und der Hongkong-Buddha
Besorgnis um Sheng Ti.«
»Wie reizend! Sie sind geradezu entwaffnend, Mr. Detwiler«, rief Mrs. Pollifax, ohne allerdings auch nur im geringsten entwaffnet zu sein, denn sie überlegte bereits, was sie als nächstes unternehmen würde, um Sheng Ti zu finden.
»Lotus!« rief Mr. Detwiler. »Würden Sie das bitte Mr. Feng bringen. Er soll es für die Dame einpacken.«
Wortlos nahm das Mädchen die Statue entgegen, war f Mrs. Pollifax erneut einen neugierigen Blick zu und verschwand mit dem Buddha.
»Nun ja«, seufzte Mrs. Pollifax, »ich sollte Ihre kostbare Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen, Mr. Detwiler. Außerdem gibt es in Hongkong noch so viele Sehenswürdigkeiten, die ich mir keinesfalls entgehen lassen möchte.«
Sie seufzte erneut und schüttelte betrübt den Kopf. »Die Damen unseres Gartenbauvereins werden furchtbar enttäuscht sein..., auch wenn er einen Beruf erlernt und sich bei Ihnen wohl fühlt... Sind Sie auc h ganz sicher, daß er hier glücklich ist?«
»Aber ganz bestimmt, Mrs. Pollifax; dessen dürfen Sie sicher sein«, erwiderte Detwiler verbindlich.
»Da fällt mir etwas Wichtiges ein, Mr. Detwiler«, sagte Mrs. Pollifax zögernd, denn sie wollte auf keinen Fall den Eindruck erwecken, sie sei zu leicht abzuweisen. »Hätten Sie etwas dagegen, wenn die Damen unseres Clubs an Sheng Ti schrieben? Er könnte ja...« - sie überwand ihre Abneigung gegen diesen Ausdruck - »... eine Brieffreundschaft aufbauen.«
»Dagegen läßt sich absolut nichts sagen«, lächelte Detwiler erleichtert. »Eine gute Idee. Auf diese Weise kann er sein Englisch verbessern, und ich bin sicher, daß er sich sehr darüber freuen wird.«
Mrs. Pollifax bemühte sich, einen Ausdruck von Befriedigung in ihre Miene zu zaubern, schüttelte Detwiler überschwenglich die Hand, murmelte, sie sei entzückt, ihn kennengelernt zu haben, entschuldigte sich für die Störung, vergaß auch nicht, sich für das Geschenk zu bedanken und segelte aus dem Zimmer. Sie durchquerte das winzige Büro und schlüpfte durch den Perlvorhang in den dunklen Laden. Beinahe wäre sie mit einem jungen Mann, einem Chinesen in dunklem Anzug und einem Diplomatenköfferchen in der Hand, zusammengestoßen. Als er hinter Mrs. Pollifax Detwiler erkannte, hellte sich sein Gesicht auf. Er verbeugte sich und eilte dann an Mrs. Pollifax vorbei in das innerste Heiligtum, das Mrs. Pollifax soeben verlassen hatte.
Mr. Feng reichte ihr ein Päckchen, das in weißes Papier gehüllt war. »Ihr Geschenk«, sagte er mit bewegungsloser Miene, und Mrs. Pollifax versuchte vergeblich, hinter seiner Maske eine emotionale Bewegung - Unmut, Ärger oder Mißtrauen - zu erkennen.
»Oh, vielen Dank«, sagte sie und verließ den Laden. Sie war erleichtert, endlich ihre eigene zur Schau getragene Maske fallenlassen zu können, hinter der sie ihren Ärger und ihre Frustration verborgen hatte.
Obwohl sie notgedrungen das Feld vorläufig geräumt hatte, fühlte sie sich keineswegs geschlagen. Ihre ursprüngliche Strategie war zwar gescheitert, doch sie würde eine andere Möglichkeit finden, mit Sheng Ti in Kontakt zu treten. Selbst die Tatsache, daß sie absolut keine Vorstellung hatte, wie sie das bewerkstelligen könnte, konnte sie nicht entmutigen; allenfalls würde sie Sheng Ti vorerst einmal vergessen und einen Bummel durch Hongkong machen.
Während sie in Richtung der Queen's Road Central spazierte, mußte sie feststellen, daß es gar nicht so leicht war, Mr. Feng und Mr. Detwiler zu vergessen. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu FengImports zurück. Zum Beispiel war es äußerst merkwürdig gewesen, daß sich Mr. Detwiler eingemischt hatte, nachdem Feng bestritten hatte, Sheng Ti zu kennen. Die Frage, weshalb Detwiler dies getan hatte, weshalb er sie in das Hinterzimmer gebeten und zugegeben hatte, daß er Sheng Ti kannte und Feng damit als einen Lügner entlarvt hatte, erschien ihr sehr interessant und wert, genauer darüber nachzudenken.
Welchen Grund mochte Detwiler dafür gehabt haben?
Schließlich hatte sich dadurch an der Tatsache, daß man jeden Kontakt mit Sheng Ti verhindern wollte, nichts geändert. Eines war klar: dies alles deutete auf interne Differenzen und Spannungen bei FengImports hin. Da diese Differenzen, welcher Art sie auch sein mochten, nicht ihr Problem waren, kam Mrs. Pollifax zu dem Schluß, daß auch diese Frage vorläufig beiseite geschoben werden konnte.
Dies erschien ihr die beste Lösung - bis sie feststellte, daß ihr jemand
Weitere Kostenlose Bücher