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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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nein, nein, das sollte kein Wink mit dem Zaunpfahl sein.«
    »Kein Problem, Koby.« Ich zögerte einen Moment. »Ich bestehe darauf, dass du kommst.«
    Er musterte mich eindringlich. »Ich kann ziemlich penetrant sein. Ist das für dich wirklich in Ordnung?«
    »Natürlich. Ich hole dich ab.«
    Die Kellnerin brachte den Kaffee in einer kleinen Tonkanne und schenkte ihn in zwei Mokkatassen. Er war stärker als Espresso, aber nicht so stark wie türkischer Kaffee.
    Wir lächelten uns an, während wir ihn tranken. Seit sich unsere anfangs rein freundschaftliche Unterhaltung erotisch aufgeladen hatte, herrschte eine gewisse Verlegenheit zwischen uns. Geistesabwesend warf ich einen Blick auf meine Uhr und riss erschrocken die Augen auf. »Lieber Himmel. So spät schon!« Ich schlug mir an die Stirn. »Die Parkuhr! «
    Er stand als Erster auf. »Schau du nach der Parkuhr. Ich bezahle -«
    »Wir teilen uns die Rechnung.« »Nein, nein, ich habe dich eingeladen.«
    Ich beharrte nicht weiter darauf. »Dann also bis Freitag.« Ich zog meine PolizeiVisitenkarte heraus. Einen Moment lang überlegte ich, ob ich ihm meine Telefonnummer geben sollte, aber dann schrieb ich ihm stattdessen meine E-Mail- Adresse auf. So attraktiv er auch war, ich hatte immer noch meine Vorbehalte, weil ich noch nicht wusste, ob er polizeilich aktenkundig war. »So erreichst du mich am besten. Du hast doch sicher E-Mail, oder?« »Natürlich.« Er wirkte keineswegs enttäuscht, als er meine Karte entgegennahm. Anschließend reichte er mir die seine. »Hier hast du meine Nummer zu Hause, meine Nummer in der Arbeit, meine Handynummer und meine E-Mail-Adresse. Melde dich bei mir, wenn du Näheres weißt. Dann erkläre ich dir, wie du zu mir kommst. Ich wohne oben in den Hügeln. Ich habe deine Gesellschaft sehr genossen, Cindy. Und jetzt ab mir dir!«
    Bevor ich hinauseilte, winkte ich ihm noch einmal zu. Trotz der schweren Waffe in meiner Tasche fühlte ich mich federleicht.

11
    Ich erwischte Greg Van Horn gerade noch rechtzeitig, bevor er in seinen zweiwöchigen Urlaub aufbrach. Er wirkte gut gelaunt und ging mit federnden Schritten. Dass er bei meinem Anblick die Stirn runzelte, war mir völlig egal. Irgendwo dort draußen befand sich ein Mädchen, das medizinische Betreuung brauchte. Ich reichte ihm den Zettel und berichtete ihm, was ich herausgefunden hatte.
    »Und das haben Sie alles ganz allein gemacht?«
    »Die kleine Cindy, ganz allein.«
    »In Ihrer Freizeit?«
    »Ja, Sir, in meiner Freizeit.«
    Er starrte mich immer noch an.
    »Tja, Sir, diese Frau hat tatsächlich was im Kopf -«
    »Decker!«
    »Tut mir Leid, Sir.« Ich unterdrückte ein Lächeln.
    Er scharrte mit der Fußspitze auf dem Boden herum. »Sie bringen mich da in eine ganz schöne Zwickmühle, Decker, und das so knapp vor meinem Urlaub. Ich bin darüber alles andere als erfreut.«
    »Nächstes Mal werde ich mich zurückhalten.«
    Er warf mir einen finsteren Blick zu, wirkte dabei aber nicht sehr überzeugend. »Das Ganze ist jetzt Russ' Fall, aber er hat die Lorbeeren nicht verdient, die stehen Ihnen zu.«
    »Vielleicht ist es ja eine falsche Spur, Sir.«
    Er gab mir den Zettel zurück. »Warum überprüfen Sie sie dann nicht erst einmal?« »Und wenn es tatsächlich stimmt?«
    »Dann verfolgen Sie die Sache weiter.«
    »Soll ich mich dann mit Russ kurzschließen?«
    »Das können Sie spontan entscheiden.«
    Er gab mir also grünes Licht. Das war sehr nobel von ihm. Ich dankte ihm und schob den Zettel ein. Er spürte meine Unsicherheit.
    »Was ist?«
    »So etwas habe ich noch nie gemacht. Mit einem zurückgebliebenen Mädchen über Babys und Sex gesprochen.« Das klang ein wenig zu ängstlich. »Ich schaffe das schon. Kein Problem. Bloß... irgendwelche Tipps? Ich möchte Ihren Fall nicht vermasseln.«
    »Wohl eher Ihren Fall.« Er machte eine ratlose Handbewegung. »Ich bin in Urlaub, Decker. Sie haben hier schließlich Kontakte. Nutzen Sie sie.«
    Decker hatte sein Zuhause schon immer als Zuflucht empfunden, aber in letzter Zeit war es auch noch zu seinem Büro geworden. Auf dem Revier gab es immer etwas zu bereden, Probleme und Details zu klären. Er musste zu Besprechungen mit Vorgesetzten, Besprechungen mit den Detectives, Besprechungen mit staatlichen Aufsichtsbeamten oder Vertretern des Stadtrats. Von den PR-Aufgaben ganz zu schweigen. Das Ganze lächelnd durchzustehen verursachte ihm Kopfschmerzen.
    Früher hatte er damit keine Probleme gehabt und alles mir großer

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