an Schattenspielen hatte. Und er konnte sich auch nicht daran erinnern, wann er das zum letzten Mal gemacht hatte.
    Paige bekam den Schnabel des Adlers nicht richtig hin. Kopf und Auge hatte sie richtig, doch Nicholas konnte ihre Finger nicht so biegen, dass man den krummen Schnabel erkennen konnte. »Ich glaube, deine Hände sind zu klein dafür«, sagte er.
    Paige drehte ihre Hände herum und fuhr mit dem Finger über ihre Lebenslinie. »Ich glaube, da hast du recht«, sagte sie.
    Nicholas beugte sich herunter und küsste sie auf die Handflächen, und Paige betrachtete ihre Schatten, fasziniert von der Bewegung und der geschwungenen Form von Nicholas’ Nacken, und sie starrte auf die Stelle, wo ihrer beider Schatten miteinander verschmolzen. Dann schaute Nicholas wieder zu ihr hinauf. »Wir sind noch nicht mit deiner Krankengeschichte fertig«, sagte er und strich mit der Hand über ihre Seite.
    Paige legte den Kopf an seine Schulter und schloss die Augen. »Das liegt daran, dass ich keine Krankengeschichte habe«, sagte sie.
    »Dann überspringen wir diesen Teil«, murmelte Nicholas und drückte seine Lippen an ihren Hals. »Bist du je stationär behandelt oder operiert worden?«, fragte er. »Hat man dir zum Beispiel die Mandeln herausgenommen?« Er küsste ihren Nacken, ihre Schultern, ihren Rücken. »Oder den Blinddarm?«
    »Nein«, keuchte Paige. »Nichts dergleichen.« Sie hob den Kopf, als Nicholas mit den Knöcheln über ihre Brüste fuhr.
    Nicholas schluckte. Er fühlte sich wieder wie siebzehn. Er tat schließlich nichts, was er später bereuen würde, denn sie hatte das hier schließlich noch nie zuvor getan. »Alles intakt«, flüsterte er. »Perfekt.« Zitternd legte er die Hände auf Paiges Hüfte und schob sie ein paar Zoll von sich weg. Dann strich er ihr das Haar aus den Augen.
    Paige stieß einen kehligen Laut aus. »Nein«, sagte sie, »du verstehst das nicht.«
    Nicholas setzte sich auf die Couch und zog Paige an seine Seite. »Doch, das tue ich«, sagte er. Er streckte sich der Länge nach aus und zog Paige zu sich herunter, sodass ihre Körper von Kopf bis Fuß aneinandergepresst waren. Er konnte ihren Atem spüren.
    Paige starrte über Nicholas’ Schulter hinweg an die kahle Wand. Jetzt waren keine Schatten mehr zu sehen. Sie versuchte, sich ihre Hände vorzustellen, die Finger ineinander verschlungen, sodass sie im Schatten eins waren. Doch nichts, was sie in ihrem Geist heraufbeschwor, war richtig. Sie wusste, dass sie die Länge ihrer Finger falsch berechnet hatte, die Krümmung ihres Handgelenks. Sie wollte den Adler schaffen. Sie wollte es wieder

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