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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Mund eines Lieutenant offizieller klingt. Aber du hast Recht. Ich werde es selbst machen. Einfach ins kalte Wasser springen, richtig?«
    »Warum sprichst du dich nicht mit Detective Van Horn ab?«
    »Das mache ich, wenn er in zwei Wochen aus dem Urlaub zurückkommt.« Schweigen. Der Loo beabsichtigte offenbar nicht, mir aus der Klemme zu helfen. »Es war schön, dich heute Morgen zu sehen, Daddy.«
    »Was hast du nach dem Frühstück unternommen?«
    »Ich bin deinem Rat gefolgt und habe der Mid-City High School einen Besuch abgestattet. Ein guter Tipp.« Ich berichtete von meinem Gespräch mit Carisse und Rhiannon. Auch Decker kommentierte das blonde Haar.
    »Wenn Rhiannon sehen konnte, dass sie blondes Haar hatte, dann bedeutet das, dass die Frau wahrscheinlich Zugang zu einer Dusche oder einem Bad hat. Irgendwelche Anhaltspunkte, was ihr Alter betrifft?«
    »Nein.«
    »Wenn mit ihr etwas nicht in Ordnung ist«, fuhr Decker fort, »dann solltest du vielleicht nicht in den Obdachlosenheimen, sondern in den Sonderberufsschulen nachfragen. Es gibt spezielle Institutionen für junge Leute, die in ihrer Entwicklung zurückgeblieben sind. Vielleicht war das Mädchen irgendwie behindert, ansonsten aber wohl genährt und gepflegt.«
    »Das wäre sehr traurig«, sagte ich. »Ein zurückgebliebenes Mädchen, das sein Kind in einer Seitenstraße von Hollywood zur Welt bringt. Sie muss schreckliche Angst haben. Und was für eine Chance hat ein solches Kind?«
    »Manche Leute sind ganz erstaunliche Überlebenskünstler.« Er schwieg einen Moment. »Ich spreche gerade mit einer solchen Person.«
    Ich musste lächeln. »Das ist komisch, Decker. Ich wollte gerade das Gleiche sagen.«
    *
    Nach einer so außergewöhnlichen Nacht wie der letzten war ich froh, dass ich während meiner Schicht nur mit den üblichen Verdächtigen zu tun hatte: Trunkenbolden, Nutten, Strichern und diversen anderen Missetätern. Außerdem war ich diesmal nicht allein unterwegs, sondern wurde von Graham Beaudry begleitet, der zwischen Tag- und Abendschicht wechselte und gelegentlich mit mir Streife fuhr. Graham war einer der wenigen Männer im LAPD, denen ich nicht völlig misstraute.
    Der Abend bestand hauptsächlich aus dem Verteilen von banalen Strafzetteln und Verwarnungen und ein paar »heißeren« Vorfällen: zwei Fälle von alkoholbedingter Gewalt in der Familie, eine hysterische Ehefrau, die ihren Herd in die Luft gejagt hatte, ein Auffahrunfall, der glimpflich verlief, und ein vermisstes junges Mädchen, das dann aber in der Wohngarage seines Freundes gefunden wurde, wo es mit dem Schnüffeln von Klebstoff beschäftigt war.
    Meine Schicht endete um elf, und da es vom Revier aus nur ein Katzensprung bis zum Mid-City Pediatrics war, beschloss ich, auf gut Glück dort vorbeizufahren. Vielleicht konnte ich doch etwas über die Blutwerte des Babys in Erfahrung bringen. Ich wusste, dass Koby meine viel versprechendste Informationsquelle war, wollte andererseits aber nicht den Eindruck erwecken, als hätte ich es auf ihn abgesehen. Sollte er mir zufällig über den Weg laufen -tja, dann war es auch nicht zu ändern. Und falls es mir nicht gelang, Informationen über das Kind zu bekommen, konnte ich immer noch auf eine Chance hoffen, sie einfach wieder eine Weile im Arm zu halten. Wie Marnie, die Elfenschwester, richtig bemerkt hatte, brauchen Babys Hautkontakt.
    Nachdem ich mich am Empfang angemeldet hatte, gestattete man mir, in die Säuglingsstation hinaufzugehen. Marnie war nicht da, dafür aber Koby. Statt seiner Pflegerklamotten trug er Jeans und Jeanshemd und darüber einen weißen Mantel. Er wirkte sehr müde. Als er mich erkannte, hellte seine Miene sich auf.
    »Wie schön, Sie zu sehen. Ich hoffe, Sie sind meinetwegen gekommen und nicht wegen des guten Krankenhauskaffees.«
    Ich lächelte. »Haben Sie seit gestern Nacht durchgearbeitet?«
    »Warum? Sehe ich so müde aus?«
    »Ein bisschen.«
    »Zwei Leute haben sich krankgemeldet. Ich mache eine Doppelschicht. «
    »Das ist heftig.«
    »Es geht schon. Sie sehen gut aus.«
    »Danke. Sie aber auch. Der weiße Mantel steht Ihnen. Damit wirken Sie Respekt einflößend.«
    Er lächelte. »Fast wie ein richtiger Arzt, stimmt's?«
    Mir wurde schon wieder warm. »So habe ich es nicht gemeint.«
    »Ich ziehe Sie doch nur auf, weil Sie so schnell rot werden. Das finde ich ganz bezaubernd.«
    »Mir ist es eher peinlich.«
    »Tja, Sie können Ihre Emotionen nicht verbergen. Mir hilft meine dunkle Hautfarbe,

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