Und der Basilisk weinte (German Edition)
Bibliothek empfing.
«Ein sehenswertes Eigenheim, Gregor. Nicht zu verachten.»
«Das haben alles meine Klienten bezahlt. Schön, dass du meine Einladung angenommen hast.»
«Zuerst wollte ich sie eigentlich ausschlagen. Doch angesichts deiner Krankheit mochte ich dir deinen Wunsch nicht ausschlagen.»
«Das freut mich und das ist kein Lippenbekenntnis. Aber lass uns ehrlich und offen zueinander sein. Du kommst vorbei, um deinen Triumph zu geniessen. Ich habe mir erlaubt, zur Feier des Tages eine besondere Flasche Wein aus dem Keller zu holen.»
Meister nahm seine Brille ab und schaute sich das Weinetikett an.
«Oh! Ein Bordeaux der Spitzenklasse, 1938er-Jahrgang! So einen edlen Tropfen habe ich noch nie getrunken.»
«Den sollten wir uns leisten. Wir werden uns in diesem Leben nicht mehr begegnen. Und dort, wo ich bald hingehe, kann ich nichts mitnehmen.»
«Das letzte Hemd hat keine Taschen!»
«So ist es. Wer weiss, vielleicht gibt es ein nächstes Leben, in dem die Karten neu gemischt werden. Vielleicht bin ich dann der Polizist und du der Anwalt.»
Die beiden alten Männer sassen eine Weile schweigend beieinander und nippten an ihren Gläsern. Ferrari wurde zunehmend nervös und schaute fragend zu Nadine, die gelassen abwinkte. Wie konnte sie nur so ruhig bleiben? Dem Kommissär trieb es bereits beim Gedanken, dass die Abhöranlage im entscheidenden Augenblick den Geist aufgeben könnte, den kalten Schweiss auf die Stirn.
«Ausgezeichnet! Das ist ein wunderbarer Wein!»
«Freut mich, dass er dir schmeckt.»
«Deine Klienten haben dich wirklich fürstlich bezahlt.»
«Guter Lohn für gute Arbeit.»
«Manchmal auch schmutziges Geld für schmutzige Arbeit, nicht wahr?»
Hartmann lachte.
«Ach weisst du, Bernie, ich sehe das ein wenig anders. Meine Mandanten und ich waren eine Mannschaft. Die Polizei und die Staatsanwaltschaft bildeten das andere Team. Und die Richter, die fungierten als Schiedsrichter. Wir gaben immer unser Bestes, doch die Entscheidung lag in anderen Händen. Wenn du mir nun vorwirfst, dass ich den einen oder anderen Verbrecher aus den Klauen der Justiz befreit habe, dann habe ich einen guten Job gemacht.»
«Du machst es dir einfach, Gregor. Du weisst so gut wie ich, dass Recht und Gerechtigkeit zwei Paar Stiefel sind. Und du hast dich immer am Rand des Gesetzes bewegt.»
«Falsch, mein Lieber. Die Lücken zwischen den Gesetzesbuchstaben ausgenutzt.»
«So kann man es auch sagen.»
Wiederum folgte eine längere Pause. Wahrscheinlich sinnierten beide über ihre früheren Positionen. Der Vergleich mit den beiden Mannschaften war gut, dachte Ferrari. Jedes Team hat die Möglichkeit durch eigene Kraft und Anstrengung in Führung zu gehen, mittels überzeugender Leistung die Partie für sich zu entscheiden. Der neutrale Schiedsrichter achtet minutiös auf das Einhalten der Regeln, auf Fairplay, kann jedoch das Spiel für die eine oder andere Mannschaft entscheiden.
«Du warst dein ganzes Leben lang ein Spieler, Gregor. Ich bin froh, dass wir nur einmal die Klingen kreuzen mussten.»
«Und da musstest du mit einem stumpfen Florett gegen mich antreten.»
«Das gibst du zu?», fragte Meister verwundert.
«Gewiss. Du hattest nicht den Hauch einer Chance. Die gegnerische Mannschaft gab uns laufend Steilvorlagen. Der Schiedsrichter handelte hingegen absolut korrekt.»
«Alexander Streck unterlief von Anfang an meine Untersuchungen. Weshalb, erfuhr ich erst viel später. Es war ein mieses Spiel. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mich jemand aus den eigenen Reihen schamlos hintergeht. Schade, dass Streck nicht mehr lebt.»
Nadine und Francesco hörten einen Korken knallen. Anscheinend hatten die beiden älteren Herren bereits eine Flasche geköpft. Ferrari fragte sich, ob die Taktik, die sie abgesprochen hatten, zum Ziel führen würde, oder ob sie damit genau das Gegenteil erreichten.
«Hm! Ausgezeichnet! Kein Zapfen. Ich könnte mich daran gewöhnen.»
«Es hat noch mehr davon im Keller. Wenn du willst, kannst du sie mitnehmen. Ich weiss sowieso nicht, was ich damit anfangen soll. Und bei dir ist mein Wein gut aufgehoben.»
«Im Ernst?»
«Sicher. Wir füllen zuerst uns ab, dann rufen wir ein Taxi und du nimmst den Wein mit.»
«Da sage ich nicht Nein … Wusstest du, dass der Prozess ein abgekartetes Spiel war?»
«Der alte Stähli und Alexander Streck zogen wohl am selben Strick. Zuerst war mir das nicht klar. Erst, als sich die Fehler bei der Anklage in einem Masse
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