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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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meinen.«
    »Es tut mir Leid. Mir ist klar, dass Sie da eine schwierige Aufgabe haben. Ich verurteile Sie deswegen auch in keinster Weise.«
    »Dann ist es ja gut«, antwortete der Direktor. »Es ist schon schwer genug, unseren Schülerinnen etwas über Hygiene beizubringen, ganz zu schweigen von Sex. Wir versuchen nur sicherzustellen, dass die Frauen, falls es tatsächlich zu sexuellen Handlungen kommt, hinterher nicht mit einer Situation konfrontiert sind, mit der sie aufgrund ihrer Behinderung nicht fertig werden.«
    »Wissen die Frauen, was sie tun, wenn sie Sex haben?«
    Klinghoffner schürzte die Lippen. »Ich verstehe nicht recht.«
    »Geschieht es mit ihrer Zustimmung, oder sind sie für jeden leichte Beute?«
    »Lieber Himmel, ich hoffe sehr, dass es immer mit ihrer Zustimmung geschieht, auch wenn ich mir denken kann, wie Sie das meinen. Die jungen Frauen hier... sie sind es nicht gewöhnt, selbst über ihren Körper zu bestimmen. Sie haben ihr Leben lang von anderen gesagt bekommen, was sie zu tun und zu lassen haben. Genau aus dem Grund gibt es hier Beraterinnen, die ihnen helfen sollen, mit dem Bereich Sexualität umzugehen.« Er wandte den Blick ab.
    »Wir gestatten in diesem Haus keinen Sex, aber die wenigen Male, die ich ein Paar in flagranti erwischt habe, habe ich beide Augen zugedrückt und von einer Bestrafung abgesehen. Ich habe mit den Betroffenen geredet und darauf bestanden, dass sie eine Paarberatung in Anspruch nahmen. Aus genau dem Grund, den Sie angesprochen haben. Um sicherzustellen, dass die Frauen zu nichts gezwungen wurden.«
    »Und?«
    »In allen Fällen waren sie mit dem sexuellen Kontakt einverstanden. Im Gegensatz zu ihren Vormunden. Ein paar Schülerinnen wurden deswegen sogar von der Schule genommen.«
    Ich versuchte, meinen Charme spielen zu lassen. »Und könnten Sie mir unter Umständen Frauen nennen, die von der Schule genommen wurden, weil sie Sex hatten? Sagen wir mal... in den letzten neun Monaten? Vielleicht eine mit Down- Syndrom?«
    »Wir haben hier an der Schule zwar Schülerinnen mit Down-Syndrom, aber von denen war es keine.«
    »Sie denken also an eine ganz Bestimmte.«
    Klinghoffner zögerte. »Ich sollte Ihnen das alles gar nicht erzählen.«
    »Das Mädchen braucht medizinische Betreuung.«
    »Ja, natürlich.« Klinghoffner trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte herum. »Wir haben ein Mädchen hier. Sie hat während des letzten Jahrs immer mal wieder wegen Krankheit gefehlt. Ich habe sie schon seit einem Monat nicht mehr zu Gesicht bekommen. Sie lebt bei ihrer Schwester.«
    »Korpulent und sehr blond?«
    Er überlegte einen Moment, dann nickte er.
    »Aber nicht Down-Syndrom«, sagte ich.
    »Nein, nicht Down. Sie hatte Kinderlähmung, was an sich aber nicht sehr aussagekräftig ist. Das kann alles Mögliche bedeuten.
    Ihre Grobmotorik ist sehr, sehr schlecht, die Feinmotorik hingegen gar nicht so übel, wie man auf den ersten Blick meinen könnte. Sie ist geistig behindert, daran besteht kein Zweifel, aber sie hat gewisse Fähigkeiten. Sie kann sich um sich selbst kümmern - sich selbst baden, anziehen, allein aufs Klo gehen, sogar ein bisschen kochen. Und sie kann einen Computer bedienen. Manchmal gibt sie für uns Daten ein. Das macht sie recht gut.« Ich unterbrach ihn nicht.
    »Ein sehr liebes Mädchen. In den letzten paar Monaten vielleicht ein bisschen stiller als sonst. Ich hätte wahrscheinlich etwas sagen sollen, aber wir haben so viele von diesen jungen Leuten hier.« Jetzt wirkte er betroffen. »Sie sind oft wie Kinder, regen sich leicht auf. Manchmal bekomme ich wichtige Dinge nicht mit.«
    »Das geht uns doch allen so.«
    »Ich werde Sie zurück zur Rezeption begleiten. Dann gebe ich Ihnen die Adresse.« »Vielen Dank, Mr. Klinghoffner. Sie tun mit Sicherheit das Richtige.«
    »Ich hoffe es.«
    Nachdem wir in das große Zimmer zurückgekehrt waren, ließ ich mich wieder auf der Couch nieder und wartete. Ich hoffte, dass es nicht zu lange dauern würde, denn Bohnenstange Buck schien mittlerweile eine richtige Antipathie gegen mich entwickelt zu haben und funkelte mich über seinen Papierberg hinweg böse an. Allerdings wäre ich wahrscheinlich auch nicht besonders glücklich darüber gewesen, auszusehen wie er und obendrein Buck zu heißen.
    Schließlich sagte er sogar etwas zu mir. »Haben Sie gefunden, wonach Sie suchten?« »Vielleicht.«
    »Wenn Sie mir verraten, was Sie brauchen, kann ich Ihnen möglicherweise weiterhelfen.« Er bot mir

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