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und der Hongkong-Buddha

und der Hongkong-Buddha

Titel: und der Hongkong-Buddha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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folgte...
Zunächst waren die Straßen viel zu belebt gewesen, als daß ihr in der Menschenmenge ein bestimmtes Gesicht aufgefallen wäre, doch dann - nachdem sie in etwas ruhigere Straßen abgebogen und hin und wieder vor einem Schaufenster stehengeblieben war, um chinesische Handwerkskunst und Antiquitäten zu bewundern - fiel ihr auf, daß jedes Mal, wenn sie stehenblieb, auch ein Mann etwa zwanzig Schritte hinter ihr stehenblieb und scheinbar interessiert die Schaufenster betrachtete.
Aus purem Zufall war ihr eine abrupte Bewegung hinter ihr aufgefallen, als sie fast an einem Schaufenster vorbeigegangen wäre, dann aber doch stehenblieb und ein paar Schritte zurückging. Als sie dann zum vierten Mal ziemlich abrupt vor einer Auslage haltmachte, um einen verstohlenen Blick auf ihren Verfolger zu werfen, erkannte sie ihn: Es war der junge Chinese mit dem Diplomatenköfferchen, der im Laden auf Detwiler gewartet hatte.
Die Tatsache, daß Detwiler einen Schatten auf sie angesetzt hatte, erfüllte sie mit Genugtuung und Zufriedenheit. ›Sehr gut‹, dachte sie. ›Sie sind beunruhigt und wollen absolut sichergehen, daß ich tatsächlich die arglose Touristin bin, die etwas überspannte Präsidentin eines Blumenzüchtervereins, die sich mit dem Versprechen einer Brieffreundschaft nach Hause schicken läßt.« Sie konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. Natürlich dachte Detwiler nicht im Traum daran, sein Versprechen einzulösen das war ihr von Anfang an klargewesen... Und mit einem Male wurde ihr auch noch etwas anderes klar: Sheng Ti wurde gefangengehalten, und sein Gefängnis hieß › FengImports ‹.
Als Mrs. Pollifax schließlich die Queen's Road Central erreichte, hatte sie sich geschworen, FengImports nicht aus den Augen zu lassen - und wenn sie sich als chinesische Bäuerin verkleiden mußte, wie sie es in Turfan schon einmal getan hatte... Sie lächelte bei der Erinnerung an dieses Bravourstück. Zunächst jedoch durfte sie ihre Rolle als Touristin nicht vernachlässigen. Sie blieb stehen, zog den Stadtplan von Hongkong zu Rate und schlenderte dann die Queen's Road hinunter - entschlossen, ihren Verfolger so gründlich und so schnell wie möglich zu erschöpfen.
Stunden später war sie selbst am Rande der völligen Erschöpfung.
Kilometer um Kilometer war sie zäh und verbissen kreuz und quer durch Hongkong marschiert, hatte für Cyrus eine seidene Krawatte gekauft, die sie genausogut zu Hause hätte kaufen können, hatte den Botanischen Garten und schließlich den Zoo von Hongkong bis in ihre letzten verschwiegenen Winkel durchstreift-alles um ihren Schatten abzuschütteln, doch der schien förmlich an ihren Fersen zu kleben. Am Ende ihres ausgedehnten Rundgangs durch den Zoo hatte sie im Vogelhaus einige Details über die Lebensgewohnheiten von Seetauchern, Reihern, Schwätzern und Gabelweihen, von denen sie annahm, sie würden Cyrus interessieren, in ihr Notizbuch gekritzelt. Dann war sie zur Peak Tramway gewankt, war glücklich, doch mit schmerzenden Füßen in die Gipfelbahn geklettert und hatte sich ganz dem Schauspiel hingegeben, das sich ihr bot, als die Bahn sie immer höher und höher über die Stadt emportrug, bis sie schließlich den Gipfel des Victoria Peak erreic ht hatte.
Es war mittlerweile kurz vor sechs Uhr, und Mrs. Pollifax ließ sich auf einer Parkbank, 600 Meter über der Stadt, nieder und genoß den Blick auf Hongkong. Von hier oben erkannte man erst, wie unglaublich schmal der Streifen Land zwischen dem Berg und dem Meer war, auf dem sich die Häuser der Stadt drängten. Fast bis zum Horizont spannten sich die leuchtendblauen Wasser des Hafenbeckens, und die Fähren, die die schimmernde Wasserfläche durchkreuzten, sahen aus wie Wasserläufer auf einem kleinen Tümpel. Mrs. Pollifax befreite ihre schmerzenden Füße von den engen Schuhen und bewegte mit einem genüßlichen Seufzen ihre Zehen. Sie lehnte sich zurück, nahm ihren Hut ab und bot ihr erhitztes Gesicht der kühlen Brise dar, die vom Meer her wehte. Verstohlen blickte sie nach rechts und erkannte den Mann mit dem Diplomatenköfferchen, der sich ebenfalls auf eine Bank sinken ließ. Nicht ohne Groll gestand sie sich, daß er sie offenbar besiegt hatte, doch ein zweiter flüchtiger Blick belehrte sie eines Besseren:
Auch er beugte sich nach vorn, zog seine Schuhe aus und lehnte sich erschöpft wieder zurück. Mit einem Mal erschienen ihr ihre schmerzenden Füße nur mehr als ein kleines Opfer, das zu bringen

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