und der blaue Diamant
Taubensaßen auf dem Kopf der Steinfigur. Dann gab es noch ein Rosenbeet. Das war alles. »Ich möchte bloß wissen«, sagte Georg nachdenklich, »wie der vom Baum wieder runterkommt. Wenn er im Hof landet, dann sehen ihn doch alle.«
»Warte mal!« wisperte Anne.«Jetzt klettert er runter.«
»Der klettert so geschickt wie die Eichhörnchen bei uns zu Hause«, sagte Georg bewundernd. »Ich möchte gern wissen, ob der wohl Spikes unter den Turnschuhen hat.«
»Geh doch runter und frag ihn«, sagte Anne. »Ich bin sicher, der wartet bloß darauf, daß Kinder wie wir ihn fragen, wo er das Klettern gelernt hat.«
Georg erwiderte darauf nichts. Angespannt verfolgte sie jede Bewegung des Mannes. Jetzt hatte er den unteren Ast erreicht. Er nahm das Fernrohr in die eine Hand, hielt sich mit der anderen fest und ließ sich vorsichtig herunter. Noch fünf Meter trennten ihn vom Boden. »Er läßt sich einfach los«, flüsterte Georg. »Enorm! Ich hätte Angst, mir die Beine zu brechen.«
»Du doch nicht«, sagte Anne, »du bist doch ganz andere Bäume runtergeklettert.«
In diesem Augenblick flog die Tür auf. »Was ist«, schrie Richard, »ich habe Kohldampf! Wollt ihr nicht auch eurem Magen etwas Gutes tun? Kommt runter! Micki hat schon in der Küche Bescheid gesagt, daß wir gleich kommen.«
Georg hielt die Hand vor die Lippen. »Psst!« wisperte sie. »Nicht so laut, komm mal ans Fenster. Wir haben gerade eine interessante Entdeckung gemacht. Schnell! Sonst ist er weg!« Richard sprang ans Fenster. Er blickte in die. Richtung von Georgs ausgestrecktem Zeigefinger. Der Mann hatte sich gerade vom Boden erhoben, klopfte den Sand von den Handflächen und lief gebückt auf das kleine Holztor in der Mauer zu, das man durch die dunklen Schatten kaum erkennen konnte. Für eine Sekunde sahen sie sein Gesicht. Rote Haare standen ihm wirr vom Kopf ab. Als er sich aufrichtete, war er größer als die Tür. Mit der geballten Faust hämmerte er viermal gegen die Tür. Wenig später wurde sie von außen einen Spalt geöffnet, der Mann schlüpfte durch, und die Tür schloß sich wieder ebenso leise. Richard verzog sein Gesicht. »Der Typ gefällt mir nicht«, sagte er. »Ich wette, er hat hier nichts zu suchen.«
»Woher willst du das wissen?« warf Julius ein, der hinter Richard ans Fenster getreten war. »Bis jetzt kennen wir hier außer Micki und dem Chauffeur noch keinen Menschen.«
»Aber immerhin sind wir hier in Südfrankreich, und da haben die Leute schwarze Haare und sind klein. Außerdem glaube ich nicht, daß der Baron seine Leute mit Fernrohren bewaffnet auf Bäume klettern läßt.« Er schob Julius zur Seite und beugte sich aus dem Fenster. »Sonst ist alles totenstill da unten.« Nachdenklich sah er an der Hausfront herunter. »Ich frage mich bloß«, sagte er gedehnt, »was der Typ eigentlich wollte.«
»He! Micki!« schrie Richard plötzlich und winkte aufgeregt. »Micki! Hier sind wir!«
Micki war gerade unten in den Innenhof getreten. Er führte Tim stolz an der Leine. Tim hob sofort den Kopf, als Richards Stimme erklang, und bellte wild. Er sprang an dem Steinbrunnen hoch und tapste vor Aufregung mit den Vorderpfoten ins Wasser. »Oh Tim«, kicherte Georg, als er sich beleidigt das Wasser aus dem Fell schüttelte, »du bist manchmal doch zu dumm.«
»Ich komme rauf!« rief Micki. »Aber was soll ich mit Tim machen? Er zieht immer so an der Leine, und wenn er die Treppen raufläuft, kriegt er keine Luft, und ich habe Angst, daß er sich erwürgt.«
Anne lachte. »Da brauchst du keine Angst zu haben. Tim hält mehr aus als alle anderen Hunde zusammen!«
Georg sah die anderen an. »Wollen wir Micki erzählen, was wir gesehen haben?«
»Klar«, sagte Julius, »vielleicht kennt er den Mann ja, dann wissen wir gleich Bescheid.«
Tims Gejapse hörte man schon, als er noch am anderen Ende der Wendeltreppe war. »Wuff! Wuff!« machte er aufgeregt, als er Georgs Spur gerochen hatte. »Wuff, wuff!«
»Ich bin ja da, mein Timmy«, rief Georg und machte die Tür auf. »Du tust ja so, als wenn wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen hätten. Ach, hör auf! Du sollst mir nicht immer die Beine lecken! Hör auf, Tim, das kitzelt!«
Micki sah Tim bewundernd an. »Du hast einen rollen Hund«, sagte er. »So einen wünsche ich mir auch. Paßt er nachts auf euch auf?«
»Keine Spur«, sagte Julius lässig, »da schläft er wie ein Bär.«
»Ist doch gar nicht wahr!« fauchte Georg ärgerlich. »Du weißt genau, was für ein
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