und der Hongkong-Buddha
Sheng Ti das Bild von Alec Wi hin.
»Hast du diesen Mann schon einmal bei FengImports gesehen?«
»Nein. Nicht dort«, antwortete er kopfschüttelnd.
»Du meinst, du hast ihn anderswo gesehen?« fragte Mrs. Pollifax atemlos.
Sheng Ti zeigte auf das Bild. »In der Zeitung, heute abend...Ich lese jeden Abend die Zeitung, um Englisch zu lernen.«
»Verstehe«, sagte Mrs. Pollifax enttäuscht. »Und Sie, Lotus?«
»Nein, noch nie«, erwiderte Lotus.
»Und diesen Mann?« fragte Mrs. Pollifax und zog das zerknitterte Zeitungsfoto von Eric dem Roten aus ihrer Tasche.
»Habt ihr ihn schon einmal im Laden gesehen?«
»Nein«, sagte Lotus, und Mrs. Pollifax erinnerte sich, daß das Mädchen erst zur Arbeit gekommen war, nachdem der Mann mit der gewalttätigen Aura FengImports bereits verlassen hatte.
Sheng Ti jedoch studierte das Bild mit zusammengekniffenen Augen. Er nickte heftig. »Ja. Er kam sehr früh gestern, glaube ich. Ja, gestern. Er brachte Yudee...«
»Jade«, erklärte Lotus.
»Shi, Jade... Und als er kam... sie schickten mich weg, um Qishui zu kaufen.«
»Limonade«, warf Lotus ein.
Sheng Ti nickte ungeduldig. »Aber ich habe ihn trotzdem gesehen - als ich ging. Er hat... komische Narben in...« Er tupfte mit dem Finger auf seine Wangen. »Das ist der Mann.«
»Ja«, sagte Mrs. Pollifax und nickte.
Robin beugte sich über den Tisch. Mit heiserer Stimme fragte er: »Haben Sie ihn ein zweites Mal gesehen? Wissen Sie, wo er hinging? Haben Sie seinen Namen gehört?«
Sheng Ti schüttelte traurig den Kopf.
»Noch eine Frage«, sagte Mrs. Pollifax und schob Sheng Ti die Serviette mit den Süßigkeiten hin. »Nimm doch eins. Sie sind köstlich.«
»Köstlich?«
»Ja... Wo schläft Mr. Detwiler? Bleibt er am Abend im Laden? Wohnt er jetzt dort?«
Sheng Ti sah sie hilflos an. »Ich gehe um acht, neun, zehn...Er noch da Xiánsheng ich weiß nicht.«
»Na so was!« knurrte Robin. »Und wann fangen Sie zu arbeiten an?«
»Sechs Uhr - manchmal acht Uhr«, erwiderte Sheng Ti.
»Sklavenarbeit!«
»Und Sie, Lotus, wissen Sie etwas?« wandte sich Mrs. Pollifax an das Mädchen.
Lotus runzelte verwirrt die Stirn. »Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, aber seit Wochen ist Mr. Detwiler noch im Laden, wenn ich um sechs gehe. Das ist eigentlich ungewöhnlich, denn sonst ging er immer um fünf oder halb sechs. Er hat nämlich ein Haus...«
»Ich weiß«, warf Mrs. Pollifax ein. »Und wo wohnt Mr. Feng?«
Die Miene des Mädchens hellte sich auf. »Er hat eine Wohnung über dem Laden.«
Mrs. Pollifax begegnete Robins fragendem Blick mit einem triumphierenden Lächeln. Eine Wohnung über dem Laden!
Detwiler konnte also ohne weiteres bei Feng wohnen, um jederzeit verfügbar zu sein - zum Beispiel. Mrs. O'Malley würde Detwiler so lange nicht zu Gesicht bekommen, bis das, was sie planten - was immer es sein , mochte - über die Bühne gegangen war. Was immer er auch vorhaben mochte... Mrs. Pollifax seufzte.
Die Information, daß Detwiler nachts in der Stadt blieb, war keine umwerfende Sache, aber sie war trotzdem froh zu wissen, wo er seine Nächte verbrachte.
»Ist etwas nicht in Ordnung?« fragte Sheng Ti besorgt.
»Ist einem von Ihnen jemals ein Funkgerät bei FengImports aufgefallen?« erkundigte sich Robin.
»Es gibt ein Radio - für Musik...«, antwortete Lotus.
»Shouyinji«, erklärte sie Sheng Ti. »Ich weiß nicht, was über dem Laden ist. Ich glaube, es sind zwei Räume. Weshalb fragen Sie?«
Mrs. Pollifax warf Robin einen kurzen Blick zu. Unmerklich schüttelte er den Kopf. »Es ist besser, wenn ihr das nicht wißt noch nicht«, entgegnete sie. »Aber es ist sehr wichtig. Und dieser Mann...«, sie deutete auf das Bild von Eric dem Roten, »... dieser Mann ist sehr gefährlich. Ein übler Bursche. Sollte er wieder bei FengImports auftauchen oder wenn ihr sonst etwas über ihn, hört, sagt uns sofort Bescheid!«
»Ihm auch?« fragte Lotus und warf einen Blick auf Robin.
»Ihm auch«, erwiderte Mrs. Pollifax.
Robin war bereits dabei, seine Telefonnummer aufzuschreiben.
»Sollten Sie Mrs. Pollifax nicht erreichen können, an diesem Telefon ist immer jemand.«
»Oder Sie kommen zum Hotel, wenn es sehr wichtig ist«, sagte Mrs. Pollifax und zog weitere zwanzig Dollar aus ihrer Handtasche. Zehn gab sie Lotus und zehn Sheng Ti. »Für das Taxi.«
»So viel Geld!« murmelte Sheng Ti beeindruckt. »Wir rufen morgen wieder an?«
»Ja, bitte«, sagte Mrs. Pollifax, und als sich Robin erhob, stand auch sie auf und gab Sheng Ti und
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