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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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diesem Fall durchaus eine wichtige Rolle spielt.«
    »Wahrscheinlich hast du Recht«, seufzte Rina. »Aber das fände ich wirklich traurig.«
    *
    Es war bereits nach Mitternacht, als ich schließlich ins Bett kroch. Aber Decker war eine Nachteule. Ich wählte seine Dienstnummer. Nach zweimaligem Klingeln ging er ran. »Decker.«
    »Ich bin's. Hab ich dich geweckt?«
    »Nein, du hast mich gerade noch erwischt. Warum rufst du mich über mein Diensthandy an?«
    »Ich dachte, wenn ich dich privat anrufe, bekommst du einen Schreck.«
    »Gut gedacht. Danke. Was gibt's?«
    »Einiges. Als Erstes wollte ich fragen, ob ich am Freitagabend zum Essen kommen kann.«
    »Natürlich. Da brauchst du doch gar nicht zu fragen. Du weißt ja, dass die Jungs da sind.«
    »Nein, das habe ich nicht gewusst. Aus welchem Anlass?«
    » Sommerferien.«
    »Es ist doch erst Mitte Mai.«
    »Beide haben ihre Abschlussprüfungen schon hinter sich gebracht. Ich bin wirklich ein Glückspilz.« Ich lächelte. »Armer Dad. So belagert.«
    »Das war nicht ernst gemeint. Es wird ganz wunderbar sein, meine ganze Familie auf einmal versammelt zu sehen. Gibt es einen bestimmten Grund für dein Kommen?«
    _
    »Eigentlich nicht.« Eine glatte Lüge. »Ich trage mich allerdings mit dem Gedanken, vielleicht jemanden mitzubringen. Aber wenn das für Rina zu viel Arbeit ist, machen wir es ein anderes Mal.«
    Am anderen Ende herrschte kurzes Schweigen. »Natürlich kannst du jemanden mitbringen. Ist es ein Er oder eine Sie?«
    »Es ist nichts Ernstes, Dad. Ich hab ihn erst vor ein paar Tagen kennen gelernt.«
    »Und trotzdem bringst du ihn schon zum Sabbat-Essen ins Haus deiner Eltern?«
    »Ins Haus meines Vaters. Mom weiß nichts von ihm. Es ist auch wirklich nicht wichtig. Ich bring ihn nur mit, weil er die Traditionen sehr schätzt. Seine Familie lebt in Israel, und es wäre sehr schön für ihn, mal wieder einen richtigen Sabbat zu erleben. «
    »Er ist Israeli?«
    Seine Stimme klang aufgeregt. Ich konnte mir das Lächeln auf seinem Gesicht genau vorstellen, fragte mich jedoch, ob es ihm nicht vergehen würde, wenn er Kobys Hautfarbe sah. Allerdings hatten mich meine Eltern ohne Vorurteile erzogen, sodass es an der Zeit war herauszufinden, wie weit ihre Toleranz in der Praxis reichte.
    »Er lebt schon seit acht Jahren hier. Das ist wirklich albern von dir, Dad. Er ist nur ein Freund, okay?«
    »Nachtigall, ich hör dir trapsen. Klar, Prinzessin. Bring ihn ruhig mit.«
    »Mein Anruf hat noch einen anderen Grund.« »Oh-oh, das klingt ernster.«
    »Es hat mit meiner Arbeit zu tun.« Ich erzählte ihm alles, was ich in der Babysache bisher herausgefunden hatte. »Was hältst du davon?«
    »Das hast du toll gemacht.«
    Er dachte immer noch über meinen »Freund« nach, das hörte ich an seiner Stimme. »Ich habe Van Horn über alles informiert, aber er ist seit heute in Urlaub. Er hat gesagt, ich soll die Sache überprüfen und sehen, ob sie mich irgendwie weiterbringt. Falls ja, kann ich spontan entscheiden, wie ich weiter verfahren will.«
    »Er gibt dir Gelegenheit, deine Muskeln spielen zu lassen. Das ist sehr nett von ihm, Cin.«
    »Ich weiß, und dafür habe ich ihm auch schon gedankt. Er gibt mir eine Chance, und ich möchte sie nicht vermasseln. Du kannst nicht zufällig einen Vormittag für mich erübrigen, oder?«
    Er lachte. »Was würde es dir bringen, wenn ich dabei bin?«
    »Du könntest mich in die Rippen knuffen, wenn es in eine falsche Richtung geht.«
    »Hol dir was zu schreiben.« Ich zog Stift und Zettel aus meinem Nachttisch.«
    »Jetzt hör mir gut zu! Du möchtest etwas über dieses Mädchen in Erfahrung bringen, musst aber den Weg über die Schwester gehen. Du solltest also darauf achten, die Schwester nicht vor den Kopf zu stoßen. Als Erstes stellst du dich mal vor. Dann fragst du, ob du reinkommen darfst, und erklärst, dass du sie nicht lange aufhalten wirst. Das ist wichtig. Wenn die Frau befürchtet, dass es lange dauern könnte, wird sie das nur noch nervöser machen. Du selbst solltest dich möglichst locker geben. Erzähle ihr, dass dich deine Nachforschungen zum Fordham-Heim geführt haben. Das Mädchen... Wie hieß es noch mal?«
    »Sarah.«
    »Sarah war schon eine Weile nicht mehr in der Schule. Erkundige dich, ob alles in Ordnung ist. Die Schwester gibt dir darauf möglicherweise keine Antwort. Vielleicht fragt sie stattdessen: >Worum geht es überhaupt?< Du antwortest, darauf würdest du gleich zu sprechen kommen. Du erkundigst

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