und der Geisterzug
sich schriftlich bekannte. 1904 wollten sie dann heiraten, aber dazu kam es nicht mehr. Stephen verunglückte, und Letitia blieb allein mit ihrem Kind in San Francisco zurück. Aber 1908 heiratete sie tatsächlich, und zwar einen Mann namens Roger Sheehan.«
Alle schnappten nach Luft. Sie starrten erst Justus und dann Carl an.
Carl blieb ganz gelassen. »Ich möchte mal wissen, wie du das herausbekommen hast, Justus Jonas.«
Justus errötete ein wenig. »Ich muss leider zugeben, dass ich Ihnen heute Nacht, als meine Freunde schliefen, einen – äh – Besuch abgestattet habe. Es hat mir keine Ruhe gelassen.«
»Justus!«, riefen Peter und Bob empört.
»Na ja, ihr wart doch zu müde«, verteidigte sich Justus.
»Darum geht es nicht!«, rief Peter aufgebracht. »Bis jetzt sind wir immer zusammen irgendwo eingeb …« Ihm wurde bewusst, dass ihn die Erwachsenen fassungslos anstarrten. Fred dagegen sah so begeistert aus, als hätte er plötzlich ein neues Berufsziel entdeckt. Selbst Susan grinste.
»Du hast also in meinen Familienpapieren herumgeschnüffelt«, sagte Carl. »Jahrelang habe ich alles getan, um zu verbergen, dass ich mit dieser unerfreulichen Bande verwandt bin, ich habe mich von diesem Mistkerl Reno erpressen lassen, und du hast nichts Besseres zu tun, als es öffentlich bekanntzugeben!«
»Carl!«, sagte Mr Kingsley schwach. »Das ist doch nicht wahr?«
»Doch«, sagte Carl grimmig. »Und ich hoffe, dass Justus weiß, was er da gerade tut, denn sonst setze ich ihn noch einmal im Tunnel aus.«
»Es erfüllt einen guten Zweck«, sagte Justus. »Ich muss doch sichergehen, dass alle wissen, wem das Gold gehört, wenn ich Ihnen sage, wo es meiner Meinung nach ist.«
»Du sagtest doch, es sei im Museum!«, rief Peter. »Aber das kann doch gar nicht sein!«
»Ist es nun im Zug oder nicht?«, fragte Mrs Kingsley.
»Es ist nicht im Zug und war auch nie drin«, sagte Justus und zog den uralten Fahrplan aus der Tasche. »Am 5.September 1904 fuhren zwei Züge von Harrowville ab. Der eine war Mr Harrows Privatzug, der auf der Fahrt nach Sterling im Tunnel explodierte. Der andere war schon am frühen Morgen mit Kupfer und Waren beladen durch den Tunnel gefahren, machte dann den weiten Bogen über Owens Peak und kam um 10.30 Uhr wieder in Harrowville an. Gezogen wurde er von einer Lok mit der Nummer 2-4-2. Diese Lok fährt heute noch, und jetzt gerade steht sie tatsächlich im Museum, also habe ich Reno nicht angelogen.« Er trat einen Schritt zurück und gab damit ein Typenschild frei, das an der Seite der Sequoia befestigt war. »Hier.«
Das Schweigen, das darauf folgte, verkündete Unheil. Selbst Peter und Bob starrten Justus an, als hätte er den Verstand verloren. Nur Dr. Long sah überhaupt nicht überrascht aus.
»Das kann nicht sein«, sagte Carl. »Sam und ich haben diese Lok bis zur letzten Schraube auseinandergenommen. Es gibt keinen Platz, an dem fünf Millionen Dollar in Gold versteckt sein können.«
»In der Lok nicht«, sagte Justus. »Aber sie hat noch immer den Originaltender, oder? Und Fred sagte, dass der Tender für die Lok eigentlich zu klein ist und Sie deshalb häufiger Kohle nachfüllen müssen.«
Fred gab ein würgendes Geräusch von sich und schrie: »Der Zwischenraum!« Und schon turnte er wie ein Affe auf den Tender hinauf.
Sam und Carl starrten einander an, dann blickten sie zu Mr Kingsley hin, der nur nickte. Sofort holten sie einen Werkzeugkasten und folgten Fred nach oben.
Justus warf Dr. Long einen Blick zu. Der Chinese nickte. »Dann hast du also herausgefunden, wie ein einfacher chinesischer Schweißer hinter Stephen Harrows Geheimnis kommen konnte.«
»Ja«, sagte Justus. »Und ich glaube, dass Sie eine ganze Menge über die Familie Harrow erraten haben. Warum haben Sie nichts gesagt?«
»Dafür bitte ich um Verzeihung«, sagte Dr. Long. »Der chinesische Schweißer und Puppenmacher war mein Großvater. Er war ein stolzer, kluger und gebildeter Mann und wurde hier in Harrowville wie ein Sklave behandelt. Er hasste die Eisenbahn und besonders die Familie Harrow. Die Wachsfigur baute er nicht, um den Harrows zu helfen, sondern um sie zu verhöhnen. Und ich war viele Jahre lang überzeugt, dass ein Nachkomme dieser Familie in der Stadt lebte – aber ich dachte, es sei Mr Campbell. Ganz sicher wollte ich ihm nicht zu noch mehr Reichtum verhelfen, indem ich ihm meine Vermutung mitteilte.«
»Aber mit dem Finderlohn hätten Sie dem Museum helfen können!«
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher