und der Hongkong-Buddha
folgen.
Die bunten Glasperlen klirrten erneut leise, und Mrs. Pollifax trat in ein winziges Büro, in dessen Ecke das Mädchen, das Feng Lotus genannt hatte, an einem Tisch saß und Perlen auf einen Faden reihte. Der Mann, der ihr Gespräch mit Feng belauscht hatte, ging voran und öffnete eine Tür an der Rückwand des kleinen Büros. Er trug einen gutgeschnittenen Anzug aus schwarzer Seide. Von hinten wirkte er ziemlich großgewachsen, und Mrs. Pollifax stellte fest, daß er leicht hinkte.
Als Mrs. Pollifax durch die Tür trat, mußte sie unwillkürlich die Augen schließen. Nach der dumpfen Dunkelheit des Ladens konnte sie nur vorsichtig in das helle Licht blinzeln, das durch ein riesiges, schräggestelltes und ziemlich hoch eingesetztes Fenster in den Raum fiel. Zwei der Wände wurden von Regalen eingenommen, auf welchen Hunderte von erlesenen und zum Teil wohl antiken Jade-und Elfenbeinfiguren und -Schnitzereien standen. In dem Regal an der Wand hinter ihr erkannte Mrs. Pollifax Stapel von Holzkisten und anderes Verpackungsmaterial. An der Stirnwand, unterhalb des mächtigen Fensters, stand ein großer Arbeitstisch, auf dem Mrs. Pollifax ein ansehnliches Häufchen kleiner, glitzernder Steine entdeckte.
Doch der Unbekannte interessierte sie im Augenblick wesentlich mehr, und entschlossen wandte sie sich ihm zu.
Er verneigte sich förmlich. »Nehmen Sie doch bitte Platz«, sagte er und über die Schulter gewandt fügte er hinzu: »Danke, Mr. Feng. Das ist vorläufig alles.« Er ging zu einem kleinen Sekretär in der Ecke des Raums und lud sie ein, auf einem der Stühle daneben Platz zu nehmen.
Der Mann war offensichtlich Eurasier, und Mrs. Pollifax nahm an, daß es sich um Mr. Detwiler handelte, obwohl lediglich der Schnitt seiner Augen auf asiatische Vorfahren schließen ließ. Sein Gesicht war breit und ziemlich fleischig, die Nase flach und der Mund auffallend groß. Seine nach oben verlaufenden Mundwinkel verliehen ihm ein freundliches Aussehen und erweckten den Eindruck, als läge das stete und weise Lächeln einer Buddhastatue in seinen Zügen. Zu dem schwarzen Anzug trug er ein blütenweißes Hemd, eine schwarze Krawatte, die eine goldene Nadel zierte, und goldene Manschettenknöpfe; der Duft von Moschus umgab ihn.
»Ich suche Sheng Ti, wie Sie wahrscheinlich gehört haben«, erklärte Mrs. Pollifax energisch.
»Ja - das habe ich gehört«, erwiderte er, und sein Lächeln schien eine Nuance breiter zu werden. »Was wollen Sie von ihm?«
»Ich möchte mich nur vergewissern, daß es ihm gutgeht«, antwortete sie. »Aber... Darf ich offen sein?«
»Ich bitte Sie darum«, sagte er und nickte ihr ermutigend zu.
Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken und ohne die geringsten Gewissensbisse erzählte Mrs. Pollifax das Lügenmärchen, das sie sich ausgedacht hatte, während sie Feng vom Laden in das Hinterzimmer gefolgt war. »Sie müssen wissen«, begann sie und beugte sich vertraulich näher zu Detwiler, »daß mir das Schicksal Sheng Tis sehr auf der Seele lastet. Ich habe bisher eine Menge Unannehmlichkeiten auf mich genommen, um ihn wiederzufinden. Als ich damals in die Staaten zurückkehrte, erzählte ich in meinem Gartenbauverein gegenwärtig bin ich Präsidentin des Clubs - von meinen Erlebnissen mit Sheng Ti. Und Sie werden es nicht glauben...«, ihre Augen leuchteten vor Begeisterung, »... aber die Damen unseres Gartenbauvereins haben sich einmütig dafür ausgesprochen, die Patenschaft für den jungen Mann zu übernehmen und sich für seine Einreise in die USA einzusetzen!«
»Ich muß zugeben. Sie waren sehr rührig«, lächelte er und musterte sie aufmerksam. »Darf ich bitte mal einen Blick auf den Zettel werfen, den Sie Feng gezeigt halben?«
»Selbstverständlich.« Sie reichte ihm Bishops Notiz. »Ist Sheng Ti bei Ihnen?«
Der Mann studierte das Stück Papier eingehend. »Wie sind Sie eigentlich zu dieser Adresse gekommen?« fragte er.
Mrs. Pollifax holte tief Atem und plapperte munter drauflos.
»Ich lernte damals auch den Mann kennen, der Sheng Ti zur Flucht verholten hatte. Ich versuchte also zunächst, diesen Mann ausfindig zu machen, und er erklärte mir, man habe Sheng Ti damals nach Hongkong gebracht. Er gab mir auch eine Adresse, wo man mir eventuell weiterhelfen würde... Eine Adresse in Washington übrigens«, fügte sie treuherzig hinzu. »Nach endlosen Telefongesprächen und zahllosen, hartnäckigen Briefen gab man mir schließlich diese Adresse.«
Der Mann sah von dem Zettel auf und
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