Und der Herr sei ihnen gnädig
bin.«
»Ein schwarzer Jude. Machen Sie sich das Leben nicht noch zusätzlich schwer, Koby.« »Es ist gut, wenn man sich in vielen Welten bewegt. Außerdem kann ich sowieso nicht aus meiner Haut heraus, ich bin, wie Gott mich geschaffen hat. Genau wie das Baby, das Sie gefunden haben. Ach, übrigens...« Er beugte sich zu mir und sprach im Flüsterton weiter. »Ich habe gute Neuigkeiten.« Seine Augen blitzten. »Das Baby... wir haben vom Labor bereits ein vorläufiges genetisches Profil bekommen.«
Plötzlich war ich ganz aufgeregt. »Dann hat sie also nicht -«
»Schhhh! Ich dürfte mit Ihnen gar nicht über Patienten sprechen. Nicht einmal Babys.«
Ich nickte und fragte dann im Flüsterton: »Dann ist sie also normal?«
»Nicht direkt. Sie hat, was wir ein Mosaik nennen. Das bedeutet, dass ein Teil ihrer Zellen normal ist und ein Teil Trisomie 21 aufweist.«
»Wie ist das möglich?«
»Das Down-Syndrom entsteht, wenn das Ei ein zusätzliches Chromosom aufweist.
Beim Mosaik passiert der Unfall in der zweiten Runde, wenn sich der Zellkern falsch teilt.«
Ich nickte, aber er muss mir wohl angesehen haben, wie verwirrt ich war.
»Bei der Vereinigung entsteht eine Zygote, ja? Sie teilt sich in zwei normale Zellen. Dann teilt sich eine dieser beiden normalen Zellen falsch, was dazu führt, dass der Körper zur Hälfte normale Zellen aufweist und zur Hälfte Zellen mit Trisomie 21 - einem zusätzlichen einundzwanzigsten Chromosom. Für das kleine Mädchen bedeutet das, dass ihre geistigen Fähigkeiten höchstwahrscheinlich größer sein werden als bei einer Person mit Down-Syndrom. In ihrem Fall ist alles möglich: Sie kann behindert sein oder auch völlig normal oder irgendwo dazwischen.«
»Das ist eine große Bandbreite.«
»Stimmt, aber trotzdem handelt es sich um eine gute Neuigkeit. Damit war nicht zu rechnen, Cindy. Solche Mosaikfälle gibt es nur ganz selten.«
»Dann ist es wirklich eine wunderbare Nachricht. Was sagt es über ihre Eltern aus?« »Ein Elternteil könnte am Down-Syndrom leiden, vielleicht aber auch nicht. Wir wissen es nicht. Das Einzige, was ich Ihnen mit Sicherheit sagen kann, ist, dass in ihren Adern sowohl weißes als auch schwarzes Blut fließt.« Unsere Drinks kamen. »Aber genug von der Arbeit. Sie wissen schon eine ganze Menge über mich, und ich weiß noch gar nichts über Sie. Erzählen Sie mir von Ihrem Vater, Ihrer religiösen Stiefmutter und dem Rest der Familie.«
Einen Moment lang war ich ziemlich überrascht. Ich hatte damit gerechnet, dass er mir Fragen zu meiner Person stellen und mit dem Üblichen beginnen würde: Warum ich beschlossen hatte, Polizistin zu werden. Dass er sich nach meiner Familie erkundigte, bedeutete, dass er sich wirklich für mich interessierte, nicht nur für meinen Beruf. Deswegen beantwortete ich seine Frage. Ich erzählte von Rina und meinem Vater, von ihrem Einfluss auf seine religiöse Entwicklung. Ich kam auch auf meine Mutter und ihren neuen Ehemann Alan zu sprechen. Dann erzählte ich ihm, dass ich völlig unreligiös aufgewachsen war, sodass ich es zunächst als Schock empfunden hatte, als mein Vater meine Stiefmutter heiratete.
Es dauerte ziemlich lange, bis das Essen kam. Normalerweise wäre ich schon ungeduldig geworden, aber da ich ununterbrochen vor mich hinplapperte, fiel es mir gar nicht auf. Als unsere Bestellung schließlich eintraf, hatte ich noch keinen Gedanken an die Wartezeit verschwendet. Das Essen war pikant, es erinnerte mich an die indische und nahöstliche Küche, aber durch den säuerlichen Geschmack des injera bekam es eine ganz eigene Note. Ich konnte nicht sagen, dass ich begeistert war, aber mein Gaumen beschwerte sich auch nicht gerade. »Wie finden Sie es?«, fragte Koby nach einer Weile.
»Es schmeckt sehr gut.« Ich riss ein Stück von dem injera ab und benutzte es, um die Linsen damit aufzunehmen. »Es hat etwas Ursprüngliches, mit den Fingern zu essen. Fast wie damals mit fünf, als man sich beim Spielen im Sandkasten die Hände so richtig schmutzig machte.«
»Lassen Sie es sich schmecken.«
»Danke. Sie haben noch kaum ein Wort gesagt«, bemerkte ich. »Sie sind ein sehr guter Zuhörer.« »Sie sind sehr interessant.«
»Jetzt übertreiben Sie aber.« Ich versteckte mein Gesicht hinter meinem Wasserglas. »Ich glaube eher, es hat mit Ihrer Arbeit im Krankenhaus zu tun. Sie sind es gewöhnt, den Leuten zuzuhören.«
»Natürlich. Sie doch auch, oder nicht?«
»Das stimmt. Meine Arbeit besteht zu
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