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Und der Herr sei ihnen gnädig

Und der Herr sei ihnen gnädig

Titel: Und der Herr sei ihnen gnädig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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Nachnamen nicht gewusst, aber es gab in unserem Suchprogramm die Kategorie »auffallende Merkmale«, und die Tigertätowierung fiel definitiv in diese Kategorie. Als ich las, was der Computer ausspuckte, war ich überrascht über die Genauigkeit von Alice Annes Beschreibung. Schon wieder hatte ich etwas gelernt: Man sollte nie jemanden unterschätzen.
    Germando El Paso war achtzehneinhalb, gegen ihn lag ein Haftbefehl wegen unbezahlter Bußgelder vor: In einem Fall war er zu schnell gefahren, in den anderen drei Fällen handelte es sich um Strafzettel wegen Falschparkens. Außerdem war er zweimal alkoholisiert am Steuer erwischt worden, sodass er zurzeit keinen Führerschein besaß. Aber seit wann hielt das Ganoven wie ihn vom Fahren ab? Außerdem war er einmal wegen des Besitzes einer kleineren Menge Marihuana verhaftet worden. Einen Bewährungshelfer gab es in seinem Fall nicht, aber als Jugendlicher war er eine Weile von einem Sozialarbeiter betreut worden, nachdem er schon in sehr jungen Jahren mehrfach straffällig geworden war. Ich schrieb mir den Namen des Betreuers auf und rief ihn an.
    Ein Band schaltete sich an, und ich hinterließ eine Nachricht.
    Dann ging ich in den Umkleideraum, um meine Uniform anzuziehen. Auf dem Rückweg lief ich Detective Justice Brill in die Arme. Brill war Mitte dreißig, knapp eins achtzig groß und auf eine markige Art gut aussehend, ein bisschen wie Steve McQueen oder Paul Newman. Solche Filmstars waren inzwischen nicht mehr modern, jetzt gab es all diese schlanken, hübschen Jungs, die ich bei einem Ringkampf wahrscheinlich locker hätte besiegen können. Brill war verheiratet, hatte aber eine Schwäche für Nachtklubs. Ich hielt mich nach Möglichkeit von ihm fern.
    »Decker. Wir haben den SUV gefunden. Es handelt sich um ein gestohlenes Fahrzeug mit gestohlenen Nummernschildern, aber Sie haben sich die vier letzten Stellen richtig gemerkt. Gut gemacht.«
    »Ihr habt ihn beschlagnahmt?«
    »Nein, wir haben ihn über E-bay versteigert.« Brill grinste. »Sie haben wirklich gute Arbeit geleistet, Decker.«
    Ich freute mich über das Kompliment und dankte Brill.
    »Wir haben etwas Interessantes festgestellt«, fuhr er fort. »An der vorderen Stoßstange klebte noch die halbe Leiche, aber die hintere Stoßstange war sauber.«
    »Das Opfer wurde ja auch nicht von der Hinterseite des Wagens getroffen.«
    »Gut beobachtet, Decker, Ihre Zukunft wird glänzend sein!« Er verdrehte die Augen. »Da es sich um gestohlene Nummernschilder handelt, haben die Jungs von der Spurensicherung sie auf Fingerabdrücke untersucht. Raten Sie mal, was dabei herausgekommen ist.«
    »Es waren keine drauf.«
    »Auf den Schildern selbst nicht, aber auf einer der Schrauben, mit denen das hintere Schild befestigt ist, haben sie einen Teilabdruck gefunden - und eine winzige Menge relativ frischen Bluts.«
    »Haben sie den Abdruck schon durch den Computer gejagt?« »Ja, aber er hat nichts ausgespuckt.«
    So viel dazu. »Handelt es sich bei dem Blut um das des Opfers?« »Das endgültige Ergebnis steht noch aus, aber das Labor hat vorab eine simple Blutgruppenbestimmung gemacht - das Opferhatte o, die Blutprobe ergab B. Sonst war nichts auf dem Schild.« Er sah mich an. »Irgendwelche Ideen?«
    Er wollte mich auf die Probe stellen. Ich überlegte einen Moment. »Und es wurde nirgendwo sonst auf dem Wagen Blutgruppe B gefunden?«
    »Nein.«
    Nervös klopfte ich mit der Fußspitze auf den Boden. »Das Blut ist auf der Schraube, aber nicht auf dem Nummernschild.« »Richtig.«
    Plötzlich kam mir die Erleuchtung. »Wenn auf den Nummernschildern überhaupt keine Fingerabdrücke waren, dann hat der Täter sie wahrscheinlich nicht bloß abgewischt, sondern Handschuhe getragen. Nummernschilder haben scharfe Kanten. Vielleicht hat er sich an einer dieser Kanten den Handschuh aufgeschnitten, sodass eine Fingerspitze herauslugte - daher der Teil des Fingerabdrucks. Wahrscheinlich hat er sich dabei auch die Haut aufgeritzt, ohne zu merken, dass er blutete. Vielleicht ist das Blut auf die Schraube geraten, als er das Schild festgeschraubt hat.«
    Brill starrte mich an.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Sie haben mich nach meiner Meinung gefragt. Es ist lediglich eine Theorie.«
    Sein Nicken kam ziemlich verzögert. »Ja, es ist eine Theorie.«
    Er wirkte beeindruckt, auch wenn er das nie zugegeben hätte.
    Er bedachte mich stattdessen mit einem selbstgefälligen Lächeln. »Wissen Sie was, Decker? Wenn ich mehr weiß,

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