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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gab es nicht, dafür aber ein Namensverzeichnis. Das Haus wurde von zwölf Parteien bewohnt, wobei Nummer vier besonders viel versprechend klang, weil die betreffenden Mieter nur als R eingetragen waren. Die Wohnung ging nach hinten hinaus. Sowohl die Eingangstür als auch die Fenster waren mit Eisengittern gesichert. Als wir näher kamen, hörte ich drinnen wütendes Hundegebell. Ich hatte ein ungutes Gefühl, aber Dad war fest entschlossen, die Sache durchzuziehen.
    »Bleib du außer Sichtweite«, flüsterte er.
    »Siehst du die Gitter, Dad? Und dann auch noch ein Hund! Wie sollen wir da reinkommen?« »Das überlass ruhig mir.«
    »Du kannst nicht einfach die Tür eintreten. Und selbst wenn, dann ist da immer noch der Hund -«
    »Stell dich hier auf die Seite, und lass mich machen.« »Hast du eine zweite Waffe dabei?«
    Mein Vater lächelte. »Das würde dir so passen.« Seine Miene wurde wieder ernst. »Bleib hier stehen, ja?«
    »Bist du sicher, dass du weißt, was du tust?«
    »Natürlich.« Er trat vor die Eingangstür und klopfte.
    Der Hund bellte wie verrückt. Ich stellte mir vor, wie mein Vater in die Wohnung stürmen und der Hund ihm an die Kehle springen würde. Ohne meine Waffe kam ich mir richtig nackt vor - ein Gefühl, das mir gar nicht gefiel.
    Wir warteten... dreißig Sekunden... eine Minute.
    Decker klopfte noch einmal und rief dann etwas auf Spanisch.
    Der Hund hatte sich inzwischen in einen Zustand wütender Raserei hineingesteigert. Aus dem ersten Stock schrie ein Mann herunter. Decker schrie irgendetwas zurück.
    »Du wirst einen Aufstand provozieren«, sagte ich zu meinem Vater.
    »Nein, der Typ schreit bloß, jemand soll dem Hund das Maul stopfen.«
    »Offenbar ist niemand zu Hause.«
    »Oder er schläft noch. Wenn er gestern Nacht unterwegs war, hat er vielleicht ein bisschen Schlaf nachzuholen.« Dad klopfte erneut.
    Der Hund setzte sein irres Bellen fort. Dad verlegte sich auf kräftiges Hämmern. »Lass es gut sein -«
    »Was ist dir lieber? Dein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen oder es irgendwelchen Arschlöchern zu überlassen?«
    Ich seufzte. Dad verpasste der Tür einen weiteren Schlag. »Letzter Versuch«, verkündete er.
    Der Hund klang schon ganz heiser.
    Zehn Sekunden... zwanzig.
    Plötzlich beruhigte sich der Hund - er bellte noch ein-, zweimal, aber längst nicht mehr mit so viel Leidenschaft. Zu meiner großen Überraschung rührte sich hinter der Tür etwas. Mein Vater schob mich noch weiter zur Seite. » Yo, Pepe«, sagte er. »Soy Miguel.«
    Vom Rest seiner Rede verstand ich nur einzelne Brocken. Mir ging durch den Kopf, wie gut Dad Spanisch konnte und dass Koby drei Sprachen beherrschte. Ich selbst kam schon mit meiner Muttersprache kaum klar.
    Hinter der Tür war gedämpftes Spanisch zu hören.
    Dad antwortete: » Un hombre blanco - alto con pelo rojo. El la busca, hombre. El dice que usted le debe dinero. Yo no le dije nada pero el dice que tiene una pistola, amigo. Si meda cincueta dolares y una cerveza, pienso que yopuedo hacerlo esperar.« Schweigen.
    »Was hast du gesagt?«, flüsterte ich.
    Dad legte einen Finger an die Lippen. Das Hundevieh kläffte noch ein paarmal halbherzig, dann hörte ich, dass drinnen jemand mit dem Schließriegel hantierte. Dad schob mich an die Wand.
    Wieder sah ich vor meinem geistigen Auge einen Pitbull auf meinen Vater losgehen. »Gib mir deine Waffe«, sagte ich zu ihm.
    »Was?«
    »Keine Widerrede!«, fauchte ich. »Du hast gesagt, ich muss energischer werden - jetzt bin ich es. Gib mir deine Waffe, oder ich schreie >Polizei    Er hielt sie mir hin.
    Langsam ging die Tür auf, erst nur einen winzigen Spalt, dann ein wenig weiter. Sofort warf sich Decker mit seinem ganzen Gewicht dagegen. Die Tür flog auf.
    Wie erwartet griff der Hund ihn an, aber Dad war darauf gefasst und verpasste ihm einen schnellen, harten Tritt gegen den Schädel, sodass das mittelgroße Tier, eine Pitbull-Mischung, quer durch den Raum flog und gegen einen Tisch knallte. Während sich der Köter benommen schüttelte, sich dann aber für Runde zwei bereitmachte, versuchte Pepe in eine andere Richtung zu entwischen. Ich sprang auf seinen Rücken, schlang meine Beine um seinen Bauch und legte meinen linken Arm um seinen Hals. Gleichzeitig rammte ich ihm die Mündung der Pistole in den Nacken.
    »RUFEN SIE DEN HUND ZURÜCK!«
    Ich drückte die Waffe noch fester gegen seine Nackenwirbel.
    »RUFEN SIE IHN ZURÜCK! RUFEN SIE IHN ZURÜCK!«
    Der Pitbull startete

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