Und der Herr sei ihnen gnädig
bejahte. Als er nachdenklich den Blick schweifen ließ, fiel ihm auf, wie kahl ihre Wohnung wirkte. Früher war sie gemütlich, fast mädchenhaft eingerichtet gewesen, als wäre Cindy samt ihrem Jungmädchenzimmer umgezogen. Er stand auf und ging in ihre winzige Küche, in der sie kaum zu zweit Platz fanden. »Ich kann nicht gleichzeitig Vater und Lieutenant sein. Du musst dich schon für eins entscheiden.«
Sie goss Wasser in die Kaffeemaschine. »Ich frage dich das jetzt noch ein einziges Mal, und ich erwarte eine ehrliche Antwort. Bist du sauer auf mich, weil Koby schwarz ist?« »Nein.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Warum dann} Weil ich es dir gegenüber nicht erwähnt habe?«
»Nicht erwähnt}« Decker musterte sie skeptisch. »Cindy, du hast es mir absichtlich vorenthalten!«
»Was macht denn das für einen Unterschied}«
»Einen ziemlich großen sogar. Du hast dir ja immerhin die Mühe gemacht, mir zu sagen, er sei Israeli -«
»Er ist Israeli.«
»Nein, Cindy, er hat lediglich in Israel gelebt. Er bezeichnet sich selbst als Äthiopier. Es hätte gereicht, wenn du mir das gesagt hättest. Stattdessen hast du mich einfach überrumpelt.« Er schwieg einen Moment. »Wahrscheinlich habe ich mich benommen wie ein Idiot.«
»Du warst wunderbar.«
»Ich habe mich aber nicht wunderbar gefühlt, ganz im Gegenteil, ich habe mich sehr unwohl gefühlt. Das ist natürlich mein Problem, nicht deins. Aber du hättest mir das ersparen können. Wovor hattest du Angst? Bin ich wirklich so furchteinflößend?«
»Ja.«
Decker seufzte. »Na dann... dann tut es mir Leid. Das war nie meine Absicht.«
»Ich weiß. Das ist schon in Ordnung.«
Während er die Hände in die Taschen seiner Jeans schob, starrte er auf ihre kahlen Wände. Wie gerne hätte er sich nach einem Besuch bei ihr mal dazu beglückwünscht, ein guter Vater gewesen zu sein, statt immer mit dem frustrierenden Gefühl zu seinem Wagen zu gehen, total versagt zu haben.
»Ich werde versuchen, mich zu bessern, Cin.«
»Das brauchst du nicht. Du bist großartig, Daddy. Ich liebe dich.«
»Ich liebe dich auch.« Er hob mit einer bedauernden Geste die Hände. »Ich weiß nicht. Eigentlich möchte man meinen, ich würde die Dinge mit den Jahren ein wenig lockerer sehen. Stattdessen werde ich immer unruhiger und verbissener.«
»Das zeigt doch bloß, wie viel Energie noch in dir steckt, Dad.« Cindy griff nach der Hand ihres Vaters. »Das ist doch gut. Außerdem war ich ungerecht. Die meiste Zeit finde ich dich überhaupt nicht furchteinflößend. Nur wenn du mich so anfährst wie vorhin. Ich weiß, dass du es nicht persönlich meinst, außerdem habe ich dich ja selbst in diese Sache hineingezogen. Trotzdem löst es aus irgendeinem Grund Urängste in mir aus, wenn du mit mir schimpfst. Aber das ist wohl meine Macke.«
Decker starrte sie an. »Wenn er dich nicht gut behandelt, bringe ich ihn um.«
»Ich möchte nicht, dass du meinetwegen einen Mord begehst. Koby und ich kennen uns ja kaum.«
»Er mag dich - sehr. Trotzdem solltest du aufpassen, dass du nicht zu schnell dein Herz verlierst.«
»Das ist meine Sache, Dad.«
»Da hast du Recht. Sollen wir mit unserer Sache weitermachen? «
»Du hast gesagt, dass ich meine Notizen sauber abtippen soll.«
»Wenn du das Ganze geordnet zu Papier gebracht hast, kannst du es mir gern mailen oder faxen, dann sehe ich es mir an.« »Das wäre großartig. Vielen Dank.«
»Keine Ursache, Prinzessin. Aber schreib keine zu komplizierten Sätze, Cin. Der durchschnittliche Detective war höchstens ein paar Jahre am College.«
»Ich weiß.«
»Sonst noch Fragen?«
»Nein, eigentlich nicht.« Sie betrachtete ihre abgekauten Nägel. »Du findest also nicht, dass ich mich ein wenig über die Gangs in meinem Revier umhören sollte? Die Tatsache, dass Sarahs schlimme Jungs Mexikaner und Nichtmexikaner waren, schränkt den Kreis erheblich ein.«
Decker schwieg einen Moment. »Cindy, du bist noch kein Detective. Du musst warten, bis Russ MacGregor dir grünes Licht gibt. Erzähl ihm, was du mir erzählt hast, und hör dir an, was er zu sagen hat.«
»Das Ganze wird bloß in irgendeiner Akte verschwinden. Was ist so falsch daran, wenn ich meinen Informanten von der Straße ein paar Fragen stelle?«
»Allmählich bringst du mich in Rage.«
»Ich versuche doch nur, einem alten Vergewaltigungsfall die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm zusteht.«
»Cynthia, hör mir zu.« Kurzes Schweigen. »Hörst du mir zu?« »Ja, Dad,
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