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und der Geisterzug

und der Geisterzug

Titel: und der Geisterzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Vollenbruch
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ein anderer es finden würde?«
    »Wenn es Papiergeld wäre, würde niemand es auch nur anfassen«, sagte Dr. Long. »Geldscheine von 1904 sind heute nur noch wertloser Abfall. Es müsste schon echtes Gold sein, und ich nehme an, dass sich dann sehr schnell irgendein verschollener Erbe der Familie Harrow melden und es beanspruchen würde. Es gäbe natürlich einen Finderlohn. Und der Staat würde ebenfalls einen größeren Betrag einstreichen. Aber dies ist alles nur eine Annahme. Ich selbst glaube nicht an einen Schatz – weder in den Trümmern des Zuges noch an einem anderen Ort.« Er goss sich noch ein wenig Tee ein. »Ich glaube, dass Mr Harrow sein Geld ausgegeben hat. Und daher kann dieser Mr Reno im Tunnel graben, so viel er will. Vielleicht legt er den Zug sogar frei und bekommt dann dafür eine Belohnung von der Stadt. Aber Gold wird er nicht finden – und das Glück von Harrowville ebenso wenig.«

Eine alte Geschichte
    Am Tor des Museums begrüßte Jasper die drei ??? freudig und begleitete sie bis in den Lokschuppen, wo Carl, Sam und Fred gerade Kohlen in den Tender der Sequoia füllten.
    »Na?«, sagte Sam augenzwinkernd. »Ich höre, ihr interessiert euch für die Wachsfiguren. Was machen die Ermittlungen?«
    »Sie dauern noch an«, gab Justus zurück, behielt aber Carl im Auge. Der Lokführer schaufelte mit verbissener Miene Kohle in einen Eimer, den Fred oben in den Tender ausleerte. »Müssen Sie heute auch arbeiten? Es ist doch Sonntag.«
    »Wo denkst du hin?«, sagte Sam. »Heute ist doch unsere letzte Fahrt mit der alten Dame hier, wenn wir euch nach Hause bringen. Und wisst ihr, was es mich kümmert, wenn heute noch einmal so ein verdammtes Transparent im Tunnel hängt? Nicht für zehn Cent kümmert mich das. Habt ihr eure Sachen schon gepackt?«
    »Noch nicht«, sagte Justus. »Wir möchten gerne noch einmal in den alten Dokumenten wühlen, wenn es erlaubt ist.«
    »Sicher ist das erlaubt.« Mr Kingsley tauchte an der Tür des nachgebauten alten Wartesaals auf. »Du kannst auch alles mitnehmen, wenn du willst. Habt ihr euch überhaupt schon überlegt, was Titus haben soll?«
    »Er träumt ja von einer Dampflok.« Justus warf einen Blick auf die Sequoia , die auf Hochglanz poliert war. »Aber ich finde die Wachsfiguren interessanter.«
    »Wegen dieser Schatzgeschichte? Das ist doch alles nur eine verrückte Legende. Der Puppenmacher hat sich einen Scherz erlaubt, nichts weiter.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Justus. »Ich glaube, dass er einen konkreten Hinweis hinterlassen hat.«
    »Und den willst du wohl finden?«, fragte Sam spöttisch.
    »Ich habe eine Vermutung, aber ich muss sie erst überprüfen. Und deshalb möchte ich gerne in den alten Dokumenten stöbern.«
    »Tu, was du nicht lassen kannst«, sagte Mr Kingsley. »Aber um ehrlich zu sein, glaube ich nicht, dass du da Erfolg haben wirst, wo andere Leute hundert Jahre lang nichts gefunden haben.«
    »Da wäre ich nicht so sicher«, gab Justus zuversichtlich zurück.
    Während die drei ??? zum Bahnsteig gingen, zischte Peter: »Spinnst du, Just? Wir haben doch keine Ahnung, wo das Geld ist!«
    »Doch«, sagte Justus leise. »Fred hat es uns gesagt. Zumindest glaube ich das. Aber –«
    » Fred? «, zischte Bob. »Woher soll denn ausgerechnet Fred wissen –«
    »Er weiß es ja gar nicht.« Umständlich kletterte Justus auf den Bahnsteig. »Hier stand nun jahrzehntelang der ungeliebte Mr Harrow und schaute stirnrunzelnd auf seine Taschenuhr – so wie ich jetzt.« Er holte die Taschenuhr aus der Hosentasche, starrte jedoch nicht darauf, sondern schwenkte sie ein wenig an der Kette herum. »Die Uhr steht auf zehn Uhr dreißig. Warum wohl?«
    »Keine Ahnung«, sagte Peter.
    Bob, der sich wenigstens Zeit zum Nachdenken nahm, sagte: »Weil da sein Zug ankommen sollte, und er ärgerte sich über die Verspätung.«
    »Bist du sicher?«
    »Was soll es denn sonst bedeuten?«
    »Das ist gerade die Frage. Denn eigentlich war der Zug ja aus Harrowville abgefahren. Die Explosion passierte auf dem Weg nach Sterling. Es ergibt keinen rechten Sinn, eine Figur zu basteln, die sich über eine verspätete Ankunftszeit ärgert, wenn der entsprechende Zug schon auf der Hinfahrt verunglückt ist. Logischer wäre es gewesen, Mr Harrow – also, die Figur – am nächsten Tag darzustellen: mit einer Zeitung mit der Unglücksmeldung in der Hand.«
    »Das kommt mir aber arg konstruiert vor«, sagte Bob.
    »Weiß ich«, sagte Justus. »Ihr beide seht jetzt

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