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Und der Basilisk weinte (German Edition)

Und der Basilisk weinte (German Edition)

Titel: Und der Basilisk weinte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Gold
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ziemlich unbeeindruckt vom Tod des Arztes. Sie genoss es sichtlich für einmal im Mittelpunkt des Geschehens zu stehen und empfing ihren Besuch mit einem nicht enden wollenden Redeschwall. Ferrari seufzte und hörte geduldig zu. Bewundernswert, wie lange Regula Thalmann sprechen konnte, ohne Luft zu holen. Nadine verdrehte ungeduldig die Augen.
    «Darf ich Ihnen eine Frage stellen? Es ist extrem wichtig!», nahm sie einen Anlauf.
    Regula Thalmann atmete zischend aus, verschluckte sich und erlitt einen Hustenanfall. Ferrari klopfte ihr auf den Rücken.
    «Hoi, hoi, nicht dass Sie mir noch ersticken.»
    «Was … was … möchten Sie wissen?»
    «Anscheinend haben Sie als einzige den Täter gesehen», übernahm Ferrari.
    «Anscheinend? Nicht nur anscheinend, Herr Oberkommissär. Er ist an mir vorbeigegangen.»
    «Schildern Sie doch bitte dem Herrn Oberkommissär den Vorgang detailliert, Frau Thalmann.»
    Ferrari warf Nadine einen missbilligenden Blick zu.
    «Bitte nur Kommissär, Frau Thalmann, es gibt nämlich keinen …»
    «Er ist an mir vorbeigegangen, als ob nichts wäre, Herr Oberkommissär. Ein Mensch wie Sie und ich. Ich hätte nie vermutet, dass er der Mörder sein könnte. Eine aparte Erscheinung. Graue Haare, ziemlich gross. Stehen Sie mal auf.»
    Der Kommissär erhob sich brav.
    «Ja, das könnte hinkommen. Etwa so gross wie Sie, Herr Oberkommissär, aber älter. So um die siebzig.»
    «Können Sie sein Gesicht beschreiben?»
    «Leider nein. Als er mich aus dem Lift kommen sah, wandte er sich ab. Deshalb bin ich auch so sicher, dass er der Mörder ist. Ich habe noch gedacht, was sucht der Mann hier. Beinahe hätte ich ihn gefragt. Mein Gott! Dann wäre ich jetzt vielleicht tot! Heute war ja nur Dr. Stähli anwesend. Ich habe mir noch die ganze …«
    «Wie können Sie dann sicher sein, dass es ein älterer Mann war?»
    Regula Thalmann runzelte die Stirne und funkelte Nadine beleidigt an.
    «Aufgrund der Bewegung, Frau Oberkommissärin oder sagt man Frau Oberkommissär? Ich bin lange genug hier im Spital tätig. Da sieht man sich die Menschen genau an. Das Alter kann man am Gang erkennen. Natürlich nur ungefähr, nicht aufs Jahr genau.»
    Ferrari wusste nicht so recht, was er von Regula Thalmanns Aussage halten sollte. Einerseits traf die Beschreibung auf seinen Vorgänger zu, andererseits kämen alle Männer mit grauen Haaren und einer Körpergrösse von zirka einem Meter fünfundachtzig in Frage. Wollte sich Frau Thalmann einfach wichtig machen oder hatte sie den Mörder wirklich gesehen? Bevor sie erneut einem nichtssagenden Redeschwall verfiel, verabschiedeten sich Nadine und der Kommissär.
    «Nun, Oberkommissärin Kupfer, was halten Sie von Frau Thalmanns Aussage?»
    «Die Alte hat einen an der Waffel!»
    «Eine klare und sachliche Antwort, ich bin ganz Ihrer Ansicht … Der Beschreibung nach könnte es Bernie gewesen sein.»
    «Und hundert Millionen andere.»
    «Exakt. Fragen wir bei Stephan nach, ob noch jemand den Mörder gesehen hat.»
    «Und wo sind eigentlich die Leute, die Stähli beschützen sollten?»
    «Gute Frage.»
    Die Antwort war ernüchternd. Philippe Stähli hatte die beiden Beamten hochkant rausgeworfen. Bedrückt sassen sie in der Kantine des Kantonsspitals und harrten der Dinge, die da kommen würden. Ferrari machte ihnen keine Vorwürfe, man konnte niemandem einen Personenschutz aufzwingen. Die Suche nach einem weiteren Zeugen verlief erfolglos. Ausser der Plaudertasche Regula Thalmann, die problemlos ins Guinnessbuch der Rekorde käme als Frau, die beim Reden niemals Luft holen muss, gab es niemanden, der den mutmasslichen Mörder gesehen hatte.

23. Kapitel
    Im Verlaufe des Nachmittags gelang es Nadine, ihren Freund bei der Zürcher Polizei für ihr Vorhaben zu gewinnen. Der Zufall wollte es, dass dieser vor einigen Monaten mit einem ähnlichen Problem konfrontiert worden war. Und so verwanzte bereits am Freitagmorgen ein Spezialistenteam die Bibliothek von Gregor Hartmann. Während sich Nadine von einem der Informatiker in die Geheimnisse der Technik einweihen liess, ging der Kommissär mit Gregor Hartmann nochmals den ganzen Ablauf Schritt für Schritt durch.
    Bernhard Meister war zuerst misstrauisch, als ihn der Anwalt zu einem Glas Wein einlud. Erst der nahe Tod und der Wunsch, letzte Dinge klären zu wollen, bewegten den ehemaligen Kommissär die Einladung anzunehmen. Nadine und Ferrari sassen im Schlafzimmer wie auf Kohlen, als Hartmann den alten Polizisten in der

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