und der blaue Diamant
der Ritter einen langen Speer. Neugierig ging Richard auf den Ritter zu und betastete die Rüstung. Julius sah sich in der Halle um. »Donnerwetter«, sagte er staunend, »ist die groß! Fast so groß wie ein Fußballplatz!«
»Au ja«, schrie Georg. »Das ist eine Idee! Hat jemand einen Ball mit?«
Micki sah Georg grinsend an. »Seit wann spielen Mädchen denn Fußball?« fragte er. Georg preßte die Lippen zusammen. Auch das noch! Dieser vorlaute Junge hatte sofort gemerkt, daß sie ein Mädchen war! Zu ärgerlich! »Und wo ist unser Zimmer?« fragte Anne, um das Thema möglichst rasch zu wechseln. »Oben im Turm, sagte Micki. »Die Mädchen bekommen den rechten Turm und die Jungen den linken.«
»Und wo schläfst du?« fragte Richard.
»Ich schlafe nicht hier. lch schlafe auf dem Gut. Mein Vater hat dort das Labor.«
»Aha!« sagte Onkel Quentin. »Dann bist du der Sohn von Professor Hulot?« Erging neben Micki her. »Ich freue mich sehr, deinen Vater wiederzusehen. Er hat bestimmt viel gearbeitet in der letzten Zeit?«
Micki schüttelte den Kopf. »In der letzten Zeit nicht. Da war hier so viel Aufregung, da ist keiner zum Arbeiten gekommen. Es ging alles drunter und drüber.«
»So?« fragte Onkel Quentin. »Was war denn los?«
Micki zuckte mit den Schultern. »So genau weiß ich das auch nicht. Aber eines Nachts ist plötzlich die Alarmanlage losgegangen, und dann haben alle Hunde gebellt, die Sirene hat geheult, und alle sind aus dem Bett gesprungen, um zu sehen, was passiert ist. Aber man hat niemanden gefunden.«
»Einbrecher?« fragte Julius gespannt. Micki zuckte mit den Schultern. »leb weiß nicht. Mein Onkel sagt, es ist nichts gestohlen. Aber alle Zimmer waren durchwühlt worden. Und in der nächsten Nacht sind alle Stiere ausgebrochen. Der Verwalter meint, das muß ein Gangster gemacht haben. Von allein können die Stiere nicht ausbrechen. Es ist ein Glück, daß niemandem etwas passiert ist, denn die Stiere sind sehr gefährlich.«
VII
Ein Fremder im Schloßhof
Inzwischen waren sie in dem Turmzimmer angekommen. Es war wirklich wunderhübsch mit seinen sechs Ecken und drei Fenstern. Von einem Fenster konnte man das Meer sehen, von dem anderen den Gutshof, und aus dem dritten hatte man einen weiten Blick über die Weiden und die Felder. Vorne, mitten im Schloßhof, stand eine hohe Platane. Georg öffnete die Fenster und holte tief Luft. »Ich glaube«, sagte sie glücklich, »hier gefällt es uns.«
»Ich finde es auch toll«, sagte Anne, die sich auf das Bett hatte fallen lassen und nun die Federung ausprobierte. »Wenn ich bloß nicht so einen schrecklichen Hunger hätte!«
Micki lachte. »Draußen auf der Terrasse ist schon alles gedeckt, es gibt sofort etwas zu essen. Wenn ihr fertig seid, könnt ihr gleich runterkommen. Ich zeige euch schnell noch das andere Zimmer«, sagte er zu Richard und Julius und verschwand mit ihnen. Georg streckte sich. »Ich bin viel zu faul«, sagte sie träge, »Um meinen Koffer jetzt auszupacken.« Sie lehnte sich aus dem Fenster. »Schau mal, Anne, da unten ist ein Obstgarten. Pfirsiche gibt es da. Und Äpfel. Herrlich! Wenn du mich in Zukunft suchst, dann brauchst du nur in den Pfirsichbäumen nachzusehen.«
Plötzlich stutzte sie. Hatte sich da eben in der Platane etwas bewegt? Angespannt starrte Georg auf die dunklen Astgabeln. Da! Jetzt sah sie es ganz deutlich. Etwas blitzte auf. Georg strengte ihre Augen an. Sie bewegte sich nicht von der Stelle. »Anne!« rief sie. »Komm mal her! Schnell!«
»Was ist denn?« Anne kam ahnungslos näher. Georg deutete auf den Baum. »Fällt dir etwas auf? Kannst du was sehen?«
Anne verfolgte Georgs Blick. Dann nickte sie langsam. »Ja«, sagte sie, »da sitzt jemand auf dem Baum. Ein Mann, ich erkenne ihn ziemlich deutlich. Ein Mann mit einem roten Tuch um den Hals. Er hat etwas in der Hand. Ich glaube, es ist ein Fernglas. Ja, es ist ein Fernglas. Er beobachtet das Schloß … «
Georg nickte. »Was der wohl will?«
Der Mann hatte sich mit dem Rücken an einen dicken schrägen Ast gelehnt. Sein Fernglas war auf das Schloß gerichtet. »Es muß ein Zimmer im ersten Stock sein«, sagte Georg. »Er schaut immer nur auf die gleiche Stelle.« Sie beugte sich noch weiter aus dem Fenster. Unten war der Schloßhof. Von allen vier Seiten war er mit hohen Mauern eingefaßt. Eine kleine verrostete Tür in der Mitte der Mauer führte nach draußen. Neben dem Baum stand ein alter Steinbrunnen mit einer kleinen Figur.
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