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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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war die Einzige ohne Partner hier, und als Nicholas den Raum durchquerte, um sich zu ihr zu gesellen, überkam ihn ein Gefühl von Reue. Stumm setzte er sich hinter sie. Dann kam die Krankenschwester, die den Kurs leitete, schüttelte ihm die Hand und gab ihm ein Namensschild. NICHOLAS stand dort, und in der Ecke war das runde, lächelnde Gesicht eines Cartoonbabys zu sehen.
    Die Krankenschwester klatschte zweimal in die Hände, und Nicholas schaute zu, wie Paige die Augen öffnete. An der Art, wie sie ihn anlächelte, sah er, dass sie sich nicht wirklich entspannt hatte. Und sie tat nur überrascht, sie hatte gewusst, dass er da war, kaum dass er den Raum betreten hatte.
    »Willkommen«, flüsterte er, »zum Kurs für Ehemänner mit schlechtem Gewissen.«
    Nicholas lehnte sich mit dem Rücken gegen die Kissen, die aus seinem eigenen Schlafzimmer stammten. Er hörte zu, wie die Krankenschwester die drei Stadien der Geburt erklärte und was man währenddessen zu erwarten hatte. Nicholas musste ein Gähnen unterdrücken. Die Kursleiterin hielt in Plastik eingeschweißte Bilder eines Fötus mit verschränkten Armen und Beinen hoch, die zeigten, wie er sich durch den Geburtskanal quetschte. Eine blonde Frau am anderen Ende des Raums hob die Hand. »Stimmt es«, fragte sie, »dass meine eigenen Wehen denen meiner Mutter stark ähneln werden?«
    Die Krankenschwester runzelte die Stirn. »Jedes Baby ist anders«, sinnierte sie, »aber es scheint da tatsächlich gewisse Übereinstimmungen zu geben.«
    Nicholas spürte, wie Paige sich an seiner Seite verspannte. »Na toll«, flüsterte sie. Plötzlich erinnerte Nicholas sich daran, wie er Paige am Abend zuvor vorgefunden hatte, als er aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen war. Sie hatte in einem ärmellosen Nachthemd auf der Couch gesessen, obwohl es draußen sehr kalt gewesen war. Sie hatte geweint und sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, die Tränen von den Wangen zu wischen. Nicholas war sofort zu ihr gelaufen, hatte sie in den Arm genommen und immer wieder und wieder gefragt: »Was ist los?« Und Paige hatte schluchzend auf den Fernseher gedeutet, wo gerade irgendeine geschmacklose Kodakreklame lief. »Ich kann einfach nicht anders«, hatte sie gesagt. Ihre Nase lief, und ihre Augen waren geschwollen. »Manchmal passiert das einfach.«
    »Nicholas?«, sagte die Kursleiterin zum zweiten Mal.
    Die anderen werdenden Väter starrten ihn grinsend an, und Paige tätschelte seine Hand. »Mach ruhig«, sagte sie. »So schlimm ist das nicht.«
    Die Krankenschwester hielt ein gepolstertes Ding in die Höhe, das wie eine Schüssel geformt war und Riemen hatte. »Zu Ehren deiner ersten Kursstunde«, verkündete sie und half Nicholas auf. »Der Mitfühlbauch.«
    »Was zum …?«, sagte er.
    »Also Paige macht das jetzt schon sieben Monate durch«, tadelte ihn die Krankenschwester. »Da wirst du es doch dreißig Minuten aushalten.«
    Nicholas steckte die Arme durch die Riemen und funkelte die Krankenschwester an. Das Ding war vierunddreißig Pfund schwer, ein falscher Bauch, der unberechenbar hin und her rutschte. Als Nicholas sich bewegte, drückte das Teil auf seine Blase. Die Krankenschwester zog die Riemen an Schultern und Hüfte fest. »Warum läufst du nicht ein wenig herum?«, forderte sie ihn auf.
    Nicholas wusste, dass sie nur darauf wartete, dass er fiel. Vorsichtig hob und senkte er die Füße, ohne sich von dem Gewicht und dem Ziehen in seinem Rücken einschüchtern zu lassen. Schließlich drehte er sich triumphierend zu den Zuschauern und Paige um. Von hinten sagte die Krankenschwester: »Und jetzt rennen.«
    Nicholas setzte die Beine weiter auseinander und versuchte, sich schneller zu bewegen. Halb hüpfte, halb joggte er. Ein paar der Frauen begannen zu lachen, doch Paiges Gesicht blieb regungslos. Die Krankenschwester warf einen Stift auf den Boden. »Nicholas«, sagte sie, »würdest du bitte den Stift aufheben?«
    Nicholas versuchte, in Bodennähe zu kommen, indem er die Knie beugte, doch die Flüssigkeit in dem ›Mitfühlbauch‹ getauften Folterinstrument schwappte nach links und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Nicholas fiel auf alle viere und ließ den Kopf hängen.
    Um ihn herum brandete Lachen auf und hallte ihm in den Ohren wider. Er hob das Kinn und rollte mit den Augen. Dann ließ er seinen Blick über die anderen Männer und ihre Frauen schweifen, die seine Vorstellung beklatschten, und schließlich fiel sein Blick auf seine Frau.
    Paige saß

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