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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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seinen zweiten Angriff. Dad griff nach einem Couchtisch. Ich stieß einen Schrei aus und schoss. Die Kugel pfiff am Kopf des Hundes vorbei, was ihn aber nicht im Geringsten abzuschrecken schien. Dad warf den Couchtisch und verpasste dem hartnäckigen Vieh auf diese Weise einen weiteren Schlag auf den Kopf. Renaides versuchte mich währenddessen abzuschütteln, indem er eine Art Tanz aufführte. »RUFEN SIE IHN ZURÜCK!« Ich feuerte eine Kugel an seiner Schläfe vorbei. »RUFEN SIE IHN ZURÜCK!« Eine weitere Kugel pfiff an seinem anderen Ohr vorbei.
    »Nicht schießen!«
    »sie pfeifen jetzt den köter zurück, oder ich blase ihnen ihren GOTTVERDAMMTEN KOPF WEG!«
    Endlich machte er Anstalten, den Hund zu beruhigen, indem er ihn bei seinem Namen rief, Fuego, und dann auf ihn eingurrte, als wäre er ein Wellensittich. Fuego war immer noch wütend, zugleich aber leicht desorientiert. Das fliegende Möbelstück schien ihn doch ein wenig aus dem Konzept gebracht zu haben.
    Ich klammerte mich immer noch an Renaides fest. »Sperren Sie ihn in einen Schrank!«, verlangte ich.
    »Erst müssen Sie runter von -«
    Ich feuerte eine weitere Kugel an seinem Ohr vorbei.
    »EL PERRO IN DEN SCHRANK! AUF DER STELLE!«
    Diesmal drangen meine Worte zu ihm durch. Als er sich vorbeugte, wäre er unter meiner Last fast auf seinem Gesicht gelandet, aber irgendwie gelang es ihm doch,
    Fuego am Halsband zu fassen und zu einem Schrank zu führen. Sobald der Pitbull sich hinter der Schranktür befand, sprang ich von Pepe herunter, während mein Vater ihn gleichzeitig am Hals packte. Er drückte ihn auf eine zerschlissene Couch und verstärkte den Druck seiner Finger. Renaides' Gesicht nahm einen ungesunden Rotton an. Mit seiner freien Hand gab Decker mir ein Zeichen, ihm seine Waffe zu reichen. Sobald er sie hatte, schob er sie Renaides in den Mund. Ich glaube, Pepe machte sich vor Angst in die Hose.
    Erst jetzt wurde mir bewusst, dass mein eigener Mund auch offen stand. Ich hatte diese Seite meines Vaters noch nie live miterlebt. Wahrscheinlich sah ich gerade genauso geschockt aus wie Koby, als ich El Paso meine Waffe in den Nacken drückte. Ich klappte den Mund wieder zu. Hinter der Schranktür begann Fuego wieder zu bellen.
    Renaides wand sich verzweifelt, hatte gegen meinen Vater aber nicht die geringste Chance. Er war ziemlich klein, kleiner als ich, wenn auch durchaus muskulös. Er hatte einen rasierten Schädel und dunkle Augen, die im Moment aus ihren Höhlen zu quellen schienen. Er war im Bademantel gewesen, als wir hereingestürmt kamen. Inzwischen klaffte der Mantel vorne auf und gab den Blick auf eine tätowierte Brust frei - einen Teufel, eine Schlange, eine Spinne, et cetera, et cetera, die üblichen abgedroschenen Motive.
    Decker zog die Waffe aus Pepes Mund und platzierte sie stattdessen auf seiner Stirn. »Du hast dir die falsche Person ausgesucht, amigo«, flüsterte er.
    »Non se -«, keuchte Pepe.
    »Halt den Mund und hör mir zu!«
    »Vorfavor -«
    Decker drückte noch fester zu. »Ich habe gesagt, halt den Mund und hör mir zu!«
    Der Junge war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. Ich legte die Hand über die Finger meines Vaters und lockerte sie so weit, dass Pepe wieder ein wenig Luft bekam. Decker merkte gar nicht, was ich tat.
    Leise und langsam sprach er weiter. »Jemand hat gestern Nacht auf eine Polizistin geschossen. Jemand in einem bronzefarbenen Nova mit gestohlenem Kennzeichen. Rate mal, was passiert, Pepe, wenn du jetzt ehrlich zu mir bist. Dann wirst du weiterleben. Wenn du mich anlügst, stirbst du. Muy facil. La verdad o muerte. Com- prendes, amigo? «
    Der Mann bewegte den Kopf auf und ab. Der Hund war mittlerweile dazu übergegangen, sich von innen gegen die Schranktür zu werfen, wobei er sein Gebell aber keineswegs einstellte. Nachdem ich mich einen Moment im Zimmer umgeblickt hatte, schob ich den Couchtisch vor Fuegos Fluchtroute und klopfte bei der Gelegenheit an die Schranktür, um das Vieh zum Schweigen zu bringen. Es funktionierte für ein paar Sekunden, dann begann Fuego von neuem zu kläffen.
    »Wer war es, Renaides? Quien?« »No conozco. Ich weiß nicht -«
    Pepe bekam die Waffe wieder in den Mund gerammt. Decker zählte bis zehn. »Versuchen wir es noch einmal. Quien tiene un carro - einen bronzefarbenen Nova?« Renaides verdrehte die Augen. Mein Herz raste, Adrenalin schoss durch meinen Körper. Fuego klang inzwischen regelrecht hysterisch. »Er verliert das Bewusstsein!«, rief ich

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