und der blaue Diamant
Baron Lafont, zu sehen sei. »Bravo!« riefen die Leute, standen auf und klatschten. Der Baron winkte zurück. »Gleich geht es los«, sagte er zu den Kindern. »Gleich kommt der Stier da vorne aus dem Tor.«
Die Musik setzte wieder ein. Die ersten Takte einer Arie aus der Oper Carmen wurde gespielt: »Auf in den Kampf, Torero … «
Plötzlich öffnete sich auf der anderen Seite der Arena ein Tor, und Goya kam herausgerannt. Er hielt den Kopf stolz in die Höhe und sah. sich kampfeslustig um. Die Menge klatschte Beifall. Da kamen die ersten Stierkämpfer. Sie sprangen einfach über die Holzbarrieren und liefen seitlich auf den Stier zu. In der Hand hatten sie kleine Messer, mit denen sie die Bänder abreißen mußten, die Goya an den Hörnern trug. Aber Goya kannte das Spiel. Immer, wenn ein Stierkämpfer sich ihm näherte, ging er in Angriffsstellung. Dann scharrte er mit den Vorderhufen, senkte den Kopf, und sobald der Stierkämpfer nur noch ein paar Meter von ihm entfernt war, rannte er plötzlich los, direkt auf ihn zu. Er verfolgte ihn quer durch die ganze Arena, bis der Stierkämpfer sich endlich mit einem Sprung über die Holzbarriere retten konnte. Manchmal, wenn Goya so richtig in Fahrt war, dann versuchte er, hinterherzuspringen. Das mochten die Leute gern. Dann klatschten und pfiffen sie vor Begeisterung, und die Kapelle spielte einen Tusch. Der Baron beugte sich zu Julius herunter. »Je mutiger Goya kämpft«, erklärte er, »desto höher wird sein Gewinn später sein. Auch Toreros verdienen mehr, wenn sie mit einem guten Stier kämpfen.«
Anne sah, daß Goya schon völlig mit Schweiß bedeckt war. Der Schaum stand ihm vorm Maul, und seine Bewegungen wurden langsamer. »Ich glaube«, sagte sie ängstlich, »Goya kann nicht mehr. Wie lange muß er denn kämpfen?«
»Fünfzehn Minuten«, sagte Micki, »aber das hält Goya gut durch. Er kennt das ganz genau. Es ist, als hätte er eine innere Uhr. Wenn die fünfzehn Minuten um sind, dann läuft er einfach zum Tor zurück und möchte wieder in seine Box geführt werden.«
Ein Stierkämpfer hatte Goya schon zwei kleine rote Schleifen abgeschnitten, aber ein Band war immer noch da. Keinem der Toreros gelang es, ihm auch dieses noch abzujagen. Da war die Viertelstunde um. Die Kapelle spielte wieder die ersten Takte aus Carmen, und die Leute klatschten und schrien: »Bravo Goya! Bravo, Goya!«
Eine dichte Staubwolke lag inzwischen schon über der runden Arena. Die Hitze flimmerte, und die Männer rollten ihre Hemdsärmel hoch. Plötzlich ertönte die Stimme des Bürgermeisters aus dem Lautsprecher. »Wir bitten«, sagte er, »die fünf Freunde und Micki in die Arena.«
»Habt ihr gehört?« schrie Micki, »wir sollen in die Arena!« »Aber wieso denn?« fragte Julius. Der Baron klatschte in die Hände. »Na los! Na geht schon! Ihr werdet ja sehen, wieso!«
Zögernd kletterten die Kinder über die Sitzbänke nach unten. Tim sprang schwanzwedelnd hinterher. Er ärgerte sich ein bißchen, daß Georg ihn an die Leine genommen hatte. Schließlich hätte er eben seinem Freund Goya doch ein bißchen helfen können, die Stierkämpfer zu verjagen! Er hätte den einen ins Hosenbein gebissen. und den anderen angeknurrt, genau wie er es mit den Gangstern getan hatte, aber davon wollte sein Frauchen nichts wissen. Ermahnend zog sie am Halsband. »Du mußt ganz brav sein, Tim«, sagte sie streng. »Du weißt genau, daß Hunde eigentlich nicht zum Stierkampf dürfen, und du kannst froh sein, daß wir mit dir eine Ausnahme machen.«
Tim wedelte fröhlich mit dem Schwanz. »Wuff!« machte er. Dann standen sie alle nebeneinander in der Arena. Der Bürgermeister kam mit einem Mikrofon. zu ihnen und erzählte den Zuschauern von der großen Heldentat, die sie am Vormittag vollbracht hatten. »Wenn diese Kinder nicht wären und dieser Hund«, rief er voller Bewunderung, »dann hätten Sie, liebe Zuschauer, heute Goya nicht erleben können! Diesen Kindern verdanken wir das grandiose Schauspiel, das Goya uns heute geboten hat.« Er gab jedem der Kinder die Hand. Tim setzte sich auf die Hinterbeine und streckte dem Bürgermeister brav seine rechte Vorderpfote hin. Die Leute auf der Tribüne schrien vor Begeisterung. »Und zur Belohnung, daß ihr einen wichtigen Gangster gefangen habt«, sagte der Bürgermeister, »bekommt jeder von euch die Silbermünze unserer Stadt.«
Die Münzen hingen an blauweißroten Bändern, und jedes Kind bekam eine um den Hals gehängt. Die Kapelle
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