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Und dennoch ist es Liebe

Und dennoch ist es Liebe

Titel: Und dennoch ist es Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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wiegte es auf den Armen. Nicholas’ Schultern pochten vor Erleichterung, als hätte Paige ihm eine große Last genommen. Max beruhigte sich ein wenig, sein Weinen verwandelte sich in ein Wimmern. »Er hat gerade erst gegessen«, erklärte Paige. Sie setzte sich auf die Couch und schaltete den Fernseher an. »Nickelodeon«, sagte sie in den Raum hinein. »Aus irgendeinem Grund scheint er Nickelodeon zu mögen.«
    Nicholas schlüpfte ins Schlafzimmer und drückte den Testknopf seines Piepers. Das Ding surrte leise und vibrierte an seiner Hüfte. Als er die Tür öffnete, sah er, dass Paige davor auf ihn wartete. »Ich muss wieder ins Krankenhaus«, log er. »Es gibt Komplikationen bei einer Herz-Lungen-Transplantation.«
    Paige nickte. Nicholas schob sich an ihr vorbei und kämpfte gegen das Verlangen an, sie in den Arm zu nehmen und zu sagen: Lass uns einfach weggehen. Nur du und ich. Dann wird alles anders werden. Doch stattdessen ging er ins Badezimmer, duschte rasch und zog sich frische Sachen an.
    Als er ging, saß Paige im Kinderzimmer auf dem Schaukelstuhl. Sie hatte ihr Nachthemd bis zum Bauch geöffnet, der noch immer weich und rund war. Max’ Lippen hatten sich fest um ihre rechte Brustwarze geschlossen, und mit jeder Bewegung seines Mundes schien er mehr und mehr von ihr in sich hineinzusaugen. Nicholas’ Blick wanderte zu Paiges Gesicht. Sie schaute zum Fenster hinaus, und er sah, dass sie ihre Augen vor Schmerz zusammenkniff. »Tut das weh?«, fragte Nicholas.
    »Ja.« Paige sah ihn nicht an. »Das ist auch so etwas, was sie einem nicht sagen.«
    Nicholas fuhr schnell zum Mass General. Er öffnete alle Fenster im Wagen und drehte das Radio so laut wie möglich auf. Er versuchte, das Echo von Max’ Schreien zu ersticken und den Anblick auszublenden, den Page geboten hatte, kurz bevor er aus dem Haus gegangen war. Er hatte zumindest das Glück, einfach gehen zu können.
    Als Nicholas am Schwesternzimmer der Notaufnahme vorbeikam, hob Phoebe, die ihn schon seit Jahren kannte, die Augenbrauen. »Sie haben heute Nacht keinen Dienst, Dr. Prescott«, sagte sie. »Haben Sie mich etwa schon vermisst?«
    Nicholas lächelte sie an. »Ich kann einfach nicht ohne Sie leben, Phoebe«, antwortete er. »Brennen Sie mit mir nach Mexiko durch.«
    Phoebe lachte und öffnete eine Krankenakte. »Und so etwas von einem frischgebackenen Vater.«
    Nicholas schritt mit dem Selbstvertrauen durch die Flure, das die Menschen von ihm erwarteten. Er strich mit den Fingern über die hellblauen Fliesen an den Wänden und hielt auf das kleine Zimmer zu, das den Bereitschaftsärzten als Unterkunft diente. Es war kaum größer als eine Zelle im Knast, doch Nicholas freute sich über den vertrauten Geruch von Formaldehyd, Desinfektionsmittel und blauer Baumwolle, als hätte er einen Palast betreten. Sein Blick wanderte über die ordentlich gemachte Koje, die fast den gesamten Raum einnahm, dann zog er die Decke zurück. Er schaltete seinen Pieper aus und legte ihn am Kopfende des Bettes auf den Boden. Er erinnerte sich an die einzige Geburtsvorbereitungsstunde, an der er teilgenommen hatte, und an die sanfte Stimme der Kursleiterin, als sie den Schwangeren zugesäuselt hatte: Stellen Sie sich einen langen, weißen Strand vor. Nicholas sah sich ausgestreckt auf dem Strand im Licht einer fiebrigen Sonne. Und er schlief zur Musik eines imaginären Ozeans ein, dessen Rhythmus an das Schlagen eines Herzens erinnerte.

K APITEL 16
    P AIGE
    Ich wachte in einer Pfütze meiner eigenen Milch auf. Es war dreißig Minuten her, seit ich Max abgesetzt hatte, und im Nebenzimmer brabbelte er bereits wieder vor sich hin, wie er es immer tat, wenn er glücklich aufgewacht war. Ich hörte das Geräusch der Rassel und anderer Spielsachen, die er zwar noch nicht erkannte, gegen die er aber von Zeit zu Zeit trat. Max’ Gurgeln wurde lauter, hartnäckiger. »Ich komme ja!«, brüllte ich durch die Wand hindurch. »Nur eine Minute!«
    Ich zog Nicholas’ Polohemd aus – meine eigenen Oberteile waren mir zu eng um die Brust – und wechselte meinen BH. Ich stopfte weiche Flanelltaschentücher in die Körbchen. Das war ein Trick, den ich entdeckt hatte, nachdem die kommerziellen Stilleinlagen immer an meinem Busen kleben geblieben waren. Ein neues Hemd zog ich jedoch nicht an. Max trank so oft, dass ich manchmal stundenlang oben ohne durchs Haus lief, wobei meine Brüste immer schwerer und schwerer wurden, wenn sie wieder auffüllten, was Max ihnen genommen

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