und der Hongkong-Buddha
haben«, sagte Mrs. O'Malley, als sie ihr die Haustür öffnete. »Wie sagten Sie noch mal, ist Ihr Name?«
Mrs. Pollifax versuchte verzweifelt, einen Gedanken zu fassen, doch in ihrem Kopf herrschte plötzliche Leere. »Leer Irma Leer«, stammelte sie und floh.
Der Besuch in Detwilers Haus hatte Mrs. Pollifax einen Schock versetzt, dessen sie auf dem Weg zum Hotel und später in ihrem Zimmer verzweifelt Herr zu werden versuchte. Das Gespräch mit Mrs. O'Malley hatte sie verwirrt, denn Detwiler war ganz sicher nicht auf einer Geschäftsreise außerhalb Hongkongs - dessen war sie sich sicher. Schließlich hatte sie erst gestern mit ihm in FengImports gesprochen. Und doch war er seit zwei Monaten nicht mehr zu Hause gewesen! Die quälende Frage, auf die sie noch keine Antwort wußte, war: w eshalb?
Sie versuchte sich zu erinnern, was sie in seinem Haus zu finden erwartet hatte: etwas Unheilvolles, natürlich - denn warum sonst hätte sie die Beretta in ihrer Handtasche gelassen, als sie das Hotel verließ? Inzwischen fand sie die Vorstellung, Detwiler könnte Alec in einem Mansardenzimmerchen oder einem ähnlich entlegenen Winkel des Hauses gefangenhalten, gar nicht mehr so überzeugend. Statt dessen hatte sie eine elegante Vorstadtvilla und eine ergebene Haushälterin vorgefunden; und was Mrs. O'Malley betraf, war Mrs. Pollifax überzeugt, sie hätte Alec - würde er tatsächlich im Hause festgehalten - in die Küche geschleppt, um mit ihm bei einer Tasse Tee ein Schwätzchen zu halten.
»Irgend etwas muß ich übersehen haben«, dachte sie. »Ich muß endlich aufhören, irgendwelchen Hirngespinsten und vorgefaßten Meinungen nachzujagen...Ich muß meine Gedanken davon freimachen, um klarsehen zu können, was mir bisher entgangen ist...«
Um zehn Uhr desselben Abends fuhr Mrs. Pollifax erneut durch die Straßen von Hongkong, um zum zweiten Mal heimlich Sheng Ti zu treffen: diesmal jedoch war sie in Begleitung von Robin.
Sie hatten sich im Lastenaufzug getroffen, als sie gerade das Hotel verlassen wollte. »Hier trifft man das erlesenste Publikum «, hatte Robin gespöttelt, als im Untergeschoß sich die Tür des Aufzugs langsam öffnete und sie verblüfft in Robins Gesicht gestarrt hatte. »Wohin des Wegs, meine liebe Mrs. P.?«
»Lotus hat angerufen«, erwiderte sie hastig. »Ich bin unterwegs zur Dragon Alley, und hab's eilig, denn sie konnte sich ihrer Zimmergenossinnen nur für eine halbe Stunde entledigen.«
»Ich begleite dich«, sagte er kurzentschlossen und nahm sie beim Arm. »Der Renault steht vor dem Eingang, und ich würde diesen jungen Mann sehr gerne kennenlernen.«
»Warst du am Flughafen?«
Er hielt ihr die Wagentür auf. »Ja. Die beiden Männer von Interpol habe ich bereits mit Marko zusammengebracht. Krugg löst Marko in der Dragon Alley ab, der dann Upshot zu unserem Beobachtungspunkt in der Seitenstraße bringt und anschließend ins Hotel zurückkehrt, um was zu essen und sich aufs Ohr zu hauen. Bisher habe sich nichts Besonderes getan, meinte Marko; außer daß Sheng Ti gegen halb sechs den Laden verlassen hat, mit zwei in braunem Papier verpackten Päckchen unter dem Arm. Um sieben kam er dann zurück - ohne die beiden Päckchen. Ich würde verdammt gerne wissen, was er da weggebracht hat.«
»Und ich«, sagte Mrs. Pollifax, »werde ihn fragen, wo sich Mr. Detwiler aufhält.« Sie berichtete ihm von der Umfrage und schilderte kurz, was sie dabei in Erfahrung gebracht hatte.
»Du warst fleißig, Mrs. Pollifax«, bemerkte Robin und warf ihr einen anerkennenden Blick zu. »Wie bist du nur auf diese Idee gekommen?«
»Ich habe die ganze Geschichte noch einmal durchgedacht und mich erinnert, daß ich schließlich seinetwegen in Hongkong bin«, erwiderte sie.
»Natürlich - ja«, gab er etwas verwundert zu.
Sie lächelte. »Außerdem habe ich Cyrus geschrieben, meine Yogaübungen nicht vergessen und Mr. Hitchens in den Abendnachrichten bewundert. Ich fand, er hat seine Sache sehr professionell gemacht - wie er mit den Fragen der Journalisten umging und dabei niemals der Eindruck entstand, er könnte außer Alec Wi irgend jemanden in Hongkong kennen.«
»Um so besser für ihn. Mir fällt ein Stein vom Herzen.«
»Übrigens«, fügte sie hinzu, »bringt die Abendausgabe der Zeitung auf der Titelseite ein Bild von Alec Wi mit der Überschrift: ›WER HAT DIESEN MANN GESEHEN?‹ Ich hab' sie dabei, um das Bild Lotus und Sheng Ti zu zeigen.«
»Allmählich finde ich es unheimlich, daß dir anscheinend
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